Children Helping Parents To Collect Autumn Leaves In Garden

Wer sagt, dass man seinen Garten nur im Frühjahr auf Vordermann bringen kann? Der Herbst ist ein mindestens ebenso idealer Zeitpunkt, sich um Pflanzen und Tiere auf der hauseigenen Grünfläche zu kümmern. Noch dazu, als das Motto für dieses Jahr dem Trend der Nachhaltigkeit folgt und Gärten besonders natürlich gestaltet werden. Wie wäre es, mit ein wenig Laub und abgebrochenen Ästen einen Igelbau anzulegen, statt einem herkömmlichen Kompost eine Wurmkiste zu gestalten oder noch rechtzeitig Kohl für das Weihnachtsmenü anzupflanzen? Und wer sich im Mai bereits Reben für den beliebten fränkischen Bocksbeutel-Wein gepflanzt hat, kann in seinem solar-beheizten Gartenhaus sogar entspannt ein Glas Glühwein genießen.

Natürliche Natur

Die Würzburger lieben Gärtnern – nicht erst seit der Landesgartenschau im Jahr 2018, die über 700.000 Pflanzenliebhaber aus aller Welt in die Großstadt am Main gezogen hat. Wem die Zeit fehlt, eines der zahlreichen Gartenpflege-Grundkurs-Angebote zu buchen, muss nicht verzweifeln. Auch nicht, schafft er es erst recht nicht ins Vereinigte Königreich, um sich bei der diesjährigen Chelsea-Flower-Show oder den Pflegern des Wimbledon-Rasens Anregungen für marinierte Blumenbeete oder gestutzte Grashalme zu holen.

Denn so bekannt und beliebt die englische Gartenbaukunst sein mag: Das hiesige Motto für 2021 lautet natürliche Natur – ein Einklang von Menschen, Tieren und Pflanzen. Mit ressourcenschonender Planung lässt sich dem Klimawandel vorbeugen, durch Wildblumen dem Insektensterben Einhalt gebieten. Von umweltschonenden Bewässerungs-Apps oder der Nutzung von Regentonnen über den Verzicht auf Chemie bis hin zu emissionsarmen Werkzeugen: Der Herbstgarten steht in diesem Jahr ganz im Zeichen der Nachhaltigkeit.

Schutz für Mensch und Gerät

Der Herbst ist die Zeit, in der ein Großteil der Gartenwerkzeuge in den Winterschlaf muss. Genau das sollte allerdings niemals unter freiem Himmel oder nur einem Vordach geschehen – sonst wird die Witterung der kommenden Monate ihr Übriges tun, damit im Frühjahr zunächst Fluchen auf der Tagesordnung steht.

Der wichtigste Helfer für diese Unterbringung ist ein Gartenhäuschen – welches es werden soll bzw. darf, hängt sowohl von der jeweiligen Landesbauordnung (Stichwort erlaubnisfreies Bauen) ab wie von der Größe des Gartens und des Werkzeugbestandes. Es sollte mindestens so viel sein, dass alles Werkzeug problemlos hineinpasst. Nötigenfalls lässt sich dies auch in kleineren Häuschen mit etwas Cleverness bewerkstelligen.

Wenn das Portemonnaie und die Bauordnung allerdings mehr erlauben, kann das Gartenhaus auch zur Ruheoase für den Menschen werden. Zwar wird im Winter eine solarbetriebene Heizung wegen der geringen Dachfläche nicht viel Ertrag liefern, aber mit Rückendeckung des Bezirksschornsteinfegers tut ein schöner Scheitholzofen dort ebenso wärmende – und umweltschützende Dienste und kann sogar zur Verwertung von im Vorjahr angefallenen Holzabfall genutzt werden. Für das, was dieses Jahr beim Aufräumen „geerntet“ wird, ist höchstwahrscheinlich der Restfeuchtegehalt noch zu hoch.

So lässt sich unter dem Schlagwort Green Balance mit Blick auf die eigenen schneebedeckten oder zumindest winterlich-melancholischen Sträucher eine Ruheoase und ein Rückzugsort von der Hektik des Alltags schaffen.

