Die 9-Euro-Tickets gab es auch über digitale Vertriebswege. Foto: Volkmann
Die 9-Euro-Tickets gab es auch über digitale Vertriebswege. Foto: Volkmann

Kreis Mettmann. Ab Juni können die Deutschen bundesweit öffentliche Nahverkehrsmittel mit dem 9-Euro-Ticket vergünstigt nutzen. Die im Kreis Mettmann aktiven Verkehrsunternehmen haben den Verkauf teilweise bereits gestartet. 

Der Bundesrat hat dem vom Bundestag am Donnerstag beschlossenen Finanzierungsgesetz zugestimmt, damit ist der Weg frei für das sogenannte 9-Euro-Ticket. Die vergünstigte Fahrkarte ist Teil eines Entlastungspaketes angesichts der drastisch gestiegenen Energiekosten und soll gleichzeitig mehr Menschen dazu bewegen, auf den öffentlichen Nahverkehr umzusteigen.

Die Wuppertaler Stadtwerke hatten mit dem Verkauf des Tickets bereits per hauseigenen Fahrkarten-App begonnen. Die WSW stießen auf eine positive Resonanz, die sie in dem Maße nicht erwartet hatte: Binnen weniger Stunden seien 1.700 Ticket verkauft worden, freut man sich. Die Erwartungen seien übertroffen worden.

Wo kann man mit den 9-Euro-Tickets fahren?

Die vergünstigten Ticket gelten für Fahrten im öffentlichen Nahverkehr und dort für die zweite Klasse. Die Fahrkarten gelten dabei bundesweit – und damit unabhängig vom Ort des Erwerbs. Wer also ein Ticket im VRR oder bei einem der örtlichen Verkehrsunternehmen kauft, wird damit in der gesamten Bundesrepublik – von Essen bis Hamburg oder Bottrop bis Berlin – fahren können.

Lediglich der Fernverkehr ist tabu. Das 9-Euro-Ticket gilt also nicht im ICE, EC, IC oder in Fernbussen der Deutschen Bahn, und auch nicht in Flix-Zügen oder den Bussen des Unternehmens.

Ansonsten können auch Urlaubsfahrten auch mit dem 9-Euro-Ticket angegangen werden, wenn man sich Verbindungen etwa mit Regionalzügen aussucht, um weitere Strecken zurückzulegen.

Nicht alle Regional-Züge lassen sich allerdings nutzen. Das Ticket gilt nicht für Fern-REs, sondern nur für jene, die die Regio-Sparte der Deutschen Bahn betreibt. Von der Verbindungssuche ausschließen kann man das laut DB aus technischen Gründen nicht: „Dass die Verbindungen in der Reiseauskunft nicht angezeigt werden, lässt sich nicht einstellen“, teilt die Bahn auf Twitter mit. Bei den betroffenen Verbindungen stehe dann ein Hinweis, dass das 9 Euro-Ticket nicht gilt.

Wann und wo kann man das 9-Euro-Ticket kaufen?

Teilweise ist der Verkauf des 9-Euro-Tickets bereits gestartet. Wuppertal war Vorreiter – die dortigen Stadtwerke haben den Erwerb exklusiv via App gestartet. Ab dem 23. Mai werden andere große Anbieter folgen, darunter die Deutsche Bahn.

Die Tickets werden dann online über die Webseiten und Apps, aber auch an Automaten und Reisecentern angeboten. Ähnliches gilt für die Verkehrsverbünde. Hier sind die Verkaufsstarts regional unterschiedlich – in NRW gilt der 23. Mail als geplanter Tag für den Verkaufsstart.

Auch der VRR wird das Ticket über mehrere Vertriebskanäle anbieten: „Der Kauf wird digital über die Apps der Verkehrsunternehmen sowie über einen eigens eingerichteten Online-​Ticketshop möglich sein“, so der Verkehrsverbund Rhein-Ruhr. „Zudem können Sie das Ticket auch vor Ort in Kundenzentren und voraussichtlich an Fahrscheinautomaten erwerben.“

Was kosten die 9-Euro-Tickets?

Ein 9-Euro-Ticket kostet neun Euro für einen Monat. Buchbar sind die Fahrkarten für Juni, Juli und August. Insgesamt laufen demnach Kosten von 27 Euro auf, sofern man das Ticket jeden Monat bucht.

