Die Talbrücke über den Angerbach ist fast fertig, Verkehr wird über Jahre hin aber nicht über diesen Teil der A 44 fließen. Foto: Kling

Kreis Mettmann. In der sogenannten „Heiligenhauser Erklärung“ fordern Wirtschaftsvertreter gemeinsam mit den Städten Velbert, Heiligenhaus und Ratingen die Fertigstellung der A 44. Doch Baurecht für den Lückenschluss gibt es noch nicht.

Industrie- und Handelskammer, der Verein Schlüsselregion mit Unternehmen aus Velbert und Heiligenhaus und der Unternehmensverband Ratingen hatten zu dem Ortstermin auf der Brücke über das Angertal eingeladen. Sie wollen öffentlich Druck machen, dass es endlich was wird mit dem Lückenschluss, dem Bau der letzten vier Kilometer Autobahn zwischen Heiligenhaus und dem Autobahnkreuz Ratingen Ost.

„Es kann doch nicht wahr sein, dass noch immer kein Ende absehbar ist“, zitierte Ulrich Hülsbeck, Vorsitzender der Schlüsselregion e.V., einen Spruch aus dem Jahr 2014. Im April 2018 wurde der Ostabschnitt der A 44 freigegeben. Das sei nun auch schon wieder mehr als vier Jahre her.

Der Lückenschluss würde den Nordkreis stärker nach vorne bringen, betonte Olaf Tünkers vom Unternehmensverband Ratingen. Gregor Berghausen, Hauptgeschäftsführer der IHK Düsseldorf, beklagte, dass durch die fehlende Autobahn sich die Region nicht wie gewünscht entwickeln könne. Dabei gehe es nur noch um eine „Mini-Strecke“, die es zu bauen gelte.

Die Landesregierung dürfe nicht aus der Verantwortung gelassen werden, erklärte Berghausen. Es waren aber weder Vertreter des Verkehrsministeriums noch der Bezirksregierung der Einladung nach Heiligenhaus gefolgt.

Alle Sprecher betonten die Wichtigkeit der A 44 für das Ziel, die Wirtschaftsregion nach vorne zu bringen. Ratingen und Velbert würden näher zusammenrücken. Der Lückenschluss werde eine Verbindung zum Flughafen und zu den Märkten in den Niederlanden und Belgien, auch eine Trasse ins Ruhrbegiet; eine Entlastung für Pendler, die nicht mehr auf Ausweichstrecken Stunden im Stau verbrächten; selbst der CO2-Ausstoß könne durch den Bau der Autobahn verringert werden, weil Staus und kilometerlange Umfahrungen entfielen. Der Druck, endlich zu bauen, müsse von allen Seiten erhöht werden.

Unterzeichung der Heiligenhauser Erklärung auf der Talbrücke über den Angerbach. Foto: Kling

Bevor die Unterschriften unter die Heiligenhauser Erklärung gesetzt wurden, erläuterte die DEGES, seit 2016 für die Planung und Realisierung des fehlenden Autobahnstückes verantwortlich, warum es nicht weitergehe: „Das Thema ist nicht das Bauen, sondern das Baurecht“, sagte Dr. Udo Pasderski, Bereichsleiter für NRW bei der DEGES.

Es fehlt noch immer der Planfeststellungsbeschluss, der Ende des Jahres vorliegen könnte. Aktuell sind noch vier Verfahren anhängig, weitere Klagen nicht ausgeschlossen. Pasderski wollte keinerlei Angaben machen, wann denn mit dem Bau begonnen werden könnte.

Der Bau selbst wird nach Einschätzungen der DEGES („Deutsche Einheit Fernstraßenplanungs- und -bau GmbH) vier bis fünf Jahre in Anspruch nehmen. Fünf Brücken müssten auf dem Stück zwischen Heiligenhaus und Ratingen-Ost noch gebaut werden, darunter zwei Talbrücken. Auch das Wasserrecht sorge dafür, dass zahlreiche Auflagen beim Bau erfüllt werden müssten.

Größtes Problem sei aber nach wie vor das fehlende Baurecht. Und dann müsste der Bund auch noch das Geld zur Verfügung stellen.

Weitere Details zum Projekt stehen auf dieser Seite der DEGES.

Die Erklärung im Wortlaut:

Mit dem Lückenschluss der Bundesautobahn 44 zwischen Ratingen-Ost und Velbert soll eine durchgängige Verbindung zwischen der Rheinschiene und dem mittleren Ruhrgebiet geschaffen werden. Bereits in den 70er Jahren des vergangenen Jahrhunderts wurde die Planung für die Autobahn 44 begonnen und sollte nicht nur Reisezeiten in Ost-West-Richtung verringern, sondern Regionen verbinden.

Nach rund vierzig Jahren der Planung wurde 2010 mit dem Bau des rund zehn Kilometer langen Lückenschlusses begonnen. Die Fertigstellung war für das Jahr 2016 vorgesehen. Nach der Vollendung des ersten Bauabschnitts im Jahr 2018 ist die Fertigstellung des gesamten Lückenschlusses nun nicht vor 2025 zu erwarten.

Die verbesserte Anbindung der Wirtschaftsstandorte im nördlichen Kreis Mettmann mit dem Rheinland und dem Düsseldorfer Flughafen, die Entlastung der Ortslagen von Heiligenhaus, Ratingen-Homberg und Ratingen-Hösel vom Durchgangsverkehr und die Verbesserung der Verkehrssicherheit verzögern sich nunmehr um voraussichtlich zehn Jahre gegenüber der ursprünglichen Planung. Der Bau der A44 ist damit zum Leidwesen von Wirtschaft und Gesellschaft ein unrühmliches Beispiel für die schleppenden Planungs-und Bauprozesse bei deutschen Infrastrukturprojekten.

Die Unterzeichner dieser Erklärung fordern die politisch Verantwortlichen in Bund und Land auf, alles Notwendige dafür zu tun, die Baumaßnahmen zu beschleunigen, um die Fertigstellung des Abschnitts bereits vor dem Jahr 2025 zu realisieren.

Die mangelnden Investitionen der vergangenen Jahrzehnte in unsere Infrastruktur fordern nun erhebliche Anstrengungen und pragmatische Lösungen, um den Zustand unserer für Wirtschaft und Gesellschaft existenziellen Infrastruktur nachhaltig zu verbessern.

Die Unterzeichner unterstützen die Entscheidungsträger bei diesem Vorhaben nach Kräften: Björn Kerkmann, 1. Beigeordneter Heiligenhaus; Gregor Berghausen, Hauptgeschäftsführer IHK; Klaus Konrad Pesch, Bürgermeister Ratingen; Ulrich Hülsbeck, Vorstandsvorsitzender Schlüsselregion e.V.; Dirk Lukrafka, Bürgermeister Velbert; Olaf Tünkers, Vorstandsvorsitzender Unternehmensverband Ratingen.