Aus Sicherheitsgründen kann es auch in der Brut- und Schutzzeit zu Baumfällungen kommen. Foto: Volkmann
Aus Sicherheitsgründen kann es auch in der Brut- und Schutzzeit zu Baumfällungen kommen. Foto: Volkmann

Erkrath. Der NRW-Landesbetrieb Wald und Holz hat mitgeteilt, dass es am Thekhaus zu Baumfällungen kommt. Diese müssten aus Gründen der Verkehrssicherheit erfolgen.

„Voraussichtlich in der zweiten Maiwoche müssen zur Herstellung der Verkehrssicherheit an der Straße Thekhaus zwischen der Bebauungsgrenze und dem Neandertal auf einer privaten Waldfläche 14 Bäume entnommen werden“, das teilt Sven Glück vom Landesbetrieb Wald und Holz NRW mit. Die Bäume seien allesamt abgestorben oder stark durch das Eschentriebsterben geschädigt; die Standfestigkeit sei bis zum Ende der Brut- und Setzzeit nicht mehr gegeben ist.

„In den vergangenen Wochen ist bereits ein Baum in einer Faulstelle gebrochen“, so Glück. „Die Dringlichkeit der Maßnahme wird hierdurch verdeutlicht. Der Asphaltweg am Thekhauser Bach ist ein stark frequentierter Verbindungsweg zwischen Alt-Hochdahl und dem Neanderthal-Museum bzw. -spielplatz. „

Fußgänger und Radfahrer bittet der Landesbetrieb, auf die Fällarbeiten Rücksicht zu nehmen und kurzfristige Sperrungen während der Fällung zu respektieren.

Abwägung der Naturschutzinteressen

Das betroffene Waldstück sei Teil des FFH-Gebietes Neandertal und als Erlen-Eschen-Auenwald besonders geschützt, so der Landesbetrieb. Die Maßnahme erfolge daher in Abstimmung mit der Unteren Naturschutzbehörde.

„Insbesondere auf Amphibien und die lebensraumtypische Bodenflora wird bei den Fällungen besondere Rücksicht genommen“, erklärt Sven Glück. Eine entsprechende naturschutzfachliche Expertise werde bei der Maßnahme berücksichtigt.

„Aufgrund der begonnenen Brut- und Setzzeit werden ausschließlich Bäume entnommen, bei denen von einer unmittelbaren Gefährdung auszugehen ist. Weitere Fällmaßnahmen könnten daher ggf. schon im Herbst notwendig werden.“

Eschentriebsterben macht Maßnahme notwendig

Das durch den Pilz „Falsches Weißes Stängelbecherchen“ (Hymenoscyphus fraxineus) verursachte Eschentriebsterben bedroht seit etwa 2006 Eschenbestände in Mitteleuropa. Das erklärt „Holz und Wald NRW“ zu den Hintergründen. Der ursprünglich aus Ostasien stammende Pilz führe zum Absterben von Blättern und Trieben. Zudem komme es besonders in feuchten Lagen zu Fäulnis im unteren Stamm- und Wurzelbereich, wodurch die Standfestigkeit massiv abnimmt.

„Beide Phänomene sind im Neandertal zu beobachten“, informiert Sven Glück. „Viele Eschen scheinen hier eine kritische Schadschwelle erreicht zu haben. Eschen die keine Verkehrsgefährdung darstellen, werden bei Fällmaßnahmen in der Regel im Wald belassen. Dadurch, so die Hoffnung, könnten sich Baumindividuen entwickeln, die gegen den Pilz resistent sind.“

Die Ursache im Falle des Eschentriebsterbens sei die Einschleppung von gebietsfremden Organismen im Zuge des globalen Handels, heißt es aus dem Regionalforstamt Bergisches Land. Weitere Beispiele für diesen Zusammenhang seien das Ulmensterben sowie die Rußrindenerkrankung am Ahorn. „Durch beide Aspekte, Klimawandel und neue Schadorganismen, steht der Wald massiv unter Druck“, erklärt Sven Glück. „Die Entnahme der Eschen am Thekhaus ist höchst bedauerlich. Naturnaher Wald ist ein wichtiger Rückzugsraum für die Natur gerade im Ballungsraum.“

Sven Glück weiter: „Der bei der Maßnahme betroffene Eschen-Erlen-Auenwald ist als wertvoller Waldlebensraum durch EU-Recht besonders geschützt. Zudem ist der Wald in Stadtnähe auch für die Erholung der Menschen wichtig. So groß der Nutzen des Waldes gerade im Ballungsraum ist, so schwierig ist dort jedoch auch der Erhalt alter und/oder ökologisch wertvoller Bäume. Eine hohe Wegedichte macht hier immer wieder Verkehrssicherungsmaßnahmen notwendig. Alte und kranke Bäume – also oft die ökologisch besonders wertvollen – können daher entlang von Straßen, Bahnlinien, Wohnbebauung etc. ganz absehbar nicht bis zum natürlichen Verfall „Wald bleiben“.“