Ältere Autofahrer sind überproportional häufig an schweren Unfällen im Straßenverkehr beteiligt. (Foto Illustration)
Ältere Autofahrer sind überproportional häufig an schweren Unfällen im Straßenverkehr beteiligt. (Foto Illustration) Foto: Julian Stratenschulte/dpa

Düsseldorf (dpa/lnw) – Gegen den allgemeinen Trend sind Autofahrer im Alter ab 75 Jahren zunehmend an schweren Unfällen im Straßenverkehr beteiligt. Während zwischen 2013 und 2023 in Nordrhein-Westfalen die Zahl der an Unfällen mit Verletzten und Getöteten beteiligten Autofahrer um drei Prozent auf rund 64.150 zurückgegangen ist, stieg sie in der Gruppe der Fahrer ab 75 Jahren deutlich an, wie die Unfallforschung der Versicherer in Berlin mitteilte. 


Bei Fahrern und Fahrerinnen im Alter ab 75 Jahren sei in der Zeit die Zahl der an schweren Unfällen Beteiligten um 26 Prozent auf rund 4.180 gestiegen. Vier von fünf Beteiligten in der Altersgruppe (79 Prozent) hätten den Unfall selbst verursacht. 

«Auf Nordrhein-Westfalens Straßen sind Ältere immer mehr unterwegs», sagte Kirstin Zeidler, die Leiterin der Unfallforschung der Versicherer im Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft. Die von der Generation 75plus mit dem Auto zurückgelegte Strecke habe sich zwischen 2008 und 2017 fast verdoppelt. Es sei zu erwarten, dass sich dieser Trend fortsetzt. 

Mehr Senioren haben einen Führerschein

Über die Jahre hat die Zahl der Senioren mit Führerschein deutlich zugenommen: 2015 gab es bundesweit fast 2,5 Millionen Führerscheinbesitzer im Alter über 75. Im Jahr 2024 waren es mit fast 5,9 Millionen mehr als doppelt so viele. Besonders gewachsen ist die Gruppe der Seniorinnen mit Führerschein: Es sind 1,9 Millionen.

Nach Erkenntnis der Unfallforscher steigt ab dem Alter von 75 Jahren das Unfallrisiko deutlich an: Aufmerksamkeit, Konzentration und Reaktionsgeschwindigkeit lassen allmählich nach. Das zeige sich besonders in komplexen Situationen mit vielen Fußgängern, Autos und Radfahrern oder auf ungewohnten Strecken. 

Nach Ansicht der Verkehrsexperten können sogenannte Rückmeldefahrten helfen, sicher Auto zu fahren. Dabei erhalten die Fahrer nach einer 45-minütigen Tour mit einem Fachmann eine vertrauliche Rückmeldung über den Fahrstil. Dann könne man das Autofahren ändern und etwa unbekannte Strecken meiden, betonen die Unfallforscher. Das Ergebnis habe keine Folgen für den Führerschein. 

Jeder sollte Fahrtüchtigkeit hinterfragen

Nach Ansicht des ADAC sollten Autofahrer unabhängig vom Alter die eigene Fahrtüchtigkeit immer wieder selbstkritisch hinterfragen. Das betreffe beispielsweise das Sehvermögen, die Reaktionsfähigkeit, eine mögliche Übermüdung oder die Einnahme von Medikamenten, welche die Fahrtüchtigkeit einschränken können. Fahrtrainings könnten helfen, die Fahrkompetenz unabhängig vom Alter zu steigern, erklärte der Mobilitätsclub. Zudem könnten Fahrerassistenzsysteme in den Autos dazu beitragen, motorische Defizite auszugleichen.