
Heiligenhaus. Die Stadt Heiligenhaus hat ihre Hausaufgaben gemacht: Schon Jahre vor dem gesetzlich vorgesehenen Zeitpunkt wurde ein kommunaler Wärmeplan erstellt, der Hausbesitzern künftig als wichtige Orientierung für die Wahl ihrer Wärmeversorgung dienen soll.
Man erinnere sich: Unter Robert Habeck wurde das umstrittene Gebäudeenergiegesetz (GEG), im Volksmund auch Heizungsgesetz genannt, verabschiedet. Es schrieb ursprünglich den Einsatz von 65 Prozent erneuerbarer Energien vor. Viele Eigenheimbesitzer fürchteten damals, aus Kostengründen bald in kalten Räumen zu sitzen – vor allem die Kurzfristigkeit der Umstellung wurde heftig kritisiert. Doch es kam anders: Das GEG wurde zeitlich entschärft und an das Vorhandensein einer kommunalen Wärmeplanung geknüpft. Kommunen ab 100.000 Einwohnern haben dafür bis zum 30. Juni 2026 Zeit, kleinere Städte sogar noch zwei Jahre länger, also bis Mitte 2028.
Dem ist die Stadt Heiligenhaus nun nachgekommen: Drei Jahre vor Fristende hat sie einen kommunalen Wärmeplan aufgestellt, der derzeit öffentlich ausliegt und im Juli vom Stadtrat verabschiedet werden soll. Im kommunalen Wärmeplan wird festgestellt, ob künftig beispielsweise Wärmenetze oder alternative Energieträger wie Wasserstoff, Biogas oder Abwärme von Industrieanlagen im Stadtgebiet verfügbar sein werden und so zur Wärmewende beitragen könnten.
Planungssicherheit für Hausbesitzer
„Wir wollten Planungssicherheit schaffen“, begründet der technische Dezernent Andreas Sauerwein das ambitionierte Vorgehen in Sachen kommunaler Wärmeplanung. Teilweise hätten sich Eigenheimbesitzer mit Investitionen zurückgehalten, weil sie nicht sicher seien, was künftig in Sachen Wärmeplanung auf sie zukomme, so Sauerwein. Dies sei natürlich kontraproduktiv für ein Vorankommen in Sachen Klimaneutralität.
Die Ergebnisse der kommunalen Wärmeplanung lassen sich leicht zusammenfassen: Die allermeisten Hausbesitzer In Heiligenhaus werden sich selbst um einen Umstieg auf erneuerbare Energieträger kümmern müssen, also ihre Heizung auf eine Wärmepumpe umstellen und eventuell eine Photovoltaik-Anlage anschaffen. Eine Ausnahme gibt es lediglich in der Unterilp, wo ein bestehendes Wärmenetz voraussichtlich als Ganzes auf die Anforderungen des GEG umgestellt wird.
Nicht ganz eindeutig ist die Lage im Wohngebiet Heide und in Teilen der Innenstadt. Die Dichte der Bebauung lasse hier zumindest die Idee einer dezentralen Wärmeversorgung durch ein Wärmenetz zu, heißt es von den Experten für Wärmeplanung. Die Idee ist also nicht komplett vom Tisch. Laut Sauerwein ist aber auch in diesen Bereichen ein Wärmenetz der Lösung einer individuellen Umstellung gleichzustellen. Eine gesetzliche Pflicht zum Anschluss an ein Wärmenetz bestehe ohnehin nicht.
Keine explizite Gebietsausweisung
Der kommunale Wärmeplan wird laut Sauerwein keine explizite Ausweisung von Versorgungsgebieten enthalten und somit auch keine direkte Verbindung zum GEG herstellen, aus der sich eine Verpflichtung für 65 Prozent der Wärmeenergie aus erneuerbaren Quellen ableiten ließe. Dies ist auch in absehbarer Zeit nicht geplant. Außerdem geht man im Rathaus davon aus, dass die Kopplung des GEG an den kommunalen Wärmeplan bald komplett aufgehoben wird.
Davon unberührt bleiben allerdings die Klimaziele, für die das GEG eingeführt wurde. Stand jetzt soll Deutschland bis 2045 klimaneutral werden – auch was die Beheizung von Gebäuden mit fossilen Brennstoffen angeht. In Neubauten gilt schon heute, dass die Energie zu 65 Prozent aus erneuerbaren Quellen stammen muss. Für Bestandsbauten gelten Übergangsfristen: in zwanzig Jahren sollen dann möglichst gar keine fossilen Brennstoffe mehr verfeuert werden.
Die Heiligenhauser werden sich also künftig mit neuen Techniken wie Photovoