Gerd Helmut Diestler, Volkswirt der IHK Düsseldorf
Gerd Helmut Diestler, Volkswirt der IHK Düsseldorf. Foto: Mathias Kehren

Kreis Mettmann. Die Stimmung der Wirtschaft im Kreis Mettmann hat sich über den Sommer weiter aufgehellt. Zu diesem Schluss kommt die Industrie- und Handelskammer nach ihrer neusten Konjunkturumfrage.

„Die Unternehmen beurteilen im Herbst 2021 ihre Lage insgesamt etwas besser“, erklärt IHK-Konjunkturexperte Gerd Helmut Diestler. 41 Prozent bezeichneten die Lage sogar als gut (plus gut sechs Punkte). Ihnen stehen nur zwölf Prozent gegenüber, die ihre Geschäftslage als schlecht bezeichnen (minus zwei Punkte).

180 Betriebe mit zusammen rund 19.000 Beschäftigten haben sich unmittelbar nach der Bundestagswahl an der Umfrage beteiligt.

„Damit gestaltet sich die wirtschaftliche Erholung moderat“, erläutert der IHK-Mann. So hatte es die Wirtschaft im Neanderland in der Vorumfrage im Mai dieses Jahres auch erwartet. Engpässe bei Rohstoffen und Logistikkapazitäten sowie stark gestiegene Energiepreise bremsen die Industriekonjunktur.

Auch die Einzelhändler im Kreis beurteilen ihre Lage aktuell nicht besser als im Frühjahr, zeigen sich aber weiterhin zufrieden.

Weitere Ergebnisse der Umfrage: Die Nachfrage sowohl von inländischen wie ausländischen Kunden ist bis zuletzt gestiegen. Trotz der bereits genannten Belastungen rechnet etwa die verarbeitende Industrie mit einer weiteren Zunahme. „Selbst unter den exportierenden Betrieben ist der Anteil der Skeptiker mit gerade noch 25 Prozent der niedrigste Wert in den letzten zehn Jahren“, erklärt Diestler. Vor Jahresfrist hatten sich noch fast 60 Prozent der exportierenden Unternehmen Sorgen um die Entwicklung der Auslandsnachfrage gemacht.

Die Wirtschaft setzt auch weiter auf eine steigende Inlandsnachfrage – auch hier sind die Skeptiker auf 35 Prozent zurückgegangen. Im Spätsommer 2020 hatten sich noch 60 Prozent um die Inlandsnachfrage gesorgt.

38 Prozent der Betriebe erwarten für 2022 eine Verbesserung ihrer Geschäfte. Damit haben die Optimisten um neun Prozentpunkte zugelegt. Zugenommen hat jedoch auch der Anteil der Pessimisten, nämlich um sieben Punkte auf jetzt 19 Prozent. „38 Prozent ist kein überragender Wert, weist aber auf einen moderaten Aufwärtstrend hin“, fasst Diestler zusammen.

Die Wirtschaft im Neanderland hofft, dass sich die negative Entwicklung bei der Versorgung mit Rohstoffen und daraus resultierenden Preissteigerungen, in erster Linie bei den Energiekosten, so nicht fortsetzt, und dass die aktuellen Lieferengpässe auf absehbare Zeit beseitigt werden können. Die Risiken werden allerdings als hoch eingeschätzt: 68 Prozent der verarbeitenden Industrieunternehmen sehen dies in der Rohstoffversorgung und damit verbundenen Preissteigerung gegeben, für 51 Prozent liegt das Hauptrisiko in der Entwicklung der Energiepreise. „Unabhängig von der Rohstoffknappheit und den Energiepreisen hat die Unternehmen auch das Risiko Fachkräftemangel wieder eingeholt. Jeder zweite Betrieb schlägt hier bereits Alarm“, so Diestler.

Auslastung der Maschinen und Anlagen in der verarbeitenden Industrie hat deutlich auf jetzt 80 Prozent zugenommen. Das sei ein hoher Wert, der aber noch genügend Spielraum für Produktionssteigerungen lasse – auch angesichts der immer noch eher verhaltenen Investitionsplanungen.

Sprunghaft gestiegen ist das Motiv, in Umweltschutzmaßnahmen investieren zu wollen. Mit 27 Prozent der Betriebe führt dies aktuell ein doppelt so hoher Anteil an wie in allen Jahren zuvor.

Und auch der Arbeitsmarkt profitiert, denn die Wirtschaft im Kreis Mettmann hat ihre Personalpläne weiter angehoben. Das gilt insbesondere für die Bauwirtschaft – die aber auch am stärksten unter dem Fachkräftemangel leidet. „Auch die verarbeitende Industrie und der Großhandel planen mit Personalaufstockung, während Einzelhandel und Dienstleister sich zurückhaltender geben“, so Diestler