Nachhaltiger Fahren: Der TÜV Nord gibt Tipps. Foto: pixabay
Nachhaltiger Fahren: Der TÜV Nord gibt Tipps. Foto: pixabay

Mülheim an der Ruhr. Das Thema Nachhaltigkeit spielt nicht zuletzt in der Verkehrsdebatte eine immer größer werdende Rolle. Doch auch wer auf sein Auto angewiesen ist, kann unter Berücksichtigung einiger Tipps und Tricks seinen ökologischen Fußabdruck durch bewusstes Fahren geringer halten. Dietmar Bley, Leiter der TÜV-Station in Mülheim an der Ruhr erklärt, worauf man dabei achten sollte.

„15,2 Prozent des deutschlandweiten CO2Ausstoßes waren 2017 auf den Straßenverkehr zurückzuführen“, so der TÜV Nord. „Der öffentliche Nahverkehr und das Fahrrad stellen insbesondere in den Städten die umweltfreundlichsten Fortbewegungsmittel dar“. Nicht immer lässt sich die Fahrt mit dem Auto jedoch vermeiden. Ressourcen sparen können Fahrerinnen und Fahrer dann trotzdem.

Autokauf: Vorüberlegungen treffen

Wer heute über die Anschaffung eines Fahrzeugs nachdenkt, hat die Wahl zwischen unterschiedlichen Antriebsarten. Bis Oktober 2019 waren 284.000 Elektroautos emissionsfrei auf den Straßen unterwegs, Tendenz steigend, so der TÜV Nord. Sie erzeugten lediglich bei ihrer Produktion CO2. „Aber auch bei Verbrennern gibt es Unterschiede bezüglich ihrer Umweltverträglichkeit“, sagt der TÜV-Experte, „deshalb sollte man sich vor dem Kauf genau mit Energieverbrauch und CO2-Ausstoß bei Produktion und Nutzung auseinandersetzen.“

Über die Auswahl des Modells hinaus, stellt sich oft auch die Frage nach Neu- oder Gebrauchtwagen. Ein gebrauchtes Auto ist nicht nur günstiger in der Anschaffung, sondern auch insofern nachhaltiger als ein neues, als dass es nicht extra neu produziert werden muss. Das schont natürliche Ressourcen und spart Energie, sofern das Modell der Wahl einen niedrigen Spritverbrauch hat.

Alternative: Fahrgemeinschaften bilden

Ebenfalls eine Möglichkeit, Energie mehrfach zu nutzen und CO2 einzusparen, ist die Bildung von Fahrgemeinschaften. Oft fahren viele Menschen eine Strecke allein, obwohl sie fast den gleichen Start- und Zielpunkt haben. Das ist nicht nur schlecht für Umwelt und Geldbeutel, sondern verstopft auch die Straßen unnötig. „Deshalb ergibt es Sinn, sich unter Nachbarn und Kollegen umzuhören. Eine weitere einfache Möglichkeit zum Bilden von Fahrgemeinschaften bieten dafür vorgesehene Apps“, so Bley.

Bereits vor Fahrtantritt kann man die Voraussetzungen für eine möglichst umweltschonende Autonutzung schaffen. „Dazu gehört ein sauberer und einwandfreier Luftfilter. Ist dieser verschmutzt oder verstopft, steigt der Kraftstoffverbrauch“, erklärt Dietmar Bley, Leiter der TÜV-Station Mülheim/Ruhr. Ist das der Fall, sollte man den Filter zeitnah auswechseln, um eine unnötige Umweltbelastung zu vermeiden.

Möglichst wenig Rollwiderstand

Ebenfalls einen Einfluss auf den Spritverbrauch hat der Rollwiderstand der Reifen. „Verwendet man daher Leichtlauföle und Leichtlaufreifen, kann der Kraftstoffverbrauch niedrig gehalten werden.“ Besitzer konventioneller Reifen sollten ganz besonders auf ausreichenden Reifendruck achten: „0,5 bar zu wenig im Reifen erhöhen spürbar den Kraftstoffverbrauch. Bis zu 0,3 bar extra können dem Reifen nicht schaden, senken aber den Rollwiderstand und somit den Verbrauch“, sagt der Stationsleiter.

