Kreis Mettmann. Für ein Musikvideo hat der Winterthurer Dave Curl Frauen aus Monheim am Rhein, Hilden und Wülfrath um Unterstützung gebeten, die wissen, was es heißt, im falschen Körper geboren zu werden. Das fertige Werk gibt es auf Youtube zu sehen. 

Sie fühlen sich im falschen Körper geboren: Transmenschen. Schätzungen zufolge sind in Deutschland ca 500.000 von dem Thema persönlich betroffen, sich im Laufe ihres Lebens eine neue Identität anzunehmen.

Dass diese Umwandlung von der Gesellschaft toleriert und akzeptiert wird, ist nicht selbstverständlich. Das möchte Dave Curl ändern. Um dem Thema Transsexualität mehr Aufmerksamkeit zu schenken, hat der Winterthurer Musiker den Song „Tony“ geschrieben.

Inspiriert hatte ihn Anthony, die im Prozess war, zur Frau zu werden. „Ihre Geschichte berührte mich. Ich habe mich daran erinnert, wie schwierig es war, selbst erwachsen zu werden. Wenn zu diesem Prozess noch der Wunsch des anderen Geschlechts dazu kommt, muss das unglaublich herausfordernd sein“, erzählt der Singer‑Songwriter.

Bevor er den Song veröffentlichte, wollte er ihn von einer Betroffenen absegnen lassen. Dafür hat er verschiedene Organisationen angeschrieben. Allerdings erfolglos. Bis er im Internet auf die deutsche Transfrau Julia Kalder aus Monheim am Rhein stieß. Sie sei begeistert gewesen, wie der Musiker erzählt, der in Teilzeit als Sekundarlehrer arbeitet. Nicht nur vom Song, sondern auch von der Idee des Musikvideos. „Deshalb machten sie und ihre Kolleginnen beim Dreh gleich mit.“ Ein Glücksfall. Denn: „Ich hatte das Szenario im Kopf, dass ich die Geschichte erzähle und Einblicke in das Leben von Transmenschen gebe.“ Kalder bietet jeweils am ersten Mittwoch im Monat in Monheim zum Klönen und Informationsaustausch einen „LGTBQ+“-Treff an.

„Tony»“ spannt einen Bogen zwischen der Ablehnung des eigenen Körpers in der Jugend und der gesellschaftlichen Ablehnung von Transsexualität, handelt von Sehnsucht nach Liebe und Anerkennung, vom Wunsch nach Befreiung, von Angst und Frustration – auf eine humorvolle, trotzige Art. „Ich versuche in meinen Songs auch schweren Themen einen positiven Touch zu verleihen“, sagt Curl.

Zwischen Oktober 2020 und September 2021 wurden weltweit 375 transsexuelle und geschlechtsspezifische Menschen getötet. Die Dunkelziffer dürfte höher sein. Für Dave Curl sind solche Taten „unglaublich und eindeutig ein Grund mehr, dem Thema Transsexualität mehr Aufmerksamkeit zu schenken“. Sie sollten als normale Menschen in der Gesellschaft wahrgenommen werden.