DER KLIMABEIRAT DER STADT RATINGEN STELLT SICH DEN LESERN VON UNSER RATINGEN VOR
Der Klimabeirat ist ein von der Stadt Ratingen im Jahr 1999 ins Leben gerufenes Gremium, das sich für die Ziele des Klimaschutzes, der Klimaanpassung und der Reduktion klimaschädlicher Treibhausgase, insbesondere der CO2-Emissionen, entsprechend der Selbstverpflichtung der Stadt Ratingen im Klima-Bündnis der Städte einsetzen soll.
Erste Bemühungen, den Klimaschutz als zu berücksichtigende Komponente in der Stadtplanung zu implementieren, datieren aus den späten 1980er und früher 1990er Jahren. Zu dieser Zeit stießen diese Überlegungen beim damaligen Beigeordneten E. Traumann auf positive Resonanz. Gemeinsam entwickelte man Anfang der 1990er Jahre die Idee eines stärker formalisierten Gremiums, das, vom Rat der Stadt eingesetzt, den Belangen und Notwendigkeiten des Klimaschutzes besser und stärker gerecht werden konnte. An dieser Maxime hat sich bis heute nichts geändert. Die Protagonisten waren der festen Überzeugung, dass dem durch den anthropogenen Klimawandel ausgelösten Handlungsdruck am besten auf der kommunalen Ebene begegnet werden konnte. Das ist auch heute noch so. In einem Klimabeirat konnten relevante Themen von den Akteuren der Stadt – Rat und Verwaltung – sowie aus Interessengruppen der Bürgerschaft diskutiert und als klimaverbessernde Maßnahme vorgeschlagen werden. Zur ersten Vorsitzenden wurde Edith Feltgen (heutige Ehrenvorsitzende) gewählt, die diese Funktion viele Jahre innehatte.
Aufgaben des Klimabeirates Ratingen
Aufgaben und Zuständigkeiten des Klimabeirates leiten sich aus der Geschäftsordnung ab. Wir formulieren u.a. Stellungnahmen zu Konzepten und Planungen klimarelevanter Vorhaben in der Stadt Ratingen im Rahmen der Zusammenarbeit zwischen Klimabeirat und städtischen Institutionen. Und klimarelevant ist so gut wie alles, wenn es in einem weiteren Sinne um Stadtplanung und Bauen geht. Jede Baumaßnahme auf einer vorher unbebauten Freifläche oder in einem städtischen Grünzug ist im physikalischen Sinne ein Eingriff in den Strahlungshaushalt des Bodens und führt zu mehr oder weniger großen Änderungen im Gefüge des Stadtklimas. Andererseits versteht sich der Klimabeirat mit seinem Sachverstand in Angelegenheiten des Klimaschutzes und der Klimaanpassung als Ratgeber und Unterstützung für die Stadt Ratingen und erarbeitet Empfehlungen für die zuständigen Ausschüsse für Stadtplanung und Umwelt. In der jüngeren Vergangenheit hat der Klimabeirat Vorschläge zur Entsiegelung nicht mehr
genutzter Gewerbeflächen gemacht. Vertreter des Klimabeirates nehmen mit beratender Stimme an den Sitzungen der beiden Ausschüsse teil und können von ihrem Rederecht Gebrauch machen. Eigene Anträge darf der Klimabeirat nicht stellen.
Im vergangenen Dezember 2024 wurde aus Anlass des 25-jährigen Bestehens ein Jubiläums-Baum mit Plakette vor dem alten Rathaus in Lintorf gepflanzt, mit freundlicher Unterstützung des Amtes für kommunale Dienste, das auch unsere administrative Anlaufstelle in der Stadtverwaltung ist. Im November 2025 wird der TV-Meteorologe und Autor Sven Plöger auf Einladung des Klimabeirates einen Vortrag über den Klimawandel in der Stadthalle halten.
Organisation des Klimabeirates
Mitglieder des Klimabeirates sind je eine Vertreterin/ein Vertreter der im Rat vertretenen Parteien, der Verbände, Organisationen und Unternehmen, die bei ihrer Tätigkeit von klimarelevanten Fragen berührt werden und fachkundige Einzelpersonen. So sind Wohnungswirtschaft, Landwirtschaft, Verbraucherberatung, Stadtwerke, sachkundige Bürger und weitere Akteure vertreten. Die Zahl der Mitglieder beträgt maximal 35.Der Klimabeirat hat einen fünfköpfigen Vorstand, der aus der Mitgliederschaft alle zwei Jahre in öffentlichen Sitzungen gewählt wird; Sitzungen finden dreimal im Jahr statt. Sie werden vorher mit Themenschwerpunkten und Fachreferaten auf der Homepage des Klimabeirates angekündigt sowie im Veranstaltungskalender der Stadt Ratingen und der Presse bekannt gegeben.
