Annette Kurschus, Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), spricht bei einer Pressekonferenz im Rahmen einer Tagung der 13. Synode der EKD.
Annette Kurschus, Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), spricht bei einer Pressekonferenz im Rahmen einer Tagung der 13. Synode der EKD. Foto: Stefan Puchner/dpa

Bielefeld (dpa) – Die EKD-Ratsvorsitzende Annette Kurschus, die wegen eines Verdachtsfalls von übergriffigem Verhalten in ihrem früheren Umfeld unter Druck geraten ist, wird am Montag eine persönliche Erklärung abgeben. Das teilte die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) am Freitagabend mit. Der Rat der EKD habe in den vergangenen Tagen mehrfach mit und ohne die Ratsvorsitzende getagt, hieß es. Er bekenne sich zu dem schwierigen und langen Weg der Aufarbeitung sexualisierter Gewalt in Kirche und Diakonie.

Der Rat der EKD hält es laut der Mitteilung für unabdingbar, dass auf diesem Weg betroffene Personen systematisch mitentscheiden. Dabei setze die EKD auf die Struktur des Beteiligungsforums. Dieses Gremium war zuletzt auf Distanz zu Kurschus gegangen. «Die aktuelle Berichterstattung stellt die Glaubwürdigkeit von Frau Kurschus in Frage», teilten die Betroffenenvertreter im Beteiligungsforum am Donnerstag mit. Betroffenen-Sprecher Detlev Zander sagte am Freitag der dpa: «Frau Kurschus ist für die Betroffenen nicht mehr tragbar.»

Gegen Kurschus waren Vorwürfe erhoben worden, sie habe angeblich schon vor vielen Jahren vom Verdacht eines sexuell übergriffigen Verhaltens bei einem damaligen Kirchenmitarbeiter gewusst. Bei der Synode in Ulm hatte die 60-Jährige am Dienstag betont, sie weise die «Andeutungen und Spekulationen», die in der «Siegener Zeitung» gegen sie erhoben würden, mit Nachdruck zurück. Die Siegener Staatsanwaltschaft ermittelt in mehreren Verdachtsfällen gegen einen früheren Kirchenmitarbeiter, der damals wie Kurschus im Kirchenkreis Siegen tätig war.

Ob bei dem Beschuldigten ein strafrechtlich relevantes Verhalten vorliegt, ist nach bisherigem Ermittlungsstand laut Staatsanwaltschaft noch unklar. Die Vorfälle sollen sich vor allem in den 1990er Jahren ereignet haben.