Die Kreisbauernschaft fragt: Passt das Erntedankfest noch in unsere Zeit? Foto: Symbolbild (pixabay)
Die Kreisbauernschaft fragt: Passt das Erntedankfest noch in unsere Zeit? Foto: Symbolbild (pixabay)

Kreis Mettmann. Die Kreisbauernschaft Mettmann hat die Erntekrone an Düsseldorfs Oberbürgermeister Thomas Geisel auf dem landwirtschaftlichen Betrieb der Familie Joachim von Holtum in Düsseldorf übergeben. 

„Passt das Erntedankfest noch in unsere Zeit?“, hinterfragte Martin Dahlmann, Vorsitzender der Kreisbauernschaft Mettmann, bei der Übergabe der Erntekrone an Düsseldorfs Oberbürgermeister Thomas Geisel.

Denn angesichts der kritischen Berichterstattungen zum Thema Landwirtschaft zweifelten viele Landwirte daran, dass die Gesellschaft noch die sichere und regionale Erzeugung von Lebensmitteln wertschätze. „Ob Starkregen oder Dürre, die Regale im Lebensmittelgeschäft sind stets gut gefüllt, die Angebote fast unüberschaubar groß. Wer dies als selbstverständlich empfindet, dem fällt es am Ende auch schwer zu danken“, gab Dahlmann zu Bedenken.

Das Thema Klimaschutz stellte Dahlmann ins Zentrum seiner Erntedankrede. Landwirte spürten die Veränderungen des Klimas und dessen Auswirkungen am stärksten, da sie unter freiem Himmel arbeiteten. Die Lösungen seien komplex und die Landwirtschaft engagierten sich stetig dafür, den aktuellen Ausstoß von sieben Prozent an den Emissionen weiter zu senken.

„Aber es macht keinen Sinn, einseitig auf die Reduktion der deutschen Emissionen zu schielen. Was soll es für das Klima bringen, wenn wir in Deutschland eine klimaeffiziente Kuh abschaffen und diese durch zwei nicht so leistungsfähige Kühe irgendwo auf diesem Planeten ersetzen?“, so Dahlmann und rechnete vor: „Bei der Produktion von einem Liter Milch zum Beispiel werden durch die Entstehung von Methan in Deutschland ca. 1,1 Kilogramm CO2-Äquivalente freigesetzt. Das liegt deutlich unter dem weltweiten Durchschnitt von 2,4 Kilogramm und ist weit entfernt von den Emissionswerten Asiens mit 3,5 Kilogramm CO2-Äquivalent je Liter Milch. Leider werden solche Zusammenhänge in der aufgeregten Diskussion um die schnelle Klimarettung allzu häufig ausgeblendet.“

Weiter kritisierte der Vorsitzende das Handelsabkommen Mercosur mit den südamerikanischen Staaten: „Während wir über nahende Klimakatastrophen, Pflanzenschutzmittelverbote und Insektensterben diskutieren, soll ein Abkommen abgeschlossen werden, das bei einer Zunahme der Importe dazu führen kann, dass noch mehr Regenwald gerodet wird.“ Zudem würden unter den tropischen Bedingungen Brasiliens mehr und teilweise in Europa bereits seit Jahren verbotene Pflanzenschutzmittel eingesetzt. 

Dahlmann spricht von einer „Doppelmoral“ und appelliert an die Politik: „Unfairer Wettbewerb beim Umwelt- und Klimaschutz sowie bei den Sozialstandards, der unsere bäuerlichen Familienbetriebe gefährdet, ist das Gegenteil einer nachhaltigen Landwirtschaftspolitik.“ Während hierzulande Bauern mit einer Auflagenflut überzogen würden, nehme man einen Raubbau an der Natur in anderen Ländern der Welt einfach hin.

Als Beispiel nannte Dahlmann das von der Bundesregierung vor wenigen Wochen verabschiedete „Aktionsprogramm Insektenschutz“, das bis zu 20 Prozent der landwirtschaftlichen Fläche Deutschlands der Bewirtschaftung in ihrer bisherigen Form entziehe. Damit und mit vielen weiteren Auflagen werde die Zukunft der von bäuerlichen Familienbetrieben getragenen Landwirtschaft im Rheinland aufs Spiel gesetzt.