Messergewalt soll eingedämmt werden.
Messergewalt soll eingedämmt werden. Foto: Thomas Banneyer/dpa

Düsseldorf (dpa/lnw) – NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) will die Messergewalt in Nordrhein-Westfalen mit einem Zehn-Punkte-Sofortprogramm eindämmen. Es sieht unter anderem Waffentrageverbote für Intensivtäter und eine weitere Waffenverbotszone in Hamm vor. Außerdem soll nach Messertaten künftig auch der Verlust des Führerscheins drohen. Die Straßenverkehrsbehörden würden künftig informiert und könnten dann die charakterliche Eignung der Führerscheinbesitzer nach einer Gewalttat mit einem Messer überprüfen.


Zudem sind Prävention in Unterbringungseinrichtungen, Aktionstage und verstärkter Einsatz mobiler Videoüberwachung geplant. Nach Messerstraftaten soll künftig immer eine Vernehmung stattfinden und nicht mehr nur ein Anhörungsbogen verschickt werden.

Anstieg um fast 43 Prozent

Einem neuen Lagebild zufolge ist die Messergewalt im vergangenen Jahr im öffentlichen Raum in NRW um fast 43 Prozent auf 3.540 Fälle gestiegen. Nur neun dieser Fälle könnten als Anschlag bezeichnet werden. Die Gesamtzahl überstieg damit leicht das Niveau von 2019, als Messerstraftaten erstmals in der Kriminalstatistik gesondert erfasst wurden. Während der Corona-Pandemie waren die Zahlen deutlich gesunken.

Bei Messerangriffen starben 2023 in NRW 15 Menschen. Fast 94 Prozent der Verdächtigen seien Männer gewesen, 55 Prozent waren Deutsche und 45 Prozent Nichtdeutsche. Von den nichtdeutschen Verdächtigen führten Syrer die Statistik an, gefolgt von Türken, Irakern und Rumänen. Zuwanderer wie Asylbewerber machten unter den Messer-Tatverdächtigen 18 Prozent aus. 

Der Messertäter ist jung und männlich

Fast die Hälfte (47,9 Prozent) seien Kinder, Jugendliche und Heranwachsende gewesen. Straftaten mit Messern ereigneten sich im öffentlichen Raum überproportional häufig am Wochenende und in den späten Abendstunden. «Im Ergebnis: Der Durchschnitts-Messertäter ist jung, männlich und am Wochenende am späten Abend unterwegs», sagte Reul.

«Es muss aber auch noch einen kulturellen Faktor geben, denn bei den Verdächtigen ohne deutschen Pass sind Menschen aus dem arabischen Raum öfter vertreten als Menschen aus anderen Kulturkreisen», sagte Reul. «Das können wir faktenbasiert sagen.» Sich zu bewaffnen habe sicherlich auch etwas mit Männlichkeitsgehabe zu tun. «Diese Art von Männlichkeit hat in unserer Gesellschaft nichts zu suchen.» 

Er habe auch Verständnis, wenn Menschen in Regionen der Welt ohne funktionierenden Rechtsstaat sich bewaffnen, aber: «Es muss ihnen klargemacht werden, dass dies in diesem Land nicht notwendig ist.» Es sei in Deutschland weder notwendig noch gewollt, mit einem Messer herumzulaufen. 

Der Sofortplan gegen Messergewalt sei keiner gegen Terrorattacken wie die am Freitag in Solingen, stellte Reul klar. Der Termin zur Vorstellung des Plans habe schon vorher festgestanden. «Wenn sich ein Terrorist auf den Weg macht, ist das etwas anderes», sagte der Innenminister. «Terroristen werden ein Mittel finden, ob das ein Messer oder ein Lastwagen ist.»