In Krisensituationen ist die Gefahr, Gewalt im häuslichen Umfeld zu erfahren erhöht. Foto: pixabay
In Krisensituationen ist die Gefahr, Gewalt im häuslichen Umfeld zu erfahren erhöht. Foto: pixabay

Wülfrath. Die Fachberatungsstellen unterstützen weiterhin, wenn Gewalterfahrungen im häuslichen Umfeld auftreten – auch oder vor allem in Zeiten der Corona-Krise. 

Die Zahl der Infizierten steigt – und damit auch das Risiko, im häuslichen Bereich Opfer von Gewalt zu werden. „Meldungen aus China bestätigen, was Fachberatungsstellen für Betroffene geschlechtsspezifischer Gewalt auch in Deutschland befürchten“, so die städtische Verwaltung. In der aktuellen Krisensituation, mit ihren starken Einschränkungen im öffentlichen Leben, steige die Gefahr für Frauen und Kinder, häusliche und sexualisierte Gewalt zu erfahren.

Das eigene Zuhause ist dann oftmals kein sicherer Ort: „Laut einer Pekinger Frauenrechtsorganisation war die Zahl der Betroffenen von häuslicher Gewalt, die sich während der verordneten Quarantäne an die Hilfsorganisation gewandt haben, dreimal so hoch wie zuvor“, informiert die Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Wülfrath Gudula Kohn.

Verletzungen fallen weniger auf

Während das Gewaltrisiko steigt, fallen Verletzungen oder Unterstützungsbedarfe von Betroffenen  weniger auf, wenn Betroffene beispielsweise nicht mehr zur Arbeit gehen. Für Kinder, Jugendliche und Erwachsene, die von Gewalt im direkten sozialen Umfeld betroffen sind, kann die aktuelle Situation bedeuten, Tätern, Täterinnen ständig ausgeliefert zu sein.

Die Coronavirus-Lage ist ernst und für Frauen in vielerlei Hinsicht herausfordernd. Sie sind es, die in systemrelevanten Berufen wie der Pflege, Erziehung oder im Einzelhandel arbeiten. „Ihre Arbeitsbedingungen haben sich verschlechtert, bei unverändert schlechter Bezahlung“, mahnt Kohn.

Gleichzeitig stehen Familien derzeit vor der großen Herausforderung, das Zusammenleben mit Kindern, die nicht in die Kita und Schule gehen können, zu organisieren. Auch hier befänden sich Frauen in einer ganz besonderen Belastungssituation, beschreibt Gudula Kohn. Die meisten Frauen stemmen nach wie vor den größten Teil der Sorgearbeit. Zu all dem wachsen die Befürchtungen, dass in anhaltender Isolierung und Quarantäne zuhause die Gewalt in Familie und Partnerschaft massiv ansteigen wird.

Beratungsstellen sind weiterhin erreichbar

„Wir möchten Betroffene und Bezugspersonen ermutigen, sich Unterstützung bei sexualisierter oder häuslicher Gewalt zu suchen und damit nicht allein zu bleiben“, appelliert Gudula Kohn. Fachberatungsstellen und andere Hilfseinrichtungen sind auch weiterhin telefonisch und online erreichbar und unterstützen im Einzelfall.

Die Vernetzungsstellen und die ihnen angeschlossenen Fachberatungsstellen unterstützen außerdem die Aufrufe für eine solidarische Nachbarschaft – ein Ansatz, der auch in Fällen von häuslicher und sexualisierter Gewalt hilfreich ist.

„Wichtig ist es, nicht wegzuschauen, sondern Zivilcourage zu zeigen und Betroffenen Unterstützung anzubieten oder sich selbst über Hilfsangebote zu informieren“, appelliert die Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Wülfrath. Auch Unterstützungspersonen können sich Hilfe holen und beraten lassen, wenn sie unsicher sind, wie sie Betroffene unterstützen können.

Hilfe gibt es beim Sozialdienst Katholischer Frauen und Männer unter der Rufnummer 02104 14190. Auch die Möglichkeit einer persönlichen Beratung kann genutzt werden.