Die Gemeinde Bonsfeld verabschiedet sich mit einem letzten Fest von ihrem Gemeindezentrum. Foto: Dr. Hans-Peter Marschall/Kirchenkreis Niederberg

Velbert. Mit einem letzten Gemeindefest am Sonntag 30. Juni, ab 11.30 Uhr, nimmt die evangelische Gemeinde Bonsfeld Abschied von ihrem Gemeindezentrum. Über 120 Jahre lang war es ein zentraler Ort des Gemeindelebens. Geplant ist, das „Alte Vereinshaus“ am Kreiersiepen 7 zu renovieren. Dies soll dann das zentrale Gemeindehaus für die Kirchengemeinde Langenberg werden.

Das Gemeindezentrum mit angegliedertem Kirchsaal und dem modernen, separat angebaute Glockenturm war Schauplatz unzähliger Ereignisse im Gemeindeleben. Hier tummelte sich die Jugend im „Make It-Take It“-Club, stimmungsvolle Erntedankfeste und Weihnachtsgottesdienste fanden statt, Gemeindefeiern und Mitarbeiterempfänge füllten den Saal. In den Räumen wurden Konfirmandenunterricht und Katechumenenarbeit abgehalten, der Posaunenchor des CVJM probte hier und die „Bauernstube“ beherbergte unzählige Frauenkreise und Presbyteriumssitzungen.

Ein Abschied mit Wehmut

Zwar war das Gebäude kein architektonisches Meisterwerk, aber es hatte seinen eigenen Charakter, war funktional und schaffte eine warme Atmosphäre. „Es ist nicht das schönste Gebäude – insgesamt ein Stil-Konglomerat, den jeweiligen Zeiten und dem Geldbeutel geschuldet – aber es ist so ganz eigen, hat Charakter, ist funktional und schafft trotzdem Wärme, kurz und gut: einfach unseres“, fasst es Kirchmeister Holger Jünkersfeld zusammen, der dort schon seine Konfirmandenzeit erlebt hat. Rund 50 Jahre ist das her.

Doch die Zeiten ändern sich, und die Gemeinde schrumpft. „Alles ist eine Periode der permanenten Veränderung“, stellt Jünkersfeld fest. Zusammen mit den bereits geschlossenen Gemeindezentren Eichenkreuzhöhe und Feldstraße bilde Bonsfeld ein Trio, das den Konzentrationsprozess der Gemeinde widerspiegele. Die hohen Energiekosten und die schwindende Auslastung machten die Schließung des Gebäudes unumgänglich.

Ein Neuanfang für die Gemeinde

Mit schwerem Herzen, aber auch mit Blick auf die Zukunft, hat der Kirchenvorstand die Entscheidung getroffen, das Gemeindezentrum Bonsfeld zu schließen und zu verkaufen. Der Erlös soll dazu beitragen, die Zukunft der Gemeinde zu sichern und neue Projekte zu ermöglichen.

„Kirche ist kein Wirtschaftsunternehmen und kann nur bedingt nach Kosten-Nutzen-Gesichtspunkten funktionieren“, erklärt der Kirchmeister. Dennoch müssten Entscheidungen getroffen werden, um „dem Ganzen weiterzuhelfen“. Der Abschied vom Gemeindezentrum Bonsfeld ist sicherlich ein schmerzhafter Einschnitt, aber gleichzeitig auch ein Aufbruch in eine neue Zukunft.

„Aktuell laufen die Planungen zur Renovierung des ‚Alten Vereinshauses‘ im Kreiersiepen 7, das dann das zentrale Gemeindehaus für die Kirchengemeinde Langenberg wird“, informiert Pfarrer Jens Blaschta. Bis zur Veräußerung des Gemeindehauses Bonsfeld werden die Gemeinderäume noch von einzelnen Gruppen genutzt. Die Planungen für den Verkauf sollen demnächst beginnen.

Treffpunkt für die Gemeindemitglieder des Bezirks Bonsfeld

Der Gemeindevorstand hat die Geschichte des Gemeindehauses wie folgt niedergeschrieben:

„Am Ende des 19. Jahrhunderts entschloss sich das Presbyterium, für den wachsenden Bezirk Bonsfeld in der Hüserstr. 36 ein Gemeindehaus zu errichten. Der Bau aus roten Ziegeln mit Schieferdach entstand in den Jahren 1901 /1902 nach Plänen des Regierungsbaumeisters Fritsche aus Düsseldorf. Das Haus umfasste im wesentlichen Räume für eine ‚Kleinkinderschule‘, die Wohnung für die Lehrerin und einen Kirch- und Veranstaltungssaal von ca. 120 qm.

Der Saal wurde wohl von Anfang an zu regelmäßigen Gottesdienstzwecken genutzt, denn es war eine Stahlglocke vorhanden und eine kleine Orgel eines unbekannten Orgelbaumeisters aus dem Jahre 1870 wurde aufgestellt. Allerdings beklagte sich bereits 1910 der Kirchmeister, dass der Bau Anlass zu Klagen gäbe. Es wurde ein erster Umbau notwendig, der hauptsächlich die ‚Kleinkinderschule‘ vergrößerte. 1930 wurde dann noch eine Empore eingebaut. In den kommenden zwei Jahrzehnten veränderte sich das Gemeindehaus äußerlich nicht. Reparaturen und Umbauten erfolgten nur im Inneren, wie z. B. an der Heizung.

Im Jahre 1955 wurde der Entschluss umgesetzt, auf dem angrenzenden Gelände einen Kindergarten zu errichten. Damit wurden die Räume im Gemeindehaus frei und der geplante große Umbau konnte beginnen. Nach Plänen der Architekten Dr. Steinmann und Ulrich Voßbeck wurde der Kirchsaal auf seine heutige Größe von ca. 218 qm erweitert. 300 Menschen finden jetzt im Saal Platz. Eine Orgelempore entstand ebenfalls.

Als besonders sichtbares und hörbares Zeichen für eine Gottesdienststätte entstand etwas vom Gebäude abgesetzt in moderner Bauweise ein Glockenturm. Die alte Glocke wurde zusammen mit zwei neuen Glocken aus der Gießerei des Bochumer Vereins wieder aufgehängt. Vor allem die außerordentlich große Spendenfreudigkeit der Gemeindemitglieder machte dies möglich. Ebenfalls wurde eine neue Orgel der Fa. Peter aus Köln installiert. Am 30.11.1958 war alles fertig und es wurde ein Festgottesdienst gefeiert.

Seitdem hat es keine grundlegenden Änderungen mehr gegeben. Anpassungen der Räume an die sich verändernden Nutzungen und als Reaktion auf technischen Fortschritt gab es natürlich immer. Letzte größere Renovierungen fanden 1979 für das Gemeindehaus und 1984 für den Kirchsaal statt. Die Orgel musste 1975 gründlich überholt werden.

Gemeindehaus und Kirchsaal Hüserstraße sind – auch in Verbindung mit dem angrenzenden Kindergarten und dem Pfarrhaus – ein wichtiger Treffpunkt für die Gemeindemitglieder des Bezirks Bonsfeld. Die Gebäude und die Aktivitäten in ihnen und um sie, wie z. B. die regelmäßigen sonntäglichen Gottesdienste, sind Zeichen einer lebendigen evangelischen Gemeinde.“