Graffiti auf der Wand des Kinder- und Jugendhauses in Wülfrath. Foto: Kling
Graffiti auf der Wand des Kinder- und Jugendhauses in Wülfrath. Foto: Kling

Wülfrath (hjk). Ich muss anhalten. Vor meinem Auto geht eine ältere Frau über die Straße. Es dauert, weil sie Probleme hat, den Rollator auf die Bordsteinkante zu bekommen. Hinter mir: hupt einer. Geht’s noch?

Im Auto traut sich immer schon der ein oder andere etwas eher, seinen Aggressionen freien Lauf zu lassen, geschützt durch die vermeintliche Anonymität und das ebenso vermeintliche Alleinsein. Da kann man die anderen schon mal als Idioten oder Schlimmeres beschimpfen. Hört ja keiner.

Dann kam das Internet. Während das Presserecht es Zeitungen verbietet, Leserbriefe mit beleidigendem Inhalt zu veröffentlichen, haben Leute das Netz dafür entdeckt, ihre Wut und ihren Hass rauszuhauen. Bislang meist ohne Konsequenzen. Der Geburtsfehler des Netzes. Wo sind eigentlich Anstand und Respekt geblieben? Auf der Strecke?

Was bedeutet das eigentlich: Respekt? Die Wülfrather Expertenrunde Gewaltprävention hat dazu einen Fragebogen erstellt. Denn: „Respektlosigkeit ist der Anfang von Gewalt“, sagt ein Mitglied der Runde, die ihre Aktionen in diesem Jahr unter die Überschrift „Respekt“ gestellt hat.

Das Logo dazu ist aus einem Graffiti entstanden, von denen einige die Wand des Kinder- und Jugendhauses an der Schulstraße zieren.

Dort findet auch am Dienstag die erste Aktion statt: Respekt im Internet. Was macht man eigentlich, wenn irgendwelche Leute in den „sozialen Medien“ wieder jeglichen Respekt vermissen lassen, andere beschimpfen oder gar bedrohen? Verstärke ich die Beleidigung nicht sogar noch, wenn ich auf sie antworte, weil ich ihr so zu noch mehr Aufmerksamkeit verhelfe?

„Der Ton wird rauer auf allen Ebenen“, berichtet jemand anderes aus der Expertenrunde. „Auch der Respekt gegenüber Rettungs- und Einsatzkräfte nimmt leider ab“, schildert Michaela Berster, Dezernatsleiterin im Wülfrather Rathaus. Gegenüber Menschen, die anderen helfen, sie retten wollen? Geht’s noch?

Vor etwa zehn Jahren hat Bürgermeisterin Claudia Panke die Expertenrunde ins Leben gerufen. Seitdem beschäftigen sich Vertreter von Stadt, Verbänden und Vereinen, Kirchen und Polizei mit der Frage, wie sich Gewalt verhindern lässt.

„Respekt“ ist eine Antwort. Eine Fragebogenaktion ruft die Menschen dazu auf, sich über das Thema Gedanken zu machen, negative oder positive Erlebnisse aufzuschreiben. Der Fragebogen findet sich auf der Internetseite der Stadt Wülfrath (www.wuelfrath.net), Antworten per E-Mail an [email protected].

„Respektlosigkeit ist der erste Schritt zur Gewalt“: Die Wülfrather „Expertenrunde für Gewaltprävention“ will für mehr Respekt werben.

Gedanken in Bilder umgesetzt haben junge Leute, die an dem Wettbewerb des Kreises „Kreativ gegen Rassismus“ teilgenommen haben. Die Werke der Preisträger und 27 andere sind bis zum 14. Februar im Foyer des Rathauses zu sehen. Eine überaus sehenswerte Ausstellung. Schließlich: Rassismus ist auch eine üble Steigerung von Respektlosigkeit. 

„Kreativ gegen Rassismus“: Sehenswerte Ausstellung im Wülfrather Rathaus.

Am Freitag, 14. Februar, findet ab 16 Uhr die Aktion „One Billio Rising“ auf dem Heumarkt statt. Frauen und Männer in aller Welt erheben sich, um ein Ende der Gewalt zu fordern, die Frauen angetan wird. Die Teilnahme ist offen für alle. Wer möchte, kann vorher die Choreografie üben: am Donnerstag, 13. Februar, von 16.30  bis 17.30 Uhr im Rathaus.

Mehr unter: https://supertipp-online.de/2020/02/08/one-billion-rising-in-wuelfrath-tanzen-als-zeichen-gegen-gewalt-an-frauen/

Um Hass im Internet geht es (unter anderem) bei dieser Veranstaltung: https://supertipp-online.de/2020/02/05/zu-fake-news-und-hass-im-netz-workshop-in-wuelfrath-am-safer-internet-day/