Um seinen ermordeten Sohn zu rächen, soll ein 69-Jähriger zu Selbstjustiz gegriffen haben. Bald steht er wohl selbst vor Gericht. (Archivbild)
Um seinen ermordeten Sohn zu rächen, soll ein 69-Jähriger zu Selbstjustiz gegriffen haben. Bald steht er wohl selbst vor Gericht. (Archivbild) Foto: Roland Weihrauch/dpa

Münster/Ahlen (dpa/lnw) – Aus Rache für seinen ermordeten Sohn soll ein 69-jähriger Mann im Münsterland versucht haben, zwei Nachbarn zu töten – nun hat die Staatsanwaltschaft Anklage erhoben. Der Mann soll sich unter anderem wegen versuchten Mordes vor Gericht verantworten.


Im vergangenen Dezember waren auf einem Discounter-Parkplatz in Ahlen Schüsse gefallen. Der 69-Jährige soll zunächst seinem inzwischen 38-jährigen Nachbarn in den Rücken geschossen und ihn schwer verletzt haben. Dann soll er auf den Kopf von dessen Mutter gezielt haben. Weil die Waffe eine Ladehemmung hatte, überlebte die 63-Jährige.

Sohn war auf offener Straße erschossen worden

Man gehe davon aus, dass der 69-jährige Deutsch-Türke mit dem Angriff auf dem Discounter-Parkplatz seinen Sohn rächen wollte, teilte die Staatsanwaltschaft mit. Der 34-Jährige war im Dezember 2020 auf offener Straße erschossen worden. Jahrelang suchten die Ermittler nach dem Täter – doch ohne Erfolg. Im vergangenen Sommer wurden die Ermittlungen in diesem Mordfall erfolglos eingestellt.

Der nun angeklagte 69-Jährige und seine Familie hätten sehr darunter gelitten, dass niemand für den Tod ihres Sohnes zur Verantwortung gezogen wurde, schrieb die Staatsanwaltschaft. Für den Vater sei klar gewesen, dass die Nachbarsfamilie hinter der Tat stehen müsse. Tatsächlich sei auch gegen einige Mitglieder dieser Familie ermittelt worden – allerdings habe sich der Verdacht nicht erhärtet.

Rache an Nachbarsfamilie?

Nachdem die Ermittlungen eingestellt wurden, habe sich der 69-Jährige wohl entschlossen, den Tod seines Sohnes selbst zu rächen, schreibt die Anklagebehörde. Seine beiden Opfer auf dem Discounter-Parkplatz habe er möglicherweise stellvertretend für die gesamte Familie töten wollen. Weil mehrere Zeugen ihn bis zum Eintreffen der Polizei festhielten, konnte der Mann noch am Tatort festgenommen werden.

Bislang habe sich der 69-Jährige, der in Untersuchungshaft sitzt, nicht selbst zu den Vorwürfen geäußert. Wann der Prozess am Landgericht Münster beginnt, steht bislang nicht fest.