Die Beratungsstelle Velbert wird 30 Jahre alt. Sabine Klischat-Tilly gehört seit 2020 zum Team, Andreas Adelberger seit 20 Jahren. Foto: Verbraucherzentrale NRW

Velbert. Seit 30 Jahren gibt es die Beratungsstelle der Verbaucherzentrale NRW in Velbert. 213.000 Ratsuchende haben seither die Dienstleistungen des Teams in Anspruch genommen. 

1991 öffnete die Beratungsstelle in Velbert ihre Türen. Um den 30. Geburtstag ging es jetzt in einem Pressegespäch der Verbraucherzentrale NRW, des Kreises und der Stadt.

Das Ziel, Verbraucher vor Übervorteilung zu schützen und sie bei der Durchsetzung ihrer berechtigten Interessen zu unterstützen, habe auch 2021 nichts von seiner Wichtigkeit eingebüßt. „Nicht erst die Corona-Pandemie zeigt, dass viele Menschen verunsichert und oftmals überfordert sind, wenn es darum geht, ihre Verbraucherrechte wahrzunehmen“, sagte Wolfgang Schuldzinski, Vorstand der NRW-Verbraucherzentrale.

Ratsuchende erhielten stets aktuelle Informationen und kompetente Hilfe bei allen Problemen rund um den privaten Haushalt – zunächst in Papierform, mit der Digitalisierung zunehmend auch online.

Tests zu Produkten und Tipps zu Dienstleistungen waren dabei ebenso gefragt wie die persönliche Rechts- und Versicherungsberatung. Später kamen angesichts knapper werdender privater Haushaltskassen Budgetberatung und Entschuldungshilfe zum Beratungsangebot hinzu.

Beratungsangebote immer wieder angepasst und ausgeweitet

Hatten die Menschen zu Beginn der 1990er-Jahre vor allem Sorgen rund um das Thema Geld und Kredit – sittenwidrige Kredite, Recht auf Girokonto – , tauchte in der Folgezeit bei einer Vielzahl von Reiselustigen das Thema Timesharing-Verträge auf, stark überteuerte und lang laufende Verträge, die in Urlaubslaune abgeschlossen wurden.

Die Jahresberichte der Beratungsstelle zeugten auch von Ratsuchenden, die Schadenersatz verlangten, weil ihr Reiseunternehmen während des Urlaubs Insolvenz anmeldete und eine europäische Pauschalreise-Richtlinie seitens Deutschland nicht rechtzeitig umgesetzt wurde.

„Dauerbrenner“ und neue Herausforderungen der Digitalisierung

Bei allen Anfragen wurden im Lauf der Jahre regelrechte „Dauerbrenner“ sichtbar, die – bei gleichzeitiger Liberalisierung unter anderem von Telekommunikations-, Energie- und Finanzdienstleistungen – bis heute bestehen: Telefonwerbung, Überrumpelung an Haustüre und im Geschäft sowie Beschwerden zu „Vertragsstörungen“, weil die vereinbarte Leistung nicht oder nur schlecht erbracht wurde. Schuldzinski stellte dabei grundsätzlich fest: „Die Digitalisierung fast aller Lebensbereiche sorgt weiterhin für einen hohen Beratungsbedarf vor Ort.“

Praktische Unterstützung beim Energiesparen und beim Klimaschutz

Seit 2012 ergänzt Energieberaterin Susanne Berger von Ratingen aus das Beratungsspektrum mit Informationen und persönlicher Beratung zu energetischer Haussanierung, zum Einsatz erneuerbarer Energien und Klimaschutz. Sie beantwortet Fragen zur Dämmung und zur Heiztechnik sowie zum Energiesparen im Haushalt. Seit 2018 verstärkt Thomas Bertram die Energieberatung im Kreis und bietet in Velbert vor allem Informationsveranstaltung zu Fördermitteln, Solarstrom oder Elektromobilität an – zum Beispiel in der Vesperkirche.

