Wülfraths Bürgermeisterin Claudia Panke hat sich am Dienstag im Rat der Stadt verabschiedet. Foto: Stadt Wülfrath

Wülfrath. Bürgermeisterin Dr. Claudia Panke ist am Dienstag im Wülfrather Stadtrat verabschiedet worden. Hier ihre Abschiedsrede (in der vorher verfassten Version):

Das ist ein sehr bewegender Moment für mich! Nun beginnt für mich das Abschiednehmen. Denn in 25 Tagen endet nach elf Jahren meine Amtszeit als Bürgermeisterin von Wülfrath. Bitte erlauben Sie mir, diese Jahre kurz Revue passieren zu lassen und Danke zu sagen.

Vor elf Jahren bin ich mit dem Ziel angetreten, für Wülfrath etwas zu gestalten und es nicht einfach nur zu verwalten. Das bedeutete für mich, Wülfrath mit ganzem Willen zukunftsfähig aufzustellen und seine Selbstständigkeit zu erhalten.

Als allererstes erforderte dies die Festlegung einer Strategie, insbesondere unter dem Aspekt des demographischen Wandels. Für Wülfrath wurde eine starke Schrumpfung vorhergesagt. Im Rahmen der Demographie-Workshops haben die Mitglieder des Rates und der Verwaltung das strategische Ziel „20.000 Einwohner langfristig halten“ festgelegt. Das hieß: Schrumpfung gestalten und aktiv gegensteuern. Oder anders ausgedrückt: „Wir sind klein, aber fein“!

Zu diesem strategischen Ziel haben wir die Handlungsfelder Infrastruktur/ Stadtplanung, Wirtschaftsförderung, Familien und Senioren, Bildung sowie Kultur, Freizeit, Tourismus und Sport gebildet, die wir wiederum mit konkreten Maßnahmen hinterlegt haben.

Stellvertretend für viele Themen in diesen elf ereignisreichen und bewegenden Jahren will ich nur einige nennen, unter anderem das Projekt „Qualifizierte Spiel- und Freiflächenplanung“. Schöne, sichtbare und vor allem erlebbare Ergebnisse sind der Mehrgenerationenpark und der Nachbarschaftsplatz in Rohdenhaus.

Die Maßgabe, alle Schulabschlüsse in Wülfrath möglich zu machen, mündete in die Errichtung der Sekundarschule. Und die Maxime, Familien siedeln sich in Wülfrath an, in den Masterplan Wohnen.

Wie ein roter Faden zieht sich unser Leitziel und die strategische Entwicklung Wülfraths durch die letzten elf Jahre. Von der Bewältigung des demographischen Wandels „Schrumpfung gestalten“ bis zur Strategie Wülfrath 22+, das heißt die Einwohnerzahl zu manifestieren bzw. sogar leicht anwachsen zu lassen.

Immer unter Anpassung der Ziele und Handlungsfelder, so dass die Mobilität, Klima und Umwelt und Digitalisierung neu hinzugekommen sind, damit wir gestalten können und Wülfrath zukunftsfähig bleibt.

Ohne Moos nix los… Mein Hauptziel war es, Wülfrath finanziell und organisatorisch in ein ruhigeres Fahrwasser zu bringen, das heißt vor allem Abbau der Schulden und Tilgung der Altlasten. Vom Nothaushalt kommend, haben wir in diesen Jahren sogar einen Haushaltsausgleich, Tilgung von Krediten und somit eine Absenkung des Schuldenberges erreichen können. Noch in diesem Jahr haben wir den Jahresabschluss 2019 mit einem sechsstelligen Überschuss beschlossen.

In elf Jahren durfte ich viele schöne, berührende Momente erleben. Ich wurde aber auch vor viele Herausforderungen gestellt. Wir alle, nicht nur der Rat, die Verwaltung, sondern die gesamte Bürgerschaft und Gemeinschaft in Wülfrath musste sich der Krisenbewältigung stellen: Das war im Jahr 2015 die Flüchtlingskrise. Aktuell ist es die Corona-Pandemie.

Schwierige Situationen haben mich jedoch immer bestärkt, nach vorne zu gehen. Ich habe in mir eher den Kampfgeist geweckt, „jetzt erst recht“, und ich habe das Ziel gehabt, die Krise konstruktiv zu gestalten.

