Essen (dpa) – Deutschlands größter Stromversorger und -netzbetreiber Eon hat im vergangenen Jahr erneut einen Milliardengewinn erwirtschaftet. Bereinigt blieben unter dem Strich 2,9 Milliarden Euro in der Kasse, wie von Eon erwartet etwas weniger als im Vorjahr. Die Dividende soll trotzdem steigen – um zwei Cent auf 0,55 Cent je Aktie, wie das Unternehmen in Essen bei der Vorlage der Jahreszahlen berichtete. Die Börse zeigte sich erfreut: Eon-Aktien lagen am frühen Nachmittag drei Prozent im Plus.
Eon zählt im Heimatmarkt rund zwölf Millionen Strom- und zwei Millionen Erdgaskunden. Eon ist auch einer der größten Ladesäulenbetreiber. In Europa hat Eon insgesamt rund 47 Millionen Kunden. Auf die Frage, ob Eon Preiserhöhungen für die Strom- und Gaskunden in Deutschland plant, sagte Eon-Chef Leonhard Birnbaum: «Wir planen im Moment keine Preiserhöhung.»
Eon gehören 32 Prozent des deutschen Verteilnetzes
Eon verdient sein Geld vor allem im regulierten Netzgeschäft, in dem Regulierungsbehörden wie die Bundesnetzagentur die Preise festlegen. Eon gehört mit 32 Prozent fast ein Drittel des deutschen Stromverteilnetzes. Als Verteilnetz werden alle Stromnetzebenen unterhalb des Übertragungsnetzes bezeichnet, das für den Stromtransport über weite Strecken sorgt. Dieses Netz spielt eine zentrale Rolle beim Energie-Umbau Deutschlands hin zur Klimaneutralität: Fast alle Wind- und Solaranlagen speisen ihren Strom in das Verteilnetz ein.
Die Kosten für den Netzausbau werden über den Strompreis auf alle Endkunden umgelegt. Die Netzbetreiber können die Netzentgelte aber nicht frei festlegen. Das Geschäft ist reguliert, das bedeutet, dass in Deutschland die Bundesnetzagentur in einem genau bestimmten Verfahren festlegt, wie hoch die Rendite der Netzbetreiber sein darf. Nach Angaben von Eon sind bis zu 78 Prozent des operativen Gewinns reguliert, also von den Entscheidungen der jeweiligen Regulierungsbehörden abhängig.
Im Geschäftsfeld Netze investierte Eon im vergangenen Jahr auch am meisten: 5,8 von insgesamt 7,5 Milliarden Euro flossen dorthin. Im laufenden Jahr will Eon 8,6 Milliarden Euro investieren, davon knapp 80 Prozent in den Netzausbau.
Eon will 2024 bis 2028 jetzt 43 Milliarden Euro investieren
Der Energiekonzern kündigte eine Erhöhung der geplanten Gesamt-Investitionen im Zeitraum 2024 bis 2028 um eine Milliarde Euro an. Man wolle jetzt 43 Milliarden Euro investieren, davon 35 Milliarden Euro in die Netzinfrastruktur.
Wegen noch offener Regulierungsvorschriften ließ Birnbaum die über das Jahr 2028 hinaus geplanten Investitionen offen. Wie die Verzinsung ab 2029 für das Strom-Geschäft aussehen soll, sei «heute noch nicht absehbar», hieß es. Eon sei zwar bereit, weiter zu investieren, sagte der Manager laut Mitteilung, «aber niemals um jeden Preis».
«Wir wissen, dass die Investitionsbedingungen attraktiv sein müssen, um den Umbau des Energiesystems zu stemmen», sagte der Präsident der Bundesnetzagentur, Klaus Müller, auf Anfrage der dpa. «Aber wir wissen auch, dass die Verzinsung bezahlt werden muss – von privaten Haushalten, Gewerbe und Industrie.»
Birnbaum: Kosten des Energiesystems strenger in den Blick nehmen
Birnbaum forderte bei der Vorlage der Jahreszahlen ein «Energiewende-Update». «Eine neue Bundesregierung muss die Kosten des Energiesystems für die Bürger viel strenger in den Blick nehmen», sagte er. Der Zubau der erneuerbaren Energien werde auch weiterhin Unterstützung brauchen, etwa für Windanlagen auf See. Es gelte aber: «Nur das, was Förderung braucht, soll auch gefördert werden.» So bräuchten etwa Photovoltaikanlagen auf Dachflächen ganz sicher überhaupt keine Förderung. «Die lohnen sich komplett über die Eigenstrom- und Eigenverbrauchsoptimierung.»
Auch die Prognose erfreute die Börse. So erwartet Eon im laufenden Jahr beim bereinigten Konzernüberschuss einen Wert zwischen 2,85 und 3,05 Milliarden Euro. Bis 2028 solle der bereinigte Konzernüberschuss auf rund 3,4 Milliarden Euro steigen, kündigte Eon an.