Bürgermeister Klaus Pesch, Zimmermann Edgar Schneider und Bauherr Hermann Tecklenburg (v.l.n.r.) freuten sich, dass der Richtkranz über die Wallhöfe hochgezogen werden konnte. Foto: Stadt Ratingen
Bürgermeister Klaus Pesch, Zimmermann Edgar Schneider und Bauherr Hermann Tecklenburg (v.l.n.r.) freuten sich, dass der Richtkranz über die Wallhöfe hochgezogen werden konnte. Foto: Stadt Ratingen

Ratingen. Das neue Wohn- und Geschäftsquartier „Wallhöfe“ in der Ratinger Innenstadt nimmt immer erkennbarer Formen an. Am Dienstag ist das Richtfest gefeiert worden, wie die Ratinger Stadtverwaltung berichtet.

Bürgermeister Klaus Pesch: „Ich freue mich sehr über den stetigen Baufortschritt bei diesem für unsere Innenstadt äußerst wichtigen Projekt. Die Neuentwicklung dieser zentralen Fläche spielt eine Schlüsselrolle beim allmählichen gezielten Stadtumbau im Rahmen des Integrierten Handlungskonzepts Innenstadt. Ich bin fest davon überzeugt, dass die Wallhöfe die Attraktivität unserer City, ihre Wohn- und Aufenthaltsqualität deutlich erhöhen werden.“

Zwischen Düsseldorfer Platz, Wallstraße und Düsseldorfer Straße wächst ein architektonisch ansprechendes Quartier heran, das rund 5.500 Quadratmeter Wohnfläche, ca. 7.200 Quadratmeter für Einzelhandel, Dienstleistung und Gastronomie sowie eine Tiefgarage mit 127 Stellplätzen bieten wird. Die Fertigstellung ist für das dritte Quartal 2023 geplant. Hermann Tecklenburg, Geschäftsführer der Firma Tecklenburg, die das Projekt entwickelt hat und baut, sagte: „Ich bin sicher, dass die Ratinger die Wallhöfe sehr schnell als ihr Projekt annehmen werden, denn es passt hervorragend in diese lebendige Stadt.“

Großflächiger Einzelhandel in zentraler Lage

Die Ankermieter für die großen Geschäftsflächen im Erdgeschoss und im 1. Untergeschoss stehen mit Edeka, Aldi und Woolworth bereits fest. „Damit ist das erste der drei Hauptziele, die wir mit der Neuentwicklung dieser Fläche verfolgt haben, bereits lange vor Fertigstellung erreicht“, freute sich Bürgermeister Pesch. Dieses Ziel bestand darin, im Herzen der Stadt großflächigen Einzelhandel zu ermöglichen. Denn gerade daran mangelt es in der Altstadt mit seiner kleinteiligen Baustruktur.

„Dieses historische Flair macht unsere Innenstadt einerseits so liebenswert“, sagte Bürgermeister Pesch. „Die Kehrseite ist aber, dass wir namhaften Einzelhandelsunternehmen, die mit ihren Geschäften viele Kunden anziehen, kaum Flächen anbieten können, die groß genug für ihren Bedarf wären. Ich bin sicher, dass die zusätzlichen Besucherströme, die in Zukunft die Wallhöfe ansteuern werden, der gesamten Innenstadt zugutekommen.“

Attraktiver Wohnraum soll geschaffen werden

Ein zweites Hauptziel hatte der Rat der Stadt bei seiner Entscheidung für die Neuentwicklung darin gesehen, an dieser zentralen Stelle attraktiven urbanen Wohnraum zu schaffen. Nun werden in bester Lage auf einer Gesamtfläche von 5.550 Quadratmetern 60 bis 70 Wohnungen, zum Teil preisgedämpft, gebaut. Gleich nebenan entsteht über der geplanten neuen städtischen Tiefgarage Wallstraße ein Park für alle Generationen als Erweiterung und Aufwertung der dort bereits existierenden Grünfläche. Die Wallhöfe liegen zudem extrem (verkehrs)günstig, exakt zwischen der Fußgängerzone und dem zentralen Bus- und Bahn-Haltepunkt Ratingens am Düsseldorfer Platz.

