Auch mit Hilfe eines Plans, der schon 1888 erstellt wurde, konnten Grabundsleiter Dr. Jens Berthold und Volontärin Anna-Lena Roeder die Mauerreste der alten Burg Hardenberg schnell ausfindig machen. Foto: Mathias Kehren
Auch mit Hilfe eines Plans, der schon 1888 erstellt wurde, konnten Grabungsleiter Dr. Jens Berthold und Volontärin Anna-Lena Roeder die Mauerreste der alten Burg Hardenberg schnell ausfindig machen. Foto: Mathias Kehren

Velbert. Das Bodendenkmal der alten Burg Hardenberg im Waldstück Reiger Busch bei Neviges ist neu vermessen worden. Auch hat ein Expertenteam mehrere Grabungen durchgeführt, um den Zustand der Jahrhunderte alten Mauern zu untersuchen. Informationen gab es jetzt bei einem Ortstermin, bevor alle Grabungsstellen zum Schutz des Denkmals wieder zugeschüttet wurden.

Es waren einige kleinere Grabungen, auf die Rolf und Bernd Knop aufmerksam wurden. Die Brüder sind ehrenamtlich aktiv für das Amt für Bodendenkmalpflege und meldeten der Behörde, dass illegale Grabungen – möglicherweise gar Vandalismus – an einem der wohl bedeutendsten Bodendenkmäler der Region im Gange seien.

Die Rede ist von den im Boden versteckten Überresten der alten Burg Hardenberg bei Neviges. „Unsere wichtigste Aufgabe ist der Schutz der Denkmäler“, erläutert Dr. Jens Berthold vom Amt für Bodendenkmalpflege im LVR. Die Experten werden immer dann hinzu gerufen, wenn ein Bodendenkmal in Gefahr ist. In Neviges kam noch hinzu, dass die ursprüngliche Bestandsaufnahme der alten Burg Hardenberg schon gut 200 Jahre her ist. Das Amt beschloss weitere Nachforschungen anzustellen.

Mit einem Trupp von bis zu fünf Personen wurden in den letzten zwei Monaten einige Grabungen durchgeführt, um den Überbleibseln der alten Festung auf die Spur zu kommen, die von 1145 an zwei bis drei Jahrhunderte der Sitz der Familie Hardenberg gewesen sein soll.

Repro: Mathias Kehren

Den Plänen von Gerhard August Fischer folgend, der 1888 das Bodendenkmal vermessen hatte, begab sich das Team unter Leitung von Dr. Jens Berthold, gezielt auf die Suche nach den ehemaligen Mauern der Festungsanlage. Schnell wurde man fündig und legte einen Abschnitt des früheren Bergfrieds frei.

Damals wurden Mauern so gebaut, dass zunächst eine schöne Schalung auf den Außenseiten errichtet wurde, erläutert Berthold. Innen wurde danach mit allem Möglichen verfüllt, hier vorwiegen mit Grauwacke, dem gewöhnlichsten Stein vor Ort, und Mörtel.

Der gefundene Mauerabschnitt ist rund 1,4 Meter dick und damit fast einen halben Meter schmaler als im historischen Aufmaß von Gerhard August Fischer. Eine Erklärung laut Berthold ist, dass im gefunden Abschnitt die Schalung fehlt. Wundern tut das den Fachmann für Bodendenkmäler nicht, denn damals sei es üblich gewesen, die schönen Schalungssteine abzubauen und anderswo wieder zu verwenden.

An einer weiteren Ausgrabungsstelle lässt sich dann auch der Verlauf der Mauer recht exakt nachvollziehen. Sie ist Teil des rund zehn mal zehn Meter großen Bergfieds, also des Burgturms, der hier vor rund 850 Jahren gestanden haben muss. Die Höhe lässt sich an Hand der Grabungen nicht bestimmen, die Experten gehen aber mit dem Wissen von vergleichbaren Anlagen davon aus, dass er 20 bis 25 Meter hoch gewesen sein muss.

An der Nordseite der ehemaligen Burg haben die Denkmalpfleger noch eine schön anzusehende Mauer freigelegt. „Wer durch den Graben hier in Richtung Burg wollte, muss vor einem vier oder fünf Meter hohen Wall gestanden haben“, macht Berthold die Situation von damals deutlich.

An einer Stelle zeigt sich auch eine kleine Grabung, die die Denkmalpfleger überhaupt hierher geführt hat.

Glitzern schön, sind aber wertlos – Bergkristalle sind überall in den historischen Mauern zu finden. Foto: Mathias Kehren

„Überall in den Mauerresten finden sich Bergkristalle“, sagt Berthold. Der Stein ist leicht transparent und funkelt teils schön in der Sonne. Vielleicht waren es diese hübschen Steine, die jemand veranlasst haben, hier zu graben“, vermutet der Ausgrabungsleiter. Doch: Mehr als schön anzusehen sind Bergkristalle nicht, das gewöhnliche Gestein ist wertlos.

Teuer wird es hingegen, wenn jemand am Bodendenkmal auf eigene Faust gräbt. Das ist Verboten und stellt eine Ordnungswidrigkeit dar, die laut den Experten empfindliche Strafen nach sich zieht.

„Wir appellieren an alle Waldbesucher das Bodendenkmal in Ruhe zu lassen“, sagt Stadtförster Peter Tunecke. Der Wald sei zur Erholung da, fremdem Eigentum solle jeder mit Respekt begegnen, mahnt Tunecke.

Zum Schutz des Bodendenkmals sind alle Grabungsstellen wieder verschlossen worden. Vor Regen und Frost geschützt, können sie so weitere Jahrhunderte überdauern. Der Wald darüber soll ungehindert wachsen. Das soll Bodenerosion durch Wind und Wasser verhindern und insgesamt einen natürlichen Schutz bieten, wie bisher.

Damit Wanderer Kenntnis bekommen, an welch historischem Ort sie gerade unterwegs sind, soll eine Infotafel mit den Forschungserkenntnissen zur ehemaligen Burganlage am Wanderweg darauf aufmerksam machen.

Wer sich über die alte Burg Hardenberg informieren möchte, kann dies auch in der Sonderausstellung tun, die gerade im Schloss- und Beschlägemuseum zu sehen ist.

Die jüngsten Forschungergebnisse sind dort zwar noch nicht dokumentiert, laut Denkmalexperte Berthold hätten seine Vorgänger aber „sehr gewissenhaft“ gearbeitet. Sprich, die neuen Forschungen stützten im Wesentlichen die schon vorhandenen Beschreibungen.

„Zusätzlich wissen wir jetzt noch Genaueres über den Aufbau der Mauern und das Umfeld. Egal wo man hier die Schaufel ansetzt, überall finden sich historische Hinterlassenschaften“, so Berthold abschließend zur Untersuchung des Bodendenkmals im Reiger Busch.