IHK-Geschäftsführer Gregor Berghausen. Foto: IHK Düsseldorf
IHK-Geschäftsführer Gregor Berghausen. Foto: IHK Düsseldorf

Düsseldorf. Die Lockerungen der Corona-Verordnungen, steigende Konsumlaune und zunehmende Investitionen sowie eine hohe Auslandsnachfrage haben in der Wirtschaft im Rheinland zu einem deutlichen Aufschwung geführt. Das zeigt laut IHK Düsseldorf das aktuelle Konjunkturbarometer der Industrie- und Handelskammern im Rheinland.

„Die 2.700 befragten Unternehmen bewerten ihre aktuelle Geschäftslage viel besser als in den Vorumfragen, die noch ganz im Zeichen drastischer Einschränkungen des Wirtschaftslebens standen“, meint Gregor Berghausen, Hauptgeschäftsführer der IHK Düsseldorf. 40 Prozent beschreiben ihre Lage als gut, 15 Prozent sind mit ihrer Situation unzufrieden. Mit einem Saldo von fast 26 Punkten erreicht der Lageindex wieder das Vorkrisenniveau.

Berghausen: „Während die Bauwirtschaft, die IT-Branche und Teile der Industrie die Corona-Krise größtenteils überstanden haben, hat sich die Situation im Gastgewerbe oder im Einzelhandel noch nicht entspannt. Lieferschwierigkeiten für einige Rohstoffe und Vorprodukte sowie steigende Energiepreise belasten viele Industriebetriebe, und in zahlreichen Branchen bremst der Fachkräftemangel die weitere wirtschaftliche Erholung.“

Die Erwartungen für die kommenden Monate sind deshalb zwar klar positiv, allerdings nicht ganz so deutlich wie die Lageeinschätzungen. 31 Prozent rechnen mit einer Verbesserung der Geschäfte.

Mehrheit: Gleichbleibende Entwicklung

Die große Mehrheit (55 Prozent) geht von einer gleichbleibenden Entwicklung aus. Zwischen den einzelnen Branchen zeigen sich dabei deutliche Unterschiede. „Die gut laufende Bauwirtschaft, die Finanzdienstleister und die Gesundheitswirtschaft können sich eine nochmalige Verbesserung kaum vorstellen. Maschinenbau, Elektroindustrie und die IT-Branche rechnen trotz einer guten Lage mit weiteren Verbesserungen. Im Bereich Gastronomie und Tourismus sowie dem stationären Einzelhandel hofft man bei aktuell noch großen Schwierigkeiten auf eine baldige Verbesserung“, erklärt Berghausen.

„Abhängig bleibt die zukünftige Entwicklung natürlich vom weiteren Verlauf der Pandemie und den entsprechenden Reaktionen der Politik, was gerade in den letzten Tagen immer unwägbarer geworden ist“, gibt Berghausen zu bedenken.

Nachwirkungen der Corona-Pandemie und andere Probleme bestimmen die größten Risiken für die weitere wirtschaftliche Entwicklung im Rheinland: Am häufigsten genannt (62 Prozent) werden die steigenden Energie- und Rohstoffpreise. Zum Jahresbeginn bereitete dies nur etwa halb so vielen Unternehmen Kopfschmerzen. In der Industrie sind hiervon 85 Prozent betroffen.

Unternehmen beklagen Fachkräftemangel

Zweitwichtigstes Risiko sei der Fachkräftemangel, resümiert die IHK Düsseldorf zu den Umfrageergebnissen: Dieser werde von 54 Prozent der befragten Unternehmen genannt, gegenüber dem Jahresbeginn eine Zunahme um 20 Prozentpunkte. In einigen Branchen wie dem Gastgewerbe, falle es schwer, in der Pandemie verlorene Fachkräfte und Aushilfen zurückzugewinnen, in anderen Branchen fehle schlicht der Nachwuchs  – so etwa Lkw-Fahrer und Pflegekräfte.

Die verbesserte wirtschaftliche Situation in vielen Betrieben und die freundlicheren Aussichten führen dazu, dass wieder verstärkt investiert und Personal eingestellt werden soll. Gregor Berghausen: „32 Prozent der befragten Unternehmen wollen mehr investieren, nur halb so viele planen Einschnitte in den entsprechenden Budgets. Am vorsichtigsten sind noch die Unternehmen im Gastgewerbe, Tourismus und Einzelhandel, von denen viele in der langen Coronakrise ihre Rücklagen aufgezehrt haben.“ Die größten Zunahmen bei den Investitionen gibt es in der Chemie sowie in der Metall- und Elektroindustrie.

Mit dem sich verstetigenden Aufschwung suchen die Unternehmen wieder verstärkt nach neuem Personal. Dazu Berghausen abschließend: „Fast 27 Prozent wollen ihren Personalbestand erhöhen, weitere 62 Prozent planen keine Veränderungen. IT-Branche, Maschinenbau, Kunststoff- und Elektroindustrie sowie die Beraterbranchen gehen hier voran. Alles in allem zeigt unser gemeinsamer Konjunkturbericht einmal mehr, dass das Rheinland ein starkes Stück Nordrhein-Westfalen ist“.