Pressegespräch in Corona-Zeiten - auch im Winter bei geöffnetem Fenster: Sabine van Ark, Leiterin der DRK-Kita "Farbenfroh" in Wülfrath, und Wolfgang Peetz von der Initiative "Kinder in Not". Foto: Kling

Wülfrath. Die Initiative „Kinder in Not“ fordert Unterstützung für arme Familien in der Corona-Krise.

Arme Familien seien doppelt und dreifach betroffen, sagt Wolfgang Peetz, Leiter der beim Wülfrather Roten Kreuz angesiedelten Initiative „Kinder in Not“. Sie unterstützt im 16. Jahr Kinder aus bedürftigen Haushalten.

In solchen Familien hätten die Kinder meist keinen eigenen Schreibtisch, kein eigenes Zimmer oder gar einen eigenen Laptop. Wenn Kinder aus Schule und Kindergärten zuhause betreut werden müssten, kämen die Eltern sehr schnell an ihre Belastungsgrenzen, berichtet Peetz.

„Sehr, sehr wütend“ mache ihn in diesem Zusammenhang die Tatsache, dass diese Familien in der Krise keinen Ersatz für die ausfallende Gemeinschaftsverpflegung erhielten. Denn wenn die Eltern ihre Kinder, wie von der Regierung gewünscht, nicht in den Kindergarten oder die Grundschule schickten, werde das Geld fürs Essen einfach eingespart und nicht etwa weitergeleitet.

„Diese Familien am Existenzminium müssen jetzt mehr für Essen bezahlen und auch noch Masken kaufen“, sagt Peetz. In Wülfrath seien von dieser Regelung aktuell 75 Kinder betroffen, denen die Initiative „Kinder in Not“ jetzt mit Gutscheinen im Wert von 20 Euro helfen will. Diese Gutscheine werden über die Kitas den Familien zugestellt.

In einem bundesweiten Aufruf forderten 36 Verbände Corona-Hilfen für arme Familien, erläutert Peetz, der diesen Aufruf unterstützt.

Untersuchungen zufolge besuchen etwa 40 Prozent der Kinder aktuell noch die Kindertagesstätten. Das gilt zum Beispiel auch für die DRK-Kita „Farbenfroh“ in Wülfrath. Kita-Leiterin Sabina van Ark geht aber davon aus, dass es im Februar mehr Kinder werden, die in die Kitas kommen. Viele Familien stießen in dem verlängerten Lockdown an ihre Grenzen bei der Betreuung der Kinder.

Es gebe es auch Familien, die sich in einem Konflikt befänden. Zum einen wollten sie die Kinder zuhause lassen, um sich und Angehörige wie die Großeltern vor einer möglichen Ansteckung zu schützen. Zum anderen sehen sie, dass den Kindern die Kontakte fehlen.

„Wir erleben, dass die Familien sehr verantwortungsbewusst mit der Lage umgehen“, berichtet van Ark. Für die Betreuungskräfte sei die Krise „sehr, sehr nervenaufreibend“, weil die Einrichtung nicht planen könne, wann und ob der reguläre Betrieb wieder aufgenommen wird.

Andererseits bedeute eine höhere Zahl von Kindern in der Kita eine größere Ansteckungsgefahr, auch wenn es bislang noch keinen Fall von Quarantäne gegeben habe.

Zum Teil auf Eis liegen auch die Projekte, mit denen sich die Initiative „Kinder in Not“ für Mädchen und Jungen aus bedürftigen Familien einsetzt. Der Schwimm-Unterricht könne ebensowenig stattfinden wie das „Bildungs-Tandem“ und andere Aktionen.

168 Kinder in der Stadt unterstützt die Initiative mit einem kostenlosen Leseausweis für die Stadtbücherei, die aber ebenfalls geschlossen ist.

Wolfgang Peetz und Sabine van Ark jedenfalls hoffen darauf, dass sinkende Corona- Infektionszahlen ab Mitte Februar wieder eine Öffnung der Einrichtungen in vollem Umfang  möglich machen.