Damals wie heute können wir die Belastungen, die Herausforderungen und die Veränderungen, die aufgrund der Krisensituation entstehen, nur gemeinsam überwinden. Das haben wir gemeinsam gut geschafft. Ich stolz und glücklich, dass es mir gelungen ist, die Menschen meiner Heimatstadt mit einem Gefühl der Sicherheit und gut durch die Krise zu begleiten.

Wie schon Theodor Fontane sagte: Abschiedsworte müssen kurz sein wie Liebeserklärungen…

Und jetzt ist es Zeit, DANKE zu sagen: Ich bedanke mich bei allen Bürgerinnen und Bürgern für ihr Vertrauen und ihre Unterstützung. Es hat mich mit Stolz und Freude erfüllt, als Wülfratherin für die Stadt und ihre Menschen Verantwortung zu übernehmen.

Es hat mich sehr berührt, wie viele Menschen auf der Straße oder bei anderen Gelegenheiten auf mich zugekommen sind, um zu fragen, warum ich nicht weitermache, und mir für meine Arbeit zu danken.

Ich bedanke mich bei all den Menschen in Wülfrath, die ehrenamtlich tätig sind und uns durch ihr unglaubliches Engagement in so vielen Aufgabenbereichen helfen. Nicht nur in der Krise.

Mein Dank geht an die Mitglieder der Wülfrather Gruppe und der FDP, die mich 2009 erfolgreich als ihre Kandidatin aufgestellt bzw. unterstützt haben. Ich bedanke mich zusätzlich bei den Mitgliedern der CDU, die neben der WG und der FDP mich als ihre Kandidatin in 2014 bei meiner Wiederwahl als Bürgermeisterin unterstützt haben.

Ein großer Dank geht nun Sie, alle im Rat vertretenen Fraktionen und Parteien für die konstruktive Zusammenarbeit zum Wohle Wülfraths.

Sie hatten stets ein offenes Ohr, wir haben immer eine Gesprächsebene und vor allem auch Lösungen gefunden. Sicher haben wir auch kontrovers diskutiert, das gehört zu einer Demokratie. Aber wir zumindest haben wir immer gesprochen, und das zeugt von gegenseitiger Achtung und Respekt.

Einen großen und sehr wertschätzenden Dank richte ich an meine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Ihr Fachwissen, ihre Empfehlungen, die Beratungen, die Diskussionen, die Diskretion und die unglaubliche Loyalität habe ich sehr geschätzt. In vielen schwierigen Situationen haben Sie (groß geschrieben) Nehmerqualität und eine Steh-auf-Männchen-Mentalität bewiesen. Die Zusammenarbeit hat mich mit Stolz und Freude erfüllt, und es hat Spaß gemacht, gemeinsam zu gestalten und Teil des Teams Stadt Wülfrath zu sein.

Mein größter emotionaler Dank geht heute an meine Eltern, Familie und Freunde. Sie haben mich bei meinen wegweisenden Entscheidungen unterstützt und bestärkt, sie waren mir Weggefährten, Berater, Kritiker und Motivatoren. Sie gaben mir die Kraft, dieses anspruchsvolle öffentliche Amt auszuüben, und sie gaben mir den Raum und den Schutz, auch einmal privat sein zu dürfen.

Meinem langjährigen dienstlichen Wegbegleiter und nunmehr meinem Nachfolger, Herrn Ritsche, wünsche ich alles nur erdenklich Gute, viel Erfolg und Freude in Ausübung des Bürgermeisteramtes.

Ich wünsche den gewählten Vertreterinnen und Vertretern des neuen Rates eine glückliche Hand, gute Diskussionen und Entscheidungen in der Sache.

Gehen Sie respektvoll mit Ihrem Gegenüber in den Ausschüssen und Ratssitzungen und bei sonstigen Diskussionen – analog oder digital – um!

Und ich habe noch einen Wunsch: Gehen Sie respektvoll und achtsam mit den Beschäftigten in der Verwaltung um. Sie alle wollen dasselbe – etwas bewegen!

Gehen Sie alle gut miteinander um!

Ich bleibe Wülfrath verbunden und, wo es mir möglich ist, setze mich auch künftig für meine Heimatstadt und ihre Menschen ein. Ich freue mich daher auf die kommende Zeit!

Dankeschön für elf bewegende, ereignisreiche und erfüllte Jahre!