Wooden country house backyard with table and chairs outdoors during the sunset

Winterquartier für Vögel und Igel

Tiere, die im Winter in unseren Breiten bleiben, haben es im Winter meist schwer – ganz gleich, ob sie Winterschlaf halten oder nicht. Über selbst gebaute Vogelhäuser, aber auch die Anpflanzung von Futtersträuchern oder schützenden Hecken, die ihnen als Versteckmöglichkeiten dienen, freuen sich die gefiederten Mitbewohner ebenso wie Gäste, die die Vögel durch das Fenster aus nächster Nähe beobachten können. Auch Igel sind dankbar für einen Rückzugsort, in dem sie von November bis März ihren Winterschlaf halten können. Ein Stapel aus abgestorbenem Holz, abgefallenem Laub und ein wenig Wasser: Fertig ist das optimale Igelhaus, das durch einen grobmaschigen Zaun noch einmal extra gesichert werden kann – speziell gegen herumstreunende Freigänger-Katzen.

Wurmkiste statt Kompost

Eine Wurmkiste schlägt zwei Fliegen mit einer Klappe: Die wirbellosen Tiere leben dort wie im Paradies und verwandeln gleichzeitig die Komposterde aus Grünschnitt und verwelkten Blumen oder Küchenabfällen wie Kaffeesatz und Eierschalen in wichtige Nährstoffe für die vielen Mikroorganismen in der Bodenstruktur. Durch die Platzierung an einem windstillen Standort im Halbschatten wird sowohl einer möglichen Austrocknung wie auch Fäulnis vorgebeugt.

Naschgarten und Selbstversorgung

Bevor die Abfälle auf den Kompost wandern können, müssen sie gepflanzt und geerntet werden: Wo ginge dies besser als im heimischen Garten? Im Herbst 2021 geht der Trend zur Selbstversorgung weiter – schließlich lassen sich auch im September und Oktober noch zahlreiche Wintergemüsesorten anbauen. So, wie die Würzburger Gruppe Urban Gardening seit Jahren bereits in ausgedienten Getränkekisten, leeren Reissäcken oder alten Eimern auf öffentlichen Stadtflächen Hochbeete für Minigurken, Basilikum und Co. anlegt, lassen sich im eigenen Garten ungespritzte Köstlichkeiten ziehen.

Der Herbst ist zudem die perfekte Zeit für die Aussaat von Blumenkohl und Steckrüben, Mangold und Mohrrüben, Roter Bete und Radieschen. Ist die Ausbeute am Ende zu umfangreich, als sofort komplett verspeist werden zu können, lassen sich die Lebensmittel wunderbar einmachen oder fermentieren und in hübschen, luftdicht verschlossenen Gläsern zu Weihnachten verschenken.

Herbstblumen zum Blühen bringen

Immer mehr Würzburger heiraten im Herbst: Welche Fotomotive könnten schöner sein als eine in rötliche Nachmittagssonne getauchte Frankenwarte, als ein von Blättern bedecktes Wasserschloss Ulsleben? Die leuchtenden, rot-braunen Farben von Büschen und Sträuchern sind auch im eigenen Garten absolute Hingucker. Denn es gibt viele Blumen, die in ihrer ganzen Schönheit erst nach dem Sommer erstrahlen.

Mag ihr Name daran auch Zweifel aufkommen lassen: Die Fetthenne beispielsweise ist ein wahres optisches Highlight. Ihre unzähligen Blüten sind nicht nur wunderhübsch anzusehen, sondern trotz ihrer kleinen Größe besonders widerstandsfähig und gedeihen ohne viel Aufmerksamkeit auch in der kalten Jahreszeit. Andere mehrjährige und winterharte Pflanzen verschönern nicht nur die Beete, sondern dienen zugleich Tieren als Nahrungsquelle. Besonders beliebt in diesem Jahr: Stauden aus robusten Herbstastern, in deren wunderschönen Blüten viele Insekten die kalte Jahreszeit überstehen. Auch im pflegeleichten Wasserdorst mit seinen filigranen Blütenkörbchen in unterschiedlichsten Farben stocken diverse Insekten und andere Kleinlebewesen ihren Wintervorrat auf.

