Gregor Berghausen, IHK-Hauptgeschäftsführer Foto: Mathias Kehren
Gregor Berghausen, IHK-Hauptgeschäftsführer Foto: Mathias Kehren

Düsseldorf. Die Situation der Unternehmen in der Region Düsseldorf/Mittlerer Niederrhein könnte kaum unterschiedlicher sein. Das meldet die Industrie- und Handelskammer.

Auf der einen Seite melden vor allem Industriebetriebe und industrienahe Unternehmen eine zunehmend bessere Lage. Auf der anderen Seite befinden sich zahlreiche kontaktintensive Branchen, wie etwa der Einzelhandel und viele Dienstleister, seit mittlerweile mehr als fünf Monaten im Lockdown.

„Insgesamt betrachtet ist die Entwicklung der Wirtschaft vor dem Hintergrund der weiterhin starken Einschränkungen aber positiv.“ So bewerten Gregor Berghausen, Hauptgeschäftsführer der IHK Düsseldorf, und Jürgen Steinmetz, Hauptgeschäftsführer der IHK Mittlerer Niederrhein, gemeinsam das Ergebnis der Konjunkturumfrage der IHKs Düsseldorf und Mittlerer Niederrhein bei rund 800 Unternehmen mit etwa 75.000 Beschäftigten.

Dass sich die konjunkturelle Lage seit Jahresbeginn trotz der dauerhaften Einschränkungen spürbar verbessert hab, liege insbesondere an den verarbeitenden Unternehmen. 34,9 Prozent der Industriebetriebe melden eine gute, 17,5 Prozent eine schlechte Lage.

Der Geschäftslageindikator in der Industrie klettert damit von -7,5 auf 17,4 Punkte, während der Anstieg über alle Branchen hinweg deutlich geringer ist (8,1 nach zuvor -8,3 Punkte).

„Die wieder verbesserte Auftragslage des verarbeitenden Gewerbes wirkt sich ebenso auf den produktionsverbindenden Großhandel und viele industrienahe Dienstleister aus“, erläutert Steinmetz. „Dieser Teil der Wirtschaft hat sich von den pandemiebedingten Einschränkungen nun abgekoppelt.“ Dies sei ein Beleg dafür, wie widerstandsfähig die exportorientierte Wirtschaft in der Region ist. Zudem zeige sich, wie wichtig die Industrie für viele weitere Branchen sei.

„Insbesondere aus dem außereuropäischen Ausland spürt die Industrie Impulse“, berichten die Kammern. „Die Nachfrage aus China und den USA hat zuletzt deutlich zugenommen.“

In den Vereinigten Staaten habe die Biden-Administration ein 1,9 Billionen-Dollar-Wachstumspaket auf den Weg gebracht, und der Fünfjahres-Plan Chinas sehe ein Wachstum von sechs Prozent in diesem Jahr vor und sorge auch für Aufträge für deutsche Unternehmen.

Dennoch ist der IHK-Hauptgeschäftsführer beim Blick auf die Daten vorsichtig. „Die Kapazitätsauslastung liegt immer noch knapp unter der 80-Prozent-Marke. Sie ist zwar spürbar gestiegen, allerdings gibt es noch Luft nach oben“, so Gregor Berghausen.

Im Gegensatz zur Industrie melden die von den pandemiebedingten Einschränkungen besonders betroffenen Branchen weiterhin eine kritische Lage. „Das betrifft insbesondere den Einzelhandel, der seit nunmehr fünf Monaten geschlossen ist oder nur unter sehr rigiden Auflagen öffnen kann“, erläutert Berghausen. Nur 22,9 Prozent der Händler bewerten ihre Situation gut, 39,8 Prozent beurteilen sie als schlecht. „Auch die konsumnahen Großhändler sowie kontaktintensive Dienstleister wie die Freizeitwirtschaft und das Gastgewerbe melden aufgrund der Beschränkungen eine schlechte Lage“, so Berghausen.

Deswegen begrüßen beide IHK-Hauptgeschäftsführer, dass die besonders betroffenen Branchen, durch die in dieser Woche in Kraft getretene Corona-Schutzverordnung erste Perspektiven erhalten. Berghausen und Steinmetz betonen allerdings auch, dass mit den Erleichterungen noch nicht gewährleistet ist, dass alle Geschäftsmodelle zeitnah wieder tragfähig werden.

Die IHKs Düsseldorf und Mittlerer Niederrhein gehen in ihrem Konjunkturbericht davon aus, dass sich die Lage in der Gesamtwirtschaft in den kommenden Monaten weiter verbessern wird.

Positiv für die Menschen in der Region: Die Unternehmen möchten angesichts der positiven Erwartungen wieder zusätzliche Mitarbeiter einstellen.