Beratungsstelle seit 2007 in der Friedrichstraße 107

1991 zunächst als sogenannte „Ein-Personen-Beratungsstelle“ an der Hofstraße eingerichtet, wurde es angesichts des wachsenden Beratungsbedarfs im Laufe der Jahre zu eng. 2007 zog die Beratungsstelle an ihren heutigen Standort in der Friedrichstraße 107 um. Seit 2020 verstärkt Sabine Klischat-Tilly als zweite Beratungskraft das Team. Möglich wurde dies dank der Finanzierung durch Land, Kreis und Stadt.

Vorstand Wolfgang Schuldzinski lobte die konstruktive Zusammenarbeit mit dem Kreis Mettmann und der Stadt Velbert und dankte vor allem den politisch Verantwortlichen für die gesicherte Finanzierung. Bürgermeister Dirk Lukrafka und Landrat Thomas Hendele sicherten weitere Unterstützung zu.

Bürgermeister Dirk Lukrafka hob in seinem Glückwunsch die besondere Bedeutung der Verbraucherzentrale für die Stadt Velbert hervor: „Auf die Beratungsstelle wollen wir auch in Zukunft nicht verzichten. Das Angebot ist aus unserer Mitte einfach nicht mehr weg- zudenken“, unterstrich er.

Landrat Thomas Hendele betonte, die Verbraucherzentrale leiste Vorbildliches insbesondere im Bereich Verbraucherrechte und Prävention. „Sie macht sich auf allen Ebenen für eine Verbesserung des Verbraucherschutzes stark. Hierzu spricht sie die Menschen, wie hier in Velbert und im gesamten Kreis, direkt an, berät und klärt sie auf“, sagte Hendele.

Sobald das Corona-Geschehen ein wenig mehr Kontinuität zulasse, sei es erklärtes Ziel von Verbraucherzentrale und Kreis, das Beratungsangebot durch das Team Velbert tageweise auf eine zweite Stadt im nördlichen Kreisgebiet auszuweiten.

Ehrenamt ergänzt die Angebote vor Ort

Erwin Knebel, Vorsitzender des Verwaltungsrates der Verbraucherzentrale NRW und der Arbeitsgemeinschaft der Verbraucher im Kreis Mettmann e.V., erinnerte daran, dass die Verbraucherzentrale ihre Wurzeln in ehrenamtlichen engagierten Frauen- und Familienverbänden hat. Dieses Engagement setze sich in der aufsuchenden Arbeit der Pflegescouts, Digitalpaten und Verbraucherscouts fort, die Senioren mit Verbraucher-Know-how unterstützen und dazu beispielsweise in Begegnungsstätten und Vereine vor Ort gehen.

„Die heutige – oftmals digitale – Konsumwelt stellt hohe Anforderungen. Viele Menschen kommen nicht auf Anhieb und ohne Probleme mit den neuen Angeboten klar. Hier ist eine vertrauensvolle und persönliche Ansprache besonders wichtig“, so Knebel.

Aktionswoche mit vielseitigem Programm

Anlässlich des runden Geburtstags laden die Verbraucherschützer vom 13. bis 17. September zu einer Aktionswoche ein – pandemiebedingt verstärkt mit vielen Online-Angeboten zu den Themen Schutz vor Starkregen, Patientenverfügung, Fahrgastrechte, Strom vom Balkon, Essen auf Rädern, Online-Einkauf für Senioren, Versicherungen für Berufsstarter.

„Für alle Interessierten sollte etwas dabei sein“, so Andreas Adelberger, der seit 20 Jahren die Beratungsstelle leitet. „Mehr als 200.000 Ratsuchende seit Bestehen sind für uns eine eindrucksvolle Anerkennung unserer bisherigen Arbeit – und gleichzeitig Ansporn, unsere Angebote auch künftig an den aktuellen Problemlagen der Verbraucherhaushalte auszurichten.“ An Themen, so ist er sich sicher, wird es nicht mangeln.

Das Programm zur Aktionswoche finden Sie hier.