Ralf König, Comic-Zeichner und Autor, sitzt in seinem Atelier und lächelt. Foto: Oliver Berg/dpa

Osnabrück (dpa) – Ralf König (63) – Comic-Zeichner und Schwulen-Ikone – beobachtet eine neue Prüderie in der Gesellschaft und in der queeren Community einen Generationenkonflikt. «Instagram und Facebook erziehen uns allmählich zur amerikanischen Prüderie. Es gibt heute mehr Tabus als früher», sagte der Zeichner («Der bewegte Mann», «Wie die Karnickel», «Das Kondom des Grauens») der «Neuen Osnabrücker Zeitung» (NOZ).


Er brauche die sozialen Netzwerke, um sein Publikum zu erreichen. Wegen der Online-Veröffentlichung vermeide er inzwischen aber die Darstellung von Erektionen, sagte König. Und: «Das betrifft nicht nur die Bilder. Es geht auch um die Sprache. Eine meiner Figuren ist die homophobe Edeltraut. Wenn die ihren Bruder beleidigt, hagelt es Wörter wie «Schwuchtel». Bei Facebook gilt das als «Hassrede». Wie soll man als Comiczeichner damit umgehen, wenn Satire und Ironie nicht verstanden wird?»

Apropos Sprache: «Nach meinem Coming-out in den 80ern haben wir schon diskutiert: Wie feminin darf ein Mann sein? Darf man sich die Nägel lackieren? Das waren schon immer politische Fragen. Nur haben wir damals von «Tunten» gesprochen. Heute heißt es divers oder non-binär. Ich bin mir selbst nicht sicher, ob das was anderes ist oder eben nur andere Wörter.»

Auch andere Begriffe sind heute belastet: «Beim Kölner CSD habe ich einmal auf einer Veranstaltung aus einem Comic gelesen. An einer Stelle fragt da eine Figur: «Wollen wir uns auftransen?» Daraufhin ist im Publikum eine Transperson aufgestanden und hat sich beschwert, der Begriff sei völlig deplatziert. Das passt nicht für Tunten, die sich nur Frauenkleider anziehen und ihren Spaß haben. Alle guckten erstaunt und am erstauntesten war ich. Da habe ich begriffen, dass Wörter sich ändern. Wir wussten damals nicht viel von «trans».»

Bei der Regenbogenfahne gibt der 1960 geborene König zu, überfordert zu sein. «Die Regenbogen-Flagge sollte ursprünglich alle miteinbeziehen, aber mittlerweile kommt so viel diverse Symbolik dazu, dass man manchmal kaum noch den Regenbogen sieht.»