Der Klimabeirat hofft und wünscht mit Unterstützung aus der Bürgerschaft noch mehr für den lokalen Klimaschutz bewegen zu können. Angesichts des fortschreitenden Klimawandels erlangen auf der lokalen Ebene auch Bemühungen um die Anpassung an den Klimawandel immer mehr Bedeutung. Auf der Grundlage der Deutschen Anpassungsstrategie an den Klimawandel gibt es eine Reihe von Maßnahmen, um den Auswirkungen der Klimaerwärmung gerade auf der kommunalen Ebene begegnen zu können bzw. diese zu mindern. Exemplarisch seien hier Maßnahmen gegen überhitzte Innenstädte genannt, sowohl durch planerische Vorsorge, z.B. durch Erhaltung von Grünzügen, als auch solche, die dem unmittelbaren Schutz von Menschen dienen, z.B. Hitzewarnungen an vulnerable Personengruppen und Aktualisierungen von Plänen zum Schutz vor Hochwasser. Die Stadt Ratingen stellt sich dieser Aufgabe durch die Neuauflage eines Klimaschutzkonzeptes in Verbindung mit einem Klimaanpassungskonzept. Es soll in der zweiten Jahreshälfte 2025 fertig sein und zukünftig Eingang in städtische Planungen finden.
VOM GLOBALEN KLIMA ZU KLIMASCHUTZ UND -ANPASSUNG IN RATINGEN
Klimaschutz heißt nach der Pariser Klimakonferenz 2015 und zahlreichen Folgekonferenzen konkret, dass die den Klimawandel verursachenden Treibhausgase reduziert und bis Mitte des Jahrhunderts, also in 25 Jahren, grundsätzlich auf null gebracht werden müssen, um den Temperaturanstieg mit Hitze-/Dürreperioden und andere Auswirkungen des Klimawandels (z.B. Starkregen, Änderungen von geographischen Niederschlagsmustern, Ozeanversauerung, Verschwinden von Gletschern und Meereis) zu begrenzen. Nicht nur für unser Land ist das ein sehr ambitioniertes Vorhaben; global gesehen ist es noch viel schwieriger.
Der anthropogen getriebene Klimawandel ist in vollem Gange, nicht nur auf einer abstrakten globalen Ebene, sondern auch in Deutschland und natürlich auch in Ratingen. Und er geht weiter – leider. Die Ereignisse der jüngeren Vergangenheit, z. B. die außer-gewöhnliche Trockenheit mit Hitzeperioden in Deutschland und großen Teilen Europas in den Jahren 2021 bis 2023 sowie die Wärmerekorde global 2023 und 2024, demonstrieren das sehr deutlich. Das auf der Pariser Klimakonferenz 2015 völkerrechtlich vereinbarte Ziel, den globalen Temperaturanstieg auf 1,5 Grad C zu vorindustriellen Zeiten zu begrenzen, ist schon gescheitert, auch eine Begrenzung auf 2,0 Grad C wird kaum möglich sein.
Auch in Deutschland lebt ein immer größer werdender Teil der Bevölkerung in Städten. D.h., Klimaschutz und Klimaanpassung müssen in erster Linie dort stattfinden, beim Verursacher des Klimawandels. Zwar hat sich die Stadt Ratingen bereits 1993 im Klima-Bündnis der Städte verpflichtet, die Reduktion der klimaschädlichen Treibhausgase voranzubringen, insbesondere die CO2-Emissionen. Zwischen Absicht und Realisierung sind die Differenzen jedoch groß, häufig zu groß. Viele (notwendige) städtische Infrastrukturaufgaben stehen in Zielkonflikten mit Maßnahmen zum Klimaschutz, zu selten gewinnt der Klimaschutz. Hier kommt nun der Klimabeirat als neutrale, nicht parteigebundene Organisation mit Vertretern/-innen aus verschiedenen gesellschaftlichen Gruppierungen und sachkundigen Bürgern/-innen ins Spiel. Wir betrachten, kritisieren und schlagen vor, und zwar immer aus der Perspektive „des Klimas“, wo Defizite im Klimaschutz existieren, welche Maßnahmen der Klimaanpassung uns notwendig erscheinen. Als Beispiel sei hier das seit Jahren fehlende Monitoring zur CO2-Emissionsbilanz in Ratingen genannt. Damit kann gemessen und festgestellt werden, wie weit Ratingen seiner Selbstverpflichtung zur CO2-Emissionsreduktion nachgekommen ist. Das städtische Klimaschutzkonzept, die
Stadtklimaanalyse, das Klimaschutzmanagement in Ratingen überhaupt, wurden vor ihrer Realisierung frühzeitig als Idee im Klimabeirat diskutiert und als für unsere Stadt notwendig erachtet.
Mobilität und Wärmeplanung sind aus der Sicht des Klimabeirates jetzt und in der Zukunft Schwerpunktthemen. In diesen beiden Sektoren Verkehr und Gebäude gibt es die größten Defizite bei der Minderung der CO2-Emissionen – und die deutlichsten Zielkonflikte. Die Umsetzungen des aktualisierten Klimaschutzkonzeptes sowie des Klimaanpassungskonzeptes sind Daueraufgaben für die kommenden Jahre; der Klimabeirat wird städtische Aktivitäten aufmerksam begleiten. Ohne erfolgreiche Bemühungen auf der lokalen Ebene gibt es keine Chance auf eine mittelfristige Verlangsamung oder gar einen Stopp der Erderwärmung.
Ulrich Otte, Vorsitzender des Klimabeirates Ratingen