Düsseldorf (dpa/lnw) – Mehr als 300 verurteilte Straftäter haben in Nordrhein-Westfalen im vergangenen Jahr zunächst keinen Platz im Maßregelvollzug bekommen. Für sie gelte eine Warteliste, teilte das NRW-Justizministerium auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur mit.
Bei den 319 Straftätern habe es sich um minderschwere Fälle gehandelt, in der Regel um Drogenabhängige, die im Maßregelvollzug ihren Entzug absolvieren sollen. Die Warteliste gelte demnach nicht für Täter, die als gefährlich eingestuft wurden oder die sich in Untersuchungshaft befanden. Von ihnen habe niemand mangels Platzangebots auf freien Fuß gesetzt werden müssen, wie es hieß.
In den Maßregelvollzug kommen Straftäter, wenn sie als psychisch krank oder suchtkrank eingestuft werden. In Nordrhein-Westfalen sind nach Angaben des Gesundheitsministeriums insgesamt mehr als zwei Drittel der forensischen Kliniken im vergangenen Jahr überbelegt gewesen – durchschnittlich lag die Überbelegungsquote bei mehr als neun Prozent. Insgesamt waren gut 200 Menschen mehr dort untergebracht als Plätze zur Verfügung standen.
Der Bau zusätzlicher Psychiatrien war 2012 beschlossen worden. Bis 2026 sollen 750 zusätzliche Plätze entstehen. Derzeit gibt es in NRW 17 Psychiatrien für Straftäter.
Die Zahl der in Psychiatrien und Entziehungsanstalten untergebrachten Straftäter ist langfristig gestiegen. Zum Stichtag 1.1.2023 waren insgesamt 3500 von ihnen in solchen Einrichtungen untergebracht, zehn Jahre zuvor am 1.1.2013 waren es rund 3000.