Das deutsche Biosiegel. Bild: Verbraucherzentrale NRW
Das deutsche Biosiegel. Bild: Verbraucherzentrale NRW

Kreis Mettmann. Drei Fragen über das deutsche Biosiegel an Christiane Kunzel von der Verbraucherzentrale NRW.

Vor 20 Jahren, am 5. September 2001, wurde das deutsche Biosiegel eingeführt. Ziel war es, Orientierung in die Siegel-Vielfalt zu bringen und „Bio in die Breite“ zu tragen, so die damalige Landwirtschaftsministerin Renate Künast. Die Nachfrage nach Bio-Lebensmitteln sollte mit Hilfe einer breiten Werbekampagne gesteigert werden. Und mehr Menschen sollten Bio-Lebensmittel auch in normalen Supermärkten oder Discountern erkennen und kaufen können.

Hat sich das deutsche Bio-Siegel am Markt bewährt?
Eindeutig ja. Nach Angaben der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung kennen heute 97 Prozent der Deutschen das deutsche Biosiegel. Die Nachfrage nach Bio-Lebensmitteln ist in den letzten 20 Jahren kontinuierlich und zeitweise rasant gestiegen. Der Erfolg des deutschen Biosiegels veranlasste die EU im Jahr 2010, auch ein Bio-Logo für alle Bio-Produkte einzuführen, die in Europa produziert werden. Das EU-Logo ist Pflicht, das deutsche Logo ist freiwillig.

Welche Vorschriften gelten für das deutsche Bio-Siegel?
Jeder Betrieb, der Bio-Lebensmittel herstellt, weiter verarbeitet und verkauft, wird mindestens einmal im Jahr zusätzlich zu der üblichen Lebensmittelüberwachung von staatlich zugelassenen Öko-Kontrollstellen überprüft. Und alle Produkte, die das deutsche Bio-Siegel tragen, müssen mindestens den Anforderungen der EU-Öko-Verordnung entsprechen. Dazu gehören Vorgaben für die landwirtschaftliche Erzeugung, die Verarbeitung, den Handel und die Vermarktung von Bio-Lebensmitteln. Das bedeutet konkret: Auf chemisch-synthetische Düngemittel und organisch-synthetische Pflanzenschutzmittel wird verzichtet. Die Tierhaltung ist artgerechter und die zulässige Zahl der gehaltenen Tiere ist streng an die Fläche gebunden. Die Futtermittel stammen überwiegend aus eigenem ökologischem Anbau. Weder das Saatgut noch die Futtermittel dürfen genetisch verändert sein. Gentechnisch hergestellte Zusatzstoffe dürfen bei der Weiterverarbeitung nicht eingesetzt werden. Nur etwa ein Achtel der in konventionellen Lebensmitteln erlaubten Zusatzstoffe sind für Bio-Lebensmittel zugelassen.

Sind Bio-Lebensmittel gesünder?
Jein, Bio-Lebensmittel unterscheiden sich kaum im Energie- und Hauptnährstoffgehalt von konventionellen Lebensmitteln. Sie können aber höhere Gehalte an sekundären Pflanzenstoffen mit entzündungshemmender und antibakterieller Wirkung aufweisen, etwa Carotinoide, Polyphenole oder Phytosterine. Sie enthalten zudem deutlich weniger Nitrat und keine oder nur geringe Mengen an Pflanzenschutzmittelrückständen. Das alles leistet auch einen Beitrag zur Erhaltung der Umwelt.

Hintergrundinfo:
Mit dem deutschen Bio-Siegel können alle Bio-Lebensmittel gekennzeichnet werden, die in Deutschland verkauft werden – damit auch Bio-Lebensmittel aus dem Ausland. Fast 94.000 Produkte tragen derzeit das deutsche Bio-Siegel. Aber der größte Teil dieser Produkte wird nach Deutschland importiert. Denn in Deutschland werden weiterhin nur etwas mehr als 10 Prozent der landwirtschaftlichen Fläche nach den Anforderungen des ökologischen Landbaus bewirtschaftet. Es ist daher wichtig, auf die Herkunft der Bio-Lebensmittel zu achten.