Das Netz der Radwege ist ein wichtiger Aspekt für Radler. (Archivbild)
Das Netz der Radwege ist ein wichtiger Aspekt für Radler. (Archivbild) Foto: Robert Michael/dpa

Berlin/Düsseldorf (dpa) – Zahlreiche Städte in Nordrhein-Westfalen sind laut einem Stimmungsbild des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC) fahrradfreundlicher geworden. Allerdings fühlten sich bundesweit mehr als zwei Drittel der Radfahrenden im Straßenverkehr nicht sicher. Kritische Punkte sind zu schmale oder zugeparkte Radwege und dass Autos zu dicht überholen. Die NRW-Kommunen fordern unterdessen mehr Geld für den Ausbau der Radwege.


Bochum, Siegen, Witten und Rheinbach bei Bonn sind der bundesweiten Auswertung zufolge in ihrer Größenklasse die Kommunen mit den stärksten Verbesserungen zum Stimmungsbild vor zwei Jahren. In der Kategorie der 15 Metropolen schneidet NRW laut ADFC schlecht ab: Düsseldorf (10), Köln (11), Dortmund (13), Essen (14) und Duisburg (15) liegen eher auf hinteren Plätzen. Für Duisburg und Köln hat der ADFC allerdings bessere Werte als vor zwei Jahren ermittelt, für Düsseldorf, Essen und Dortmund jedoch schlechtere. 

Auch in einigen anderen Kategorien seien NRW-Kommunen auch am Ende zu finden. «Es ist ein durchaus gemischtes Bild», sagte die Landesvorsitzende Susanne Niemann. Insgesamt gebe es noch «viel Luft nach oben». Es gehe nicht nur um den Neubau von Radwegen, auch Sanierungen und breitere Radwege seien wichtig. Kommunen könnten ebenfalls mit Kontrollen gegen das Zuparken von Radwegen und einem zuverlässigen Winterdienst punkten. 

Zu den fahrradfreundlichsten Städten Deutschlands gehört auch im neuen Ranking des ADFC Münster, das in der Größenklasse 200.000 bis 500.000 Einwohner auf Platz 1 blieb und sich weiter verbesserte. Mit Bonn (5), Aachen (7) und Bielefeld (8) sind in dieser Kategorie drei weitere NRW-Städte in den Top 10. Aachen bekam den Sonderpreis «Miteinander im Verkehr», dies wurde sogar besser als die Fahrradfreundlichkeit der Stadt bewertet. 

Sieben NRW-Kommunen in Top 10 der Kategorie unter 20.000 Einwohner 

In der Kategorie 50.000 bis 100.000 Einwohner ist Bocholt auf dem bundesweit dritten Platz. Das rheinische Dormagen (5) und das westfälische Rheine (7) und das nahegelegene Ibbenbüren (10) folgen. In der Kategorie 20.000 bis 50.000 Einwohner sind Meckenheim bei Bonn (2), Rees am Niederrhein (6), Coesfeld (7) im Münsterland sowie das nahe Lüdinghausen (8) unter den zehn Besten. 

In der Kategorie unter 20.000 Einwohner sind gleich sieben Kommunen aus NRW unter den Top 10: Den westfälischen Kommunen Wettringen (1), Reken (2), Olfen (3) und Neuenkirchen (5) folgen Eslohe (8) im Sauerland, Altenberge (9) nordwestlich von Münster und Mettingen (10) im Tecklenburger Land. 

Die NRW-Kommunen fordern für den Ausbau der Radwege mehr Geld vom Bund. «In vielen Städten hat das Rad bereits 15 Prozent und mehr Anteil am gesamten Verkehr, in manchen sogar mehr als 30 Prozent», sagte der stellvertretende Geschäftsführer des Städtetages NRW, Stefan Hahn, der dpa. Was verändert werde, richte sich auch nach den finanziellen Möglichkeiten. Der Bund habe zwar angekündigt, den Radwegausbau wieder stärker fördern zu wollen. «Aber das wird nicht für alle Projekte reichen, die geplant sind.»

Gut 128 Millionen Euro für den Radwegebau 

Der Städte- und Gemeindebund NRW erwartet, dass Mittel aus dem angekündigten Infrastrukturpaket des Bundes auch in den Ausbau der Nahmobilität fließen. Bei den Planungen müssten die verschiedenen Interessen aller Verkehrsteilnehmer berücksichtigt werden, sagte Hauptgeschäftsführer Christof Sommer. Der Umbau der Verkehrsinfrastruktur werde die Kommunen noch auf Jahrzehnte hin fordern. Deshalb arbeiteten Städte und Gemeinden vermehrt daran, Sofortmaßnahmen in ihrem Straßenraum umzusetzen, um eine gute und sichere Rad-Infrastruktur schnell vor Ort erlebbar zu machen.

Laut NRW-Verkehrsministerium haben Land und Bund 2024 gut 128 Millionen Euro für den Radwegebau im bevölkerungsreichsten Bundesland bereitgestellt. Das ist den Angaben zufolge mehr als das Dreifache der Summe von 2020. Für das laufende Jahr seien im Landeshaushalt 79,5 Millionen Euro vorgesehen. Wie viele Bundesmittel in den Radverkehr in NRW fließen, könne man noch nicht sagen. «Wir gehen davon aus, dass die Summe am Ende des Jahres ungefähr der genannten Summe für das Jahr 2024 entspricht», erklärte eine Sprecherin.