Die Projektpartner wurden mit dem Materialica Design + Technology Awards 2022 in der Kategorie Material ausgezeichnet (v.l.): Georg Stalter (Witte), Oliver Geiger (BASF SE), Eleni Kougioumtzi (Mercedes-Benz AG) und Simon Höbel (Mercedes-Benz AG).  Foto: BASF SE
Die Projektpartner wurden mit dem Materialica Design + Technology Awards 2022 in der Kategorie Material ausgezeichnet (v.l.): Georg Stalter (Witte), Oliver Geiger (BASF SE), Eleni Kougioumtzi (Mercedes-Benz AG) und Simon Höbel (Mercedes-Benz AG).  Foto: BASF SE

Velbert. Die vier Partner – Witte Automotive, BASF SE, Mercedes-Benz AG und Pyrum Innovations AG – haben erfolgreich einen Wertstoffkreislauf zur Herstellung von Automobilbauteilen aus sogenannten „massebilanzierten Kunststoffen“ geschlossen. Dafür wurden sie jetzt mit dem Materialica Design und Technology Award ausgezeichnet.


„In dem neuartigen Verfahren ersetzt Pyrolyseöl aus Altreifen und Biomethan aus organischen Abfällen fossile Rohstoffe in der Herstellung von Kunststoffen“, informiert die Firma Witte. So soll ein „wertvoller Beitrag zur Erfüllung der Nachhaltigkeitsziele“ erreicht werden. Mit dem hergestellten Material werden bald Türgriffe gefertigt.

„Der Einsatz chemisch recycelter und biomassenbilanzierter Kunststoffe bietet für uns das große Potenzial, bei gleichbleibend hoher Qualität gleichzeitig die CO2-Emissionen unserer Produkte zu senken und einen Beitrag zur Kreislaufwirtschaft zu leisten“, erklärt Kersten Janik, der für das Pilotprojekt verantwortliche COO bei WITTE Automotive.

Der Automobilzulieferer ist das erste Unternehmen außerhalb der chemischen Industrie, bei welchem der Materialeinsatz und die entsprechende Dokumentation nach dem sogenannten „REDcert2-Standard“ auditiert und zertifiziert wurde.

Der Gewinn des Awards und die hohe Aufmerksamkeit innerhalb der gesamten Automobilbranche zeigten, dass das Thema chemisches Recycling von Kunststoffabfällen an Bedeutung gewinne, ist man sich bei Witte sicher. Viele weitere Anwendungsfelder dafür seien „hoch attraktiv“.

Zur Dokumentation der Herstellung und zu den technischen Eigenschaften des gewonnen Materials informiert die Firma Witte wie folgt: „Die unabhängige Zertifizierung nach dem REDcert2-Schema belegt, dass die für das Endprodukt benötigten Mengen an fossilen Rohstoffen durch die jeweiligen Anteile an Pyrolyseöl und Biomethan ersetzt wurden. Diese ebenfalls zertifizierten Rohstoffe werden in das Produktionsnetz von BASF eingespeist und dem Kunststoff über den Massenbilanzansatz rechnerisch zugeordnet, der an Witte Automotive geliefert wird. Die nachfolgende Produktion der Bügeltürgriffe wird dann ebenfalls gemäß des REDcert2-Standards auditiert und stellt sicher, dass die korrekten Rezyklat-Mengen dem Produkt zugeordnet werden.

In der Herstellung des massenbilanzierten Kunststoffs für den Bügeltürgriff von ausgewählten Mercedes-Benz Modellen kombiniert BASF erstmalig den Einsatz der alternativen Rohstoffe Pyrolyseöl, welches bei der Pyrum Innovations AG aus ausgedienten Reifen erzeugt wird, und Biomethan aus Abfällen und Resten der Landwirtschaft bzw. der Lebensmittelindustrie. Der so hergestellte Kunststoff, in diesem Fall ein Ultramid® Polyamid 6 mit 30-prozentiger Glasfaserverstärkung, hat die gleichen Eigenschaften wie Primärkunststoff und eignet sich daher ideal für die Produktion von anspruchsvollen Fahrzeugkomponenten bei Witte.

Im Sinne einer effizienten Kreislaufwirtschaft werden die massenbilanzierten Produkte noch in diesem Jahr in den Bügeltürgriffen der Mercedes-Benz S-Klasse und des Mercedes-Benz EQE eingesetzt.“