Ziel: Städtebauliche Aufwertung

Gleichwohl wird der neue Baukomplex diese beiden Orte nicht etwa trennen, sondern im Gegenteil endlich verbinden. Das war nämlich das dritte große Ziel des Bebauungsplans, eine städtebauliche Korrektur an dieser Schlüsselstelle der Innenstadt.

Bürgermeister Pesch erinnerte in seiner kurzen Ansprache beim Richtfest an das alte, zuletzt chronisch untergenutzte Hertiehaus mit seiner klotzigen Architektur, das jahrzehntelang den Weg und die Sicht versperrte, wenn man vom Busbahnhof in die Fußgängerzone gehen wollte. „Schon meine Vorgänger im Amt haben geradezu sehnsüchtig auf eine Gelegenheit gewartet, dort etwas Neues zu entwickeln“, sagte der Bürgermeister. So hatte die Stadt Ratingen bereits im Jahr 2004 eine Vorkaufsrechtssatzung erlassen, um im Falle eines Verkaufs die Chance zu erhalten, die künftige Gestaltung mitzuprägen.

Die Gelegenheit, die Immobilie zu erwerben, ergab sich jedoch erst 2017. Danach ging es freilich zügig an die Realisierung. „Ich freue mich sehr, dass wir mit der Firma Tecklenburg einen Partner gefunden haben, der die Hauptziele, die der Rat der Stadt beschlossen hat, konsequent umsetzt“, sagte Bürgermeister Pesch. Dazu zählte er insbesondere die ansprechende Architektur, die es schafft, trotz der Vorgaben in Bezug auf die Durchlässigkeit des Komplexes und die Ansiedlung großflächigen Einzelhandels die kleinteilig gegliederte Baustruktur der Altstadt durch auflockernde Elemente in der Gestaltung der Erdgeschossfassaden aufzugreifen. Die oberen (Wohn)Etagen sind ohnehin nicht zusammenhängend gebaut. Die fünf Baukörper vermitteln ein aufgelockertes Bild.

Durchgang in gerader Linie vom Busbahnhof in die Fußgängerzone

Das auffälligste gestalterisch-funktionale Element dürfte jedoch der Durchgangs-Boulevard sein, auf dem man künftig in gerader Linie vom Busbahnhof in die Fußgängerzone gelangt. Zwar wird das wegen des recht starken Geländegefälles nur über eine Treppe (bzw. einen Aufzug) auf der Seite des Düsseldorfer Platzes gehen, „aber dennoch ist es ohne jeden Zweifel eine enorme städtebauliche Aufwertung an dieser Stelle“, so der Bürgermeister.

Mit dem vom Rat der Stadt Ratingen im Jahr 2012 beschlossenen und eingeleiteten Integrierten Handlungskonzept (INTEK) für die Ratinger Innenstadt wurden grundsätzlich die Voraussetzungen für die Gewährung von Städtebaufördermitteln aus den Bund- und Länderprogrammen für eine Vielzahl von innerstädtischen Einzelplanungen geschaffen. Folgende Leitziele wurden für das INTEK definiert:

  • Stärkung der Funktionsvielfalt und Versorgungssicherheit
  • Standortaufwertung  und –profilierung durch Stadtbildpflege
  • Nachhaltige Stärkung der innerstädtischen Randlagen

Unter Maßgabe dieser Leitziele wurden der Stadt Ratingen auch Städtebaufördermittel für den Abriss des Hertie-Gebäudes gewährt. Diese INTEK-Maßnahme stand wiederum in enger Wechselwirkung mit weiteren Einzelmaßnahmen, in allererster Linie mit der umfassenden Umgestaltung des ZOB am Düsseldorfer Platz, einem INTEK-Leuchtturm-Projekt. Hier stellte der Fördergeber bereits 2013 Städtebaufördermittel für eine qualitätvolle Gestaltung des ZOB unter der Voraussetzung in Aussicht, dass parallel auch Perspektiven und Maßnahmen für die Hertie-Immobilie entwickelt werden.