Daniela Lajios (Die Linke):
Daniela Lajios (Die Linke): "Die zweite Welle der Pandemie wird im Gegensatz zu dem, was gerade auf uns zurollt, ein leises Plätschern gewesen sein." Foto: Linke

Kreis Mettmann. Die Linke spricht sich aufgrund des Infektionsgeschehens gegen die Bewerbung des Kreises Mettmann als Modellregion aus.

„Während gerade einmal ein knappes Viertel der bundesdeutschen Bevölkerung die aktuell geltenden Anti-Corona-Maßnahmen für übertrieben hält, soll nach dem Willen von Landrat Thomas Hendele, das öffentliche Leben in allen zehn Kommunen im Kreis Mettmann durch weitreichende Lockerungen wieder hochfahren“, heißt es von der Kreis-Linke. Die Kreistagsgruppe hält diesen Vorstoß zum jetzigen Zeitpunkt für grob fahrlässig.

Die Gefahr von schwerwiegenden Covid-19-Langzeitfolgen und einer drohenden Überlastung der Krankenhäuser sei nie größer als in der anlaufenden dritten Welle gewesen, so Daniela Lajios für die Linke unter Hinweis auf die britische Virusvariante B.1.1.7.

Modellrechnungen zufolge würden Lockerungen ähnlich dem Lockdown-light bereits im April zu Inzidenzen von über 300 führen. Aufgrund des sinkenden Alters der Infizierten verlängerten sich die Liegedauern auf den Kranken- und Intensivstationen.

„Auch wir wünschen uns, dass allen Bürgerinnen und Bürgern mehr Perspektive in dieser mehr als schwierigen Zeit aufgezeigt werden könnte“, so Lajios. „Ohne einen harten Lockdown im Vorfeld oder Ausgangssperren sind diese Perspektiven mit dem derzeitigen Infektionsgeschehen auf der einen und dem Fortschritt der Impfaktion auf der anderen Seite jedoch nicht zu bewerkstelligen“.

Linke spricht von „gefährlichem Aktionismus“

Die Linke sei nicht grundsätzlich gegen eine Modellregion mit Vorbildcharakter – zum Beispiel bei der Impfgeschwindigkeit. „Aber gerade da hat der Kreis Mettmann als Schlusslicht in der NRW Impfstatistik wenig vorzuweisen“, meint Lajios. Modellregionen nach dem Gusto der NRW-Landesregierung seien gefährlicher Aktionismus zur kurzfristigen Linderung des Frusts und Vertrauensverlusts der Bürger gegenüber der Politik.

Als Vorbild für die Öffnungen wird das Testregime in der Stadt Tübingen herangezogen. „Während Tübingen die Beschaffung der Tests selbstständig organisiert hat, sind wir im Kreis Mettmann noch nicht einmal dazu in der Lage, Schulen, Kitas und Pflegeheime ausreichend durch zu Tests zu schützen. Seit Montag sind auch große Schwächen bei der Verfügbarkeit der kostenlosen Schnelltests für Einkäufe ins Licht gerückt“, ergänzt Daniela Lajios. Die Tests seien keine Garantie für die notwendige Eindämmung des Infektionsgeschehens.

„Die zweite Welle der Pandemie wird im Gegensatz zu dem, was gerade auf uns zurollt, ein leises Plätschern gewesen sein. Die dritte Welle und ihre Ausmaße sind maßgeblich durch die Politik verschuldet. Bund, Land und Kreis haben es in den letzten zwölf Monaten nicht geschafft, die Weichen für weitreichende Lockerungen zu stellen. In dieser Situation trotzdem die Fahne in den Wind zu halten und auf kurzfristige Linderung der Frustsymptome zu setzen, ist grob fahrlässig“, erklärt Lajios abschließend.

Die Linke im Kreistag Mettmann spricht sich gegen die Bewerbung des Kreises Mettmann zur Modellregion aus.