Wer legt gerade wieder neue Kabel in die Erde? Baustelle in Wülfrath. Foto: Kling

Wer im Internet guckt, egal ob schnell oder langsam, findet problemlos den Begriff „Glasfaser-Desaster“. Und wer in den sozialen Netzwerken das Thema verfolgt, stößt auf unzählige Kommentare erboster Nutzer, die über immer noch viel zu langsames Internet wüten. Dabei hätte alles ganz anders kommen können.

Bereits 1981 hatte die Regierung Schmidt beschlossen, Deutschland mit dem superschnellen Glasfaser auszustatten und einen Anschluss in jedes Haus zu legen. Das berichtete die „Wirtschaftswoche“ bereits 2018 und meinte: „Deutschland würde heute über das dichteste Glasfasernetz der Welt verfügen und wäre bestens auf die digitale Zukunft vorbereitet.“

Doch es kam alles ganz anders. Die Regierung Kohl entschied sich, den Ausbau des TV-Kabels zu forcieren. Die Folgen sind bekannt.

Statt eines koordinierten Ausbaus geht das in Deutschland heute nach dem System Flickenteppich. Statt die Sache selbst in die Hand zu nehmen, versucht der Staat es über Förderprogramme, aktuell beim Programm „weiße Flecken“. Und so bekommt hier mal ein Telekommunikationsunternehmen einen Zuschlag, da ein anderes. Und so werden Millionen versenkt, ach was: Milliarden.

Und die Leute vor Ort verstehen nichts mehr, raufen sich die Haare, dass schon wieder jemand für Glasfaser die Erde aufreißt. Für blöd werden flugs „die bei der Stadt“ erklärt, die für dieses Versagen nun gar nichts können.

Man muss sich nur einmal vorstellen, unsere Vorfahren hätten beim Bau von beispielsweise Abwasserkanälen auf Förderprogramme gesetzt, um zu erkennen, was das für ein Unsinn ist.

In Velbert haben die Stadtwerke schon früh die Breitband-Versorgung zu ihren Aufgaben erklärt. Die Wülfrather Stadtwerke haben in dieser Woche eine Breitband-Gesellschaft gegründet. So könnte ganz Wülfrath Glasfaser bis in jedes Haus bekommen. Mindestens 30 Prozent der Haushalte müssen sich dafür entscheiden, zu dem neuen Anbieter zu wechseln. Dafür sind die Hausanschlüsse kostenlos für die, die sich bis Mitte März anmelden.

Auch wenn es dem kleinen Wülfrath so gelingen könnte, so zu den erste Städten zu gehören, die komplett mit Glasfaser bis ins Haus (und nicht nur bis in den Verteilerkasten) versorgt sind: Aus bundesweiter Sicht ist und bleibt es beim „Glasfaser-Desaster“.