In der Aula des Immanuel-Kant-Gymnasiums standen die Musiker auf der Bühne. Foto: privat
In der Aula des Immanuel-Kant-Gymnasiums standen die Musiker auf der Bühne. Foto: privat

Heiligenhaus. In der Aula des Immanuel-Kant-Gymnasiums hat ein Klassikkonzert stattgefunden, das der langjährige Heiligenhauser Gerhard Schnitzler organisiert hatte.

Gerhard Schnitzler- bis Juni 2022 Solooboist im Philharmonischen Orchester Essen – hatte aus seinem Orchester ein Kammerorchester zusammengestellt, das der künstlerische Leiter des Orchester, Thorsten Stepath, als Dirigent leitete. Das Programm bestand aus Werken, die im künstlerischen Werdegang von Schnitzler eine besondere Rolle spielten: es begann mit dem Divertimento in D-Dur für Oboe, zwei Hörner und Streicher KV 251 von Wolfgang Amadeus Mozart. Das spielte Schnitzler zum ersten Mal, noch als Wehrpflichtiger im Musikkorps, bei einem Gastspiel im Natohauptquartier Nord in Oslo.

Besonders hervorzuheben sind die Soli in diesem Werk, in denen sich der Konzertmeister, der Oboist und, eine Besonderheit, die zweiten Geigen im Variationensatz von ihrer besten Seite zeigten. Thorsten Stepath betonte den heiteren und tänzerischen Charakter des Stückes, das Mozart zum Namenstag seiner Schwester Maria Anna komponierte.

So bestens eingestimmt konnten sich die Zuhörer auf das zweite Werk des Abends freuen,
das Konzert für Oboe und kleines Orchester von Richard Strauss. Der Komponist schrieb
das Konzert auf Anregung eines amerikanischen Soldaten, der ihn in seinem Haus in
Garmisch besuchte. Mit diesem Besuch schrieb sich der Soldat John de Lencie in die
Musikgeschichte, denn dieses Konzert fand sofort einen herausragenden Platz im Kanon
der Konzerte für Oboe.

Der Solist Gerhard Schnitzler spielte es als Examenskonzert und als sein erstes Konzert
mit einem professionellen Orchester. Es am Ende seiner Zeit als Musiker in fester
Anstellung noch einmal zu spielen stellt eine große Herausforderung an den Solisten dar,
zumal er bei den anderen Stücken im Orchester mitwirkte. Wie sich herausstellte war er
dieser Herausforderung durchaus gewachsen, was sich besonders in den schier endlosen
Arpeggien am Anfang des ersten Satzes, sowie im zweiten Satz feststellen ließ, der in
seiner Melancholie an den Monolog der Marschallin im Rosenkavalier erinnerte. Nach
einer fulminanten Kadenz folgte ein burlesker dritter Satz, der in einer rauschhaften
Reminiszenz an die Walzerfolge des Rosenkavaliers endete.

Begeistertes Publikum

Das Publikum reagierte entsprechen begeistert, so dass der Solist noch eine
augenzwinkernden Minizugabe, die Melodie von Schuberts Ode „An die Musik“, erklingen
ließ.

Nach der Pause folgte das Hauptwerk des Abends, die großartige Jupitersinfonie
KV 551 von Mozart. Auch hier zeigte sich die besondere Klasse dieses
Kammerorchesters, das in kürzester Zeit zu einer Einheit zusammenwuchs, und bei der
man die Spielfreude jedem einzelnen Spieler ansehen konnte.

Mozarts letzte Sinfonie ist ein besonderen Meilenstein der sinfonischen Literatur und stellt
an Orchester und Dirigent höchste Anforderungen, die das Philharmonische
Kammerorchester Essen mit ihrem Dirigenten, Thorsten Stepath, mühelos meisterte. Ein
sinfonischer Mozart, wie szenisch gedacht, eine Mini-Oper mit Instrumenten. Der
Eröffnungssatz, in welchem Mozart sogar eine eigene Arie zitiert, bildete den festlichen
Auftakt und gerade die fanfarenartigen und triumphalen Abschnitte wurden kontrastierend
zu den lyrischen Passagen in Beziehung gesetzt.

Der zweite Satz gelang mit ruhigem Fluss, der die dramatischen Höhepunkte zur Geltung
kommen ließ. Das Menuett wurde mit viel Heiterkeit und Humor interpretiert, ehe der letzte
Satz den krönenden Abschluss bildete. Gerade für dieses Finale ist die „Jupiter“-Sinfonie
berühmt, ist es doch eine atemberaubende Konstruktion aus streng fugierten Teilen und
Sonatenhauptsatzform. Kein Mozart-Satz ist so oft und staunend analysiert worden. Im
Finale der „Jupiter“-Sinfonie gelingt Mozart die Synthese aus Altem und Neuem, aus
Strenge und übersprudelnder Vitalität. Das macht den krönenden Schlusssatz zum
Geniestreich.

Orchester und Dirigent bildeten bei Ihrem Konzert in Heiligenhaus eine sicht- und hörbare
Einheit und so kann man mit großer Freude von einem herausragenden Debüt von
Thorsten Stepath am Dirigentenpult sprechen.

Abschließend sei noch der „Alice und Hans Joachim Thormählen Stiftung“ gedankt ohne
deren großzügige Unterstützung dieses fulminante Konzert nicht möglich gewesen wäre.