Kreis Mettmann. Die NRW-Initiative „Kurve kriegen“ ist ein kriminalpräventives Angebot für straffällig gewordene Kinder und Jugendliche. Mittlerweile verteilt sie sich auf insgesamt 35 Kreispolizeibehörden. Seit 2016 ist die Initiative auch in der Kreispolizeibehörde Mettmann aktiv.

Das Team besteht aus den polizeilichen Ansprechpartnern Kriminalhauptkommissar Bernd Hildebrand, Kriminalhauptkommissarin Heike Jung und Oberkommissarin Anna Müller-Lindloff sowie den beiden Pädagogischen Fachkräften des Caritasverbandes für den Kreis Mettmann e. V. Nils Ostermann und Petra Bräcklein.

Als im Jahr 2016 Nils Ostermann und Petra Bräcklein vom Caritasverband im Projekt „Kurve kriegen“ bei der Kreispolizeibehörde Mettmann ihre Arbeit aufnahmen, war noch nicht absehbar, dass sich das Projekt zur etablierten Initiative „Kurve kriegen“ des Innenministeriums NRW entwickeln würde.

Die erfahrenden Sozialpädagogen widmen sich zusammen mit der Kriminalpolizei Kindern, die ohne Hilfe von außen Gefahr laufen, sich zu Intensivtätern zu entwickeln. Das Zusammengehen von Polizei- und Sozialarbeit ist keine Selbstverständlichkeit und scheint auf den ersten Blick fremd, doch die Erfahrung der letzten Jahre zeigen, dass beide Berufsbilder sich bei klarer Aufgabenteilung gut ergänzen.

Nils Ostermann berichtet: „In der Gestaltung der verschiedenen Hilfsangebote für unsere Zielgruppe haben Frau Bräcklein und ich als pädagogische Fachkräfte freie Hand.“ Gemeinsam mit verschiedenen Trägern der Kinder- und Jugendhilfe stellen die Fachkräfte den Kindern und Jugendlichen Hilfsangebote mit vielen Facetten zur Seite. Die Brandbreite reicht von Erlebnispädagogik über Kompetenztraining, bis hin zu tiergestützten Angeboten. Dabei stehen sie regelmäßig im Austausch mit den Eltern und den Jugendämtern, die wichtigste Kooperationspartner sind.

Für die Straftaten gibt es die unterschiedlichsten Ursachen. Manchmal sind es die „falschen“ Freunde, ein anderes Mal sind es familiäre Probleme. Die Anfälligkeit für Straftaten in der Persönlichkeit des Kindes zu suchen, ist unbegründet und wenig zielführend. Häufig ist es schwierig, die Gründe für das auffällige Verhalten zu benennen. In der zumeist langfristig angelegten Arbeit bedarf es dann häufig der Korrektur der verschiedenen Hilfen, um das Ziel, die Verhinderung von Straftaten im Auge zu behalten.

Nils Ostermann betont: „Die im Hintergrund agierenden polizeilichen Ansprechpartner Herr Hildebrand, Frau Jung und Frau Müller-Lindloff informieren uns früh, wenn bei den Teilnehmerinnen und Teilnehmern neue Straftaten bekannt werden. So haben wir die Möglichkeit, entsprechend zu reagieren und das straffällige Verhalten kindgerecht zu thematisieren.“

Die Sozialpädagogen erleben immer wieder, wie stark äußere Einflüsse sich auf das straffällige Verhalten der Kinder und Jugendlichen auswirken. So haben die Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie große Veränderungen im Alltag der Teilnehmenden mit sich gebracht. Der in den eineinhalb Jahren in den Schulen stark eingeschränkte Präsenzunterricht und das damit einhergehende „Homeschooling“ sind nicht spurlos an der Psyche vieler Kinder und Jugendlicher vorbeigegangen. So wurde in dem Teilnehmerkreis eine Zunahme von Schulmüdigkeit bzw. Schulabstinenz festgestellt, die die Gefahr zu straffälligem Verhalten begünstigt.

Neben Corona ist auch der Missbrauch der neuen Medien für das Team eine große Herausforderung. In den vielen Anzeigen finden öfter Tatbestände wie beispielsweise Cybermobbing, das Herunterladen von gewaltverherrlichenden und pornographischen Dateien ihren Niederschlag. Um diesen neuen Anforderungen in Zukunft Gerecht zu werden, sind die Pädagogen darauf angewiesen, das Netzwerk mit verschiedenen Institutionen auszubauen, insbesondere mit den Schulen.

„Für unser Team haben sich die Erwartungen erfüllt; seit Beginn der Initiative meldeten sich 50 Teilnehmer mit dem Einverständnis ihrer Eltern an. 23 konnten inzwischen erfolgreich die Initiative verlassen. Strafbare Handlungen gehören nicht mehr zum Alltag“, zieht Nils Ostermann ein rundum positives Fazit.