Michael Ungruhe vom TuS Breitscheid auf seinem Rennrad. Foto: TuS Breitscheid
Michael Ungruhe vom TuS Breitscheid auf seinem Rennrad. Foto: TuS Breitscheid

Ratingen. Im vergangenen Jahr hat Michael Ungruhe sich den Radfahrern des TuS Breitscheid angeschlossen. Seitdem werden Ungruhes Touren immer weiter und höher.

Vormals hatte Michael Ungruhe die Fußballschuhe geschnürt – bis vor drei Jahren, da beendete eine Verletzung seine Karriere. Ungruhe stieg aufs Fahrrad um. Auf seinen Runden seien ihm mehrfach die Rennrad-Gruppen mit einheitlichem „Ferrari-Trikot“ auf, die sich als die „Speedies“ des TuS Breitscheid herausstellten. Schnell war über die TuS-Website der Kontakt hergestellt, Ungruhe wurde TuS-Mitglied und trägt seither selbst das TuS-Outfit.

Nach einigen längeren Touren in 2020, meist mit den TuS-Speedies, legte Ungruhe in diesem Jahr die Latte höher. Im Juni fuhr er zunächst einmal „im Kreis“. Was sich wenig herausfordernd anhört, entpuppt sich bei näherem Hinsehen als „Mega-Runde“: Vom heimischen Hösel ging´s über Düsseldorf und das niederrheinische Braunkohle-Revier in die Eifel, von dort wieder über den Rhein in das Siebengebirge und durch das bergische Land zurück. 400 Kilometer, gespickt mit über 4.500 Höhenmetern war der „Kreis“ am Ende lang und hoch.

Was für die meisten Radfahrer schon die ultimative Herausforderung ist, war für Ungruhe jedoch nur Vorbereitung auf sein nächstes Ziel: 500 Kilometer an einem Stück und an einem Tag.

Abfahrt gegen Mitternacht

Start war vor Mitternacht: Um 23.30 ging es los in Velbert Nierenhof. Die Kiste mit Wechsel- und Regenkleidung, Getränkepulver, Energieriegel und Werkzeug wurde in das Begleitfahrzeug, das den Teilnehmenden alle 70 Kilometer zur Verfügung stand, gepackt. Dann rollten die Rennräder.

Mit leistungsstarken LED-Leuchten fuhr die Truppe in den ersten Stunden durch die Nacht, begleitet von einigen verwunderten Blicken anderer Nachtschwärmer.

Zwischen 3 und 4 Uhr wurde es etwas ländlicher und das Tempo wurde – auch dank dem leichten Rückenwind – auf über 30 km/h erhöht. So war das erste Zwischenziel – das Hermans Denkmal an der Porta Westfalica – nach 160 Kilometern schon bei Sonnenaufgang erreicht. Neben einem wundervollen Ausblick genossen die Teilnehmer einen heißen Kaffee, den die Besatzung des Begleitfahrzeugs organisiert hatte.

Mit dem Wind im Rücken ging es von dort an flach mit 35 km/h weiter zum Wendepunkt am Steinhuder Meer, welches nach 250 km erreicht wurde. Die böse Vorahnung wurde dann nach dem Richtungswechsel Gewissheit: Wind mit 30 km/h und Böen mit bis zu 70. Gegen Mittag kroch dann Müdigkeit in Ungruhes Knochen und er musste sich ordentlich konzentrieren, um Fahrfehler zu vermeiden. Ab Kilometer 350 setzten auch noch Regenschauer ein und begleiteten die Radler für den Rest des Tages.

Mit Überschuhen und Regenjacke gegen Nässe und Kälte blieb die Stimmung trotzdem gut. Müde und durchnässt beschloss man dann aber beim Stopp bei Kilometer 420 um 50 km abzukürzen und „nur noch die 500 voll zu machen“. So ging es dann am Samstagabend durch Recklinghausen, Herne und Bochum über die letzten 80 km. 60 km vor dem Ziel riss Ungruhe der Schaltzug, sodass er mit seinem Umwerfer nur noch zwischen einem „etwas schweren“ und „dem schwersten“ Gang wählen konnte, was insbesondere bei Hattingen zu einer Herausforderung wurde. Fast pünktlich um Mitternacht Uhr war Ungruhe mit seinen Begleitern wieder zurück in Nierenhof und hatte trotz dieser extremen Strapaze bis auf eine schmerzende Schulter keine körperlichen Beschwerden.

Lange Pause? Nicht so bei Ungruhe: Nun stehen bei ihm Höhenmeter im Mittelpunkt. Mehrere Touren mit jeweils 5.000 Höhenmetern strebt er als Vorbereitung auf den Saison-Höhepunkt an: den Ötztaler Radmarathon.