Kirschlorbeer (Prunus laurocerasus) wuchert im Wald. Foto: Stefan Abrahamczyk/Staatliches Museum für Naturkunde Stuttgart/dpa

Stuttgart/Bonn (dpa) – Der Kirschlorbeer ist als Gartenpflanze so beliebt wie umstritten. Eine Studie belegt nun, dass sich die ursprünglich aus Kleinasien stammende Art in Wäldern hierzulande stark ausbreiten kann. Der Klimawandel werde das noch verstärken, sagte Studienleiter Stefan Abrahamczyk vom Naturkundemuseum Stuttgart. Den Ergebnissen zufolge hat der Kirschlorbeer ein hohes invasives Potenzial und wird wahrscheinlich die Waldstruktur und die Artenzusammensetzung dauerhaft verändern.

In der Schweiz wurde kürzlich bereits ein Verkaufsverbot für Kirschlorbeer beschlossen. Diese ab September und auch für andere als invasiv eingestufte Arten geltende Regelung soll verhindern, dass sich die Pflanzen in der Umwelt ausbreiten und Schäden anrichten.

Über die Verbreitung des schnellwüchsigen Kirschlorbeers (Prunus laurocerasus) in Deutschland sei bisher wenig bekannt, hieß es nun. Die Forschenden untersuchten das Vorkommen der seit Jahren als Heckenpflanze sehr beliebten Art im Kottenforst, einem großen Waldgebiet bei Bonn. Häufigkeit, Wuchshöhe und -fläche sowie Altersstruktur und Reproduktionsfähigkeit wurden erfasst.

Einige der Pflanzen seien bereits sehr groß und alt, die größten, etwa 30 Jahre alten Exemplare bedeckten eine Fläche von 50 Quadratmetern, so Abrahamczyk. «Die meisten Pflanzen waren aber deutlich jünger und entsprechend kleiner.» Die verstärkte Etablierung nach dem Jahr 2000 könnte durch die gestiegenen Wintertemperaturen begünstigt worden sein, vermuten die Forschenden.

Es sei reichlich Blüten- und Fruchtentwicklung zu beobachten gewesen, einige Pflanzen seien von einem Kreis von Jungpflanzen umgeben. «Diese Beobachtungen belegen, dass sich der Kirschlorbeer im Wald selbstständig vermehrt, und rechtfertigen die Kategorisierung als etablierter Neophyt», erklärte Abrahamczyk. Der Kirschlorbeer ist demnach eine Konkurrenz für alle anderen Unterholzarten. Zudem verändere die Pflanze die Bodenchemie, was wiederum für Bodenorganismen ungünstig sei.

«Im Kottenforst wurden in den bewachsenen Bereichen keine anderen Unterwuchsarten beobachtet, da die ausladende Wuchsform und das dichte, immergrüne Laub des Kirschlorbeers alle anderen Pflanzenarten zu verdrängen scheint», berichtet das Team in der Fachzeitschrift «Biological Invasions». Ähnliche Berichte über Vorkommen und Reproduktion von Prunus laurocerasus habe es auch aus anderen Regionen Westdeutschlands bereits gegeben. Vermutlich sei der Kirschlorbeer auch in Deutschland als invasiv einzustufen – die Entscheidung falle beim Bundesamt für Naturschutz (BfN).

Für heimische Insekten ist Kirschlorbeer aufgrund seiner Giftigkeit weitgehend wertlos, die Blüten bieten Hummeln, Wildbienen und Schmetterlingen nur ein mäßiges Nektarangebot. Auch von größeren Pflanzenfressern wird die Art wegen der enthaltenen Gifte weitgehend gemieden.