Velbert. Schülergruppen der Gesamtschule Velbert haben anlässlich des Jahrestages der Pogromnacht alle Stolpersteine im Stadtgebiet gereinigt. Die Aktion soll ein Zeichen setzen gegen Diskriminierung und rechte Gewalt.
In den frühen Novembertagen – vor 84 Jahren – wurden in Deutschland Synagogen angezündet, jüdische Betstuben und Geschäfte verwüstet. Menschen jüdischen Glaubens wurden verschleppt, gequält und ermordet. Am 9. November 1938 ereignete sich die sogenannte Reichskristallnacht. Ein Datum, an dem jedes Jahr an die Gräueltaten des Nazi-Regimes erinnert wird.
Ein Opfer der Pogromnacht wurde vor 84 Jahren auch Julius Isaac, der damals als Fleischer in der Velberter Friedrichstraße sein Geschäft hatte. “Damals sei er das erste Mal verhaftet worden”, erzählt Holger John, später sei er aber erneut festgenommen und schließlich im KZ Ausschwitz ermordet worden. Seine Frau und seine beiden Töchter hingegen zählten zu den Überlebenden.
John ist Lehrer an der Gesamtschule Velbert und begleitet den Projektkurs Auschwitz. Hier finden sich jedes Jahr Oberstufenschülerinnen und -schüler zusammen, um über die Zeit des Nationalsozialismus zu Forschen, Wissen zusammenzutragen und zugänglich zu machen. So entstanden jüngst die Biografien zu allen 41 Stolpersteinen auf Velberter Stadtgebiet.
Die Gesamtschule hat die Patenschaft der vier Steine für die Familie Isaac übernommen. Den Vater, Julius, die Mutter, Rosa, und die beiden Töchter, Edith und Gertrud, die einst in der Friedrichstraße lebten. Jedes Jahr anlässlich des 9. Novembers gehen die Schülerinnen und Schüler der Gesamtschule Velbert nun zu alle 41 Stolpersteinen, um diese zu reinigen. Die Aktion soll ein Zeichen sein gegen Antisemitismus und daran erinnern, dass so etwas nie wieder geschehen möge.
Eine Schülergruppe je niedergelegtem Stein war für die Reinigung zuständig. An der Friedrichstraße war die stellvertretende Bürgermeisterin, Esther Kanschat, dabei und lobte die Jugendlichen für ihren Einsatz. Minderheiten, sei es Menschen aus anderen Ländern, von anderer Glaubensrichtung oder sexueller Orientierung, erführen auch heute noch Diskriminierung, sagte Kanschat. Es müsse deshalb immer wieder gemahnt und erinnert werden, dass Toleranz gegen Minderheiten wichtig sei. “Die Gesellschaft soll Vielfalt als Bereicherung wahrnehmen, nicht als Bedrohung”, so Kanschats Botschaft.