Der VRR informiert hierzu: „Das 9-​Euro-Ticket verlängert sich nicht automatisch, sondern gilt als Monatsticket jeweils bis zum 30. Juni, 31. Juli und 31. August. Das bedeutet auch, dass Tickets, die z. B. erst am 24. Juli gekauft werden, am 31. Juli enden. Für den kompletten Zeitraum muss also dreimal jeweils ein 9-​Euro-Ticket gekauft werden.“

Kinder über sechs Jahren benötigen ein eigenes 9-Euro-Ticket. Kinder im Alter unter sechs Jahren fahren kostenfrei mit.

Eine Fahrradmitnahme umfasst das Ticket nicht, auch eine Mitnahmeregelung für weitere Personen ist laut VRR ist nicht vorgesehen. Gegebenenfalls gibt es in anderen Verkehrsverbünden jedoch abweichende Regelungen. Und Hunde? Laut Verkehrsverbund Rhein-Ruhr fahren Hunde „im VRR in jedem Fall kostenlos mit“.

Für Kunden, die ein Abonnement haben, das auf neun Euro angepasst wird, gibt es eine Besonderheit. Die ursprünglichen Regelungen, etwas zur Mitnahme von Fahrrädern, bleiben bestehen. Der VRR erklärt hierzu: „Ja, im ursprünglichen Geltungsbereich ihres Abotickets bleiben Mitnahmeregelungen und Regelungen zur Übertragbarkeit weiterhin bestehen“. Das gilt aber lediglich in dem Bereich, für das Grund-Tickt gültig ist.

Für Zusatzangebote, so etwa Sammeltaxen oder Taxibusse, gilt das Ticket nicht. Wie der Verein „Pro Bürgerbus“ mitteilt, gilt das 9-Euro-Ticket auch in den Bürgerbussen. Der Verein teilt hierzu in einem Rundbrief mit: „Laut Information des Verkehrsministeriums in Düsseldorf müssen die Bürgerbusvereine das
Ticket anerkennen, unabhängig ob sie einen Inseltarif oder den Gemeinschafts/NRW- Tarif anwenden, weil es bundesweit im gesamten öffentlichen Personennahverkehr gültig ist.“ Zuvor hatten die örtlichen Bürgerbusvereine aus Velbert-Langenberg, Neviges und Heiligenhaus mitgeteilt, dass das 9-Euro-Ticket nicht gelte.

Was ist mit Fahrten nach Venlo?

Das 9-Euro-Ticket gilt deutschlandweit, allerdings nur bis zur Grenze. Die Gültigkeit endet somit laut Verkehrsverbund an der letzten Haltestelle vor der Landesgrenze. Fahrten zum Beispiel nach Venlo, Arnheim oder Nijmegen schlagen somit mit Zusatzkosten zu Buche.

Was gilt für Abonnenten?

Laut VRR muss man als Abonnent nichts tun. Die Kosten würden automatisch umgestellt. Die Verkehrsverbünde wollen ihren Abo-Kunden hierzu schriftlich informieren.

Eine Ausnahme gilt hingegen für Abonnenten der sogenannten Flex-Tickets: Dieses besondere Fahrkarten-Abonnement gilt als „Ticket des Gelegenheitsverkehrs“. Es ist daher von der Aktion ausgeschlossen. „Beide Varianten können jedoch einfach über die App gekündigt werden“, so der VRR. Anschließend kauft man das 9-Euro-Ticket selbst.

Wer über ein Abonnement mit einer Fahrzeit ab 9 Uhr nutzt, kann das 9-Euro-Tickets dennoch regulär nutzen: Die zeitlichen Restriktionen entfallen laut VRR.

Ab 1. September ändert sich dann alles wieder: Das 9-Euro-Ticket ist eine „einmalige Sonderaktion“. Der VRR erklärt hierzu: „Eine dauerhafte Senkung der ÖPNV-​Preise können die Verkehrsunternehmen nicht umsetzen, ohne das Verkehrsangebot stark einzuschränken“. Das könne aktuell nicht gegenfinanziert werden. Takte müssten ausgedünnt und Linien gestrichen werden, zudem würden „wichtige Mittel für den Ausbau des Nahverkehrs in Deutschland fehlen“. Mit dem 1. September 2022 kehren die Verbünde und Verkehrsunternehmen dann wieder zu den regulären Preisen zurück.