Nachhaltiges Fahren: "Den größten Einfluss hat der Fahrstil", so TÜV-Experte Bley. Foto: pixabay
Nachhaltiges Fahren: „Den größten Einfluss hat der Fahrstil“, so TÜV-Experte Bley. Foto: pixabay

Mehr Masse bedeutet auch einen höheren Energieaufwand, um den Wagen in Bewegung zu setzen. Schon 100 Kilogramm zusätzlich an Bord erhöhen den Verbrauch um bis zu 0,3 Liter pro 100 gefahrene Kilometer. Außen angebrachtes Zusatzgewicht, wie Dachboxen oder Fahrradträger, schlägt zusätzlich zu Buche. Außerdem erhöhen solche Geräte den Luftwiderstand. „Jeder sollte abwägen, ob der ungenutzte Fahrrad- oder Dachträger spazieren gefahren werden muss, denn dadurch steigen die Umweltbelastung und die Kosten“, weiß Bley.

Den größten Einfluss auf den Kraftstoffverbrauch hat der Fahrstil. Das beginnt schon beim Starten des Motors: Den Wagen sollte man nicht lange warmlaufen lassen, sondern sofort losfahren. „Unmittelbar nach dem Anfahren sollte in den zweiten Gang geschaltet werden. Ein Hochschalten in den jeweils nächsten Gang empfiehlt sich bei etwa 2.000 Umdrehungen“, sagt Dietmar Bley, Leiter der TÜV-Station Mülheim/Ruhr. Beim Fahren liegt der optimale Drehzahlbereich je nach Fahrzeugtyp zwischen etwa 1.500 und 2.000 Umdrehungen. „Hier ist das Verhältnis von Kraftstoffverbrauch und -nutzen am besten“.

Ruhig mal abschalten

Ob am Bahnübergang oder durch eine im Weg stehende Müllabfuhr: Oft läuft unser Motor, obwohl wir uns gerade nicht fortbewegen. Neuere Autos verfügen bereits häufig über eine Abschaltautomatik. Zu Recht, denn ein Motor verbraucht auch im Leerlauf Sprit. Bei älteren Modellen lohnt es sich, sofern die Batterie ausreichend stark ist, ab einer Wartezeit von 10 bis 20 Sekunden an roten Ampeln den Motor abzuschalten.

Vorausschauendes Fahren spart Ressourcen: Wer häufig bremsen und wieder beschleunigen muss, verbraucht mehr Kraftstoff. Foto: pixabay
Vorausschauendes Fahren spart Ressourcen: Wer häufig bremsen und wieder beschleunigen muss, verbraucht mehr Kraftstoff. Foto: pixabay

Besonders wichtig ist vorausschauendes Fahren, um kurzfristige Sprints und harte Bremsmanöver zu vermeiden. Bley rät: „Wer bereits in der Entfernung die Ampel auf Rot umspringen sieht, sollte rechtzeitig den Fuß vom Gas nehmen und die motoreigene Bremswirkung nutzen.“ Eine gleichmäßige Fahrweise, das ‚Mitschwimmen im Verkehrsfluss‘, hilft, sparsamer und entspannter ans Ziel zu kommen. Vor allem auf Autobahnen und Schnellstraßen ist zudem eine konstante Geschwindigkeit einem ständig wechselnden Fahrtempo vorzuziehen. „Wer häufig bremsen und wieder beschleunigen muss, verbraucht mehr Kraftstoff als ein Fahrer mit gleichmäßigem Tempo“, sagt der TÜV-Experte.

Sitzheizung, Gebläse, Soundsystem und Beleuchtung – mit dem erhöhten Strombedarf elektronischer Extras steigt auch der Kraftstoffverbrauch des Autos. Besonderen Einfluss hat zum Beispiel die Klimaanlage. Hier schwankt der Mehrverbrauch stark. Auch der Standheizungsbetrieb kostet extra. „Um den zusätzlichen Energieverbrauch durch solche Geräte gering zu halten, sollte man im Sommer versuchen, im Schatten zu parken, um das unnötige Aufheizen des Innenraums zu vermeiden“, rät der Stationsleiter. Bei besonders kalten Temperaturen verhindert das Parken in einer Garage, unter einem Carport oder mit einer Scheibenfolie das Einfrieren der Frontscheibe.

„Berücksichtigt man diese Tipps, lässt sich der negative Einfluss des Autofahrens auf den CO2-Ausstoß etwas verringern. Trotzdem sollte man sich auch überlegen, wann es sinnvoll ist, das Auto stehen zu lassen“, sagt Bley.