Schlittschuhfahren im Garten?

Die Freibäder waren geschlossen, der Sommer 2021 stand voll im Zeichen des eigenen Swimmingpools. Der Nachhaltigkeitstrend bei der Gartengestaltung im Herbst wandelt das Schwimmbad für die eigene Erfrischung in einen umweltverträglichen Gartenteich für Fische, Frösche und Schnecken. Die kleinen Biotope lassen sich auch noch im September oder Oktober harmonisch in den Garten einfügen. Einzig die Bepflanzung mit Schilf sollte bis zum Frühjahr hinausgezögert werden, Algen hingegen sorgen sofort für die Reinigung des Wassers und punkten als natürlicher Ersatz für chemische Mittel.  Nur Schlittschuh sollte man auf seinem Teich nicht laufen können: Zum Überleben der Fische darf der Pond zu keiner Zeit komplett zugefroren sein. Auch die Teichfolie wird so bei Frost keine Risse bekommen und auch im kommenden Frühjahr noch so dicht sein wie im Originalzustand.

Es werde Licht

So wunderschön die goldene Oktobersonne auf das bunte Laub im Garten strahlen mag – die Tage werden immer kürzer, und ehe man sich versieht, sieht man nichts mehr. Um sich auch vom späten Nachmittag an bis in die Abendstunden hinein noch im Garten aufhalten zu können, sorgen im Herbst 2021 stilvolle nachhaltige Beleuchtungsoptionen für die gewünschte Helligkeit. Solarlichterketten in die Zweige der Obstbäume eingewebt, meterhohe Fackeln in der Nähe des Sitzplatzes in den Rasen gesteckt, Laternen und Windlichter auf der Terrasse aufgestellt sorgen alle auf ihre Art für romantische Stimmung und dafür, dass der wunderschöne Herbstgarten ins rechte Licht gerückt wird.

Ungewöhnliche Dekorationsideen

Auch Dekoration in einem Naturgarten muss in erster Linie eines sein: natürlich. So lässt sich hier ebenfalls der rote Faden der Nachhaltigkeit weiterspinnen und die Gartenbank an der Hauswand beispielsweise mit Riesenkürbissen und ein wenig Stroh zum optischen Highlight gestalten – perfekt auch für die Halloween-Party am 31. Oktober! Wurden empfindliche Pflanzen ins Wohnzimmer umgesiedelt, müssen die großen Tontöpfe am Eingangstor dennoch nicht leer stehen bleiben. Mit Moos bepflanzt, wird der ländliche Look ebenso fortgeführt wie mit etwas Jutestoff, der mit Strohbändern an Steinschalen festgebunden und mit ein paar LED-Teelichtern sicher ausgeleuchtet wird. Alte Blechkannen, Harken und Holzleitern lassen sich je nach Größe des Gartens so am Haus und neben Büschen und Sträuchern aufstellen, dass der natürliche Style noch weiter unterstrichen wird.

Von wegen altes Eisen

Upcycling ist in aller Munde – und ebenfalls ein Trend für den diesjährigen Herbstgarten. Statt in den Sperrmüll zu wandern, lassen sich viele ehemals nützliche Haushaltsgegenstände noch sinnvoll oder einfach dekorativ weiterverwenden. Ein altes Küchensieb aus Emaille oder blankem Metall lässt sich mit wenigen Handgriffen zu einer Blumenampel umgestalten, drei übereinander gestapelte Holzpaletten mit einem Polster aus wetterfestem, durch Biosiegel wie dem Ökotex-Standard 100 zertifizierten Outdoor-Stoff in ein bequemes Sofa verwandeln. Umhüllt von dicken Stricken aus Flachs- oder Leinenfasern, werden aus alten Autoreifen bequeme Sitzgelegenheiten. Der Gartenherbst 2021 kann kommen!

 

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