Dortmund (dpa/lnw) – Lars Ricken richtete den Blick nach dem packenden 1:1 gegen den FC Bayern direkt fordernd nach vorne. «Jetzt entscheiden wir mit dem Spiel in Gladbach, was der Punkt am Ende heute wert ist», sagte der Sportchef von Borussia Dortmund. Mit der Leistung des BVB gegen den souveränen Bundesliga-Spitzenreiter konnte der 48-Jährige zufrieden sein. Im heimischen Fußball-Tempel ist der fünftplatzierte Revierclub eine Macht, noch ungeschlagen. Auswärts wartet Dortmund dagegen noch auf einen Liga-Sieg. Im Borussen-Duell am kommenden Samstag (18.30 Uhr/Sky) soll sich das endlich ändern.
Alle könnten sehen, was möglich wäre, «wenn wir endlich auch mal auswärts punkten – und vielleicht nicht nur punkten, sondern auch mal gewinnen», sagte Ricken. 19 Punkte hat der BVB in sieben Spielen im eigenen Stadion geholt – Platz eins in der Heimtabelle. Ein Zähler aus fünf Spielen in der Fremde ist dagegen die Bilanz eines Absteigers.
Sahin: «Wir werden immer besser»
Das Selbstvertrauen ist trotzdem groß. Zwei überlegene Siege gegen den SC Freiburg (4:0) und in der Champions League bei Dinamo Zagreb (3:0) sowie der überzeugende Auftritt gegen die in der Bundesliga noch unbesiegten Bayern, haben gezeigt: Beim BVB kann etwas zusammenwachsen.
Der in dieser Saison öffentlich schon kritisierte Trainer Nuri Sahin scheint das Vertrauen der Vereinsführung in ihn immer mehr zurückzuzahlen. Die Mannschaft setzt seinen Plan immer besser um. «Ich bin komplett entspannt, weil ich an meine Mannschaft glaube, weil ich an diesen Verein glaube», sagte der mit 36 Jahren aktuell jüngste Bundesliga-Trainer im ZDF zu seiner Gefühlslage.
Sahin sagte zudem: «Natürlich tat es mir weh, wenn wir verloren haben, aber die Berichterstattung gar nicht – weil ich weiß, wie das Spiel läuft.» Der frühere BVB-Profi erklärte: «Wenn man Spiele als Trainer von Borussia Dortmund nicht gewinnt, dann wird man kritisiert. Aber ich bin wirklich ganz klar geblieben und werde auch jetzt klar bleiben. Wir bauen auf. Wir werden immer besser. Der Trend zeigt nach oben.»
Lob für Gittens und Nmecha
Das ist nicht nur bei der Mannschaftsleistung so. Auch bei einigen Spielern sind deutliche Entwicklungsschritte zu sehen. Ein besonders auffälliges Beispiel ist Jamie Gittens. Der Außenstürmer hat in Bundesliga und Champions League in 17 Saisonspielen schon acht Tore erzielt. Gegen die Bayern brachte der 20-Jährige den BVB mit einer überragenden Einzelaktion in Führung. «Er hat sich zum absoluten Unterschiedsspieler entwickelt mit seinen Toren, mit seinen Vorlagen. Aber auch mit seiner Widerstandsfähigkeit», sagte Ricken.
Widerstandsfähig ist auch Felix Nmecha. Der 24-Jährige scheint in seiner zweiten Saison in Dortmund dort auch sportlich endlich richtig angekommen zu sein. «Felix ist seit Wochen in Topform. Er kann das Spiel extrem dominieren», lobte Teamkollege und Aushilfs-Kapitän Nico Schlotterbeck und verglich Nmecha sogar schon mit einem absoluten Topstar. «Er erinnert ein bisschen an Jude von seiner Anlage her», sagte Schlotterbeck mit Blick auf den früheren Dortmunder und jetzigen Real-Madrid-Profi Jude Bellingham.
Wie Ricken weiß auch Schlotterbeck um die Wichtigkeit des nächstens Spiels. «Die Jungs sollen jetzt den Kopf frei kriegen ein paar Tage, sollen sich regenerieren», sagte er. Der gute Auftritt gegen die Bayern, gegen die der BVB lange führte, müsse der Maßstab sein. Der Abwehrchef forderte: «Nicht nächste Woche in Gladbach einen Meter weniger gehen – sondern genauso Meter gehen, probieren, das Spiel zu gewinnen und dann von hinten ein paar Punkte aufholen.» Nur ein Sieg kann die Ergebnisse der jüngsten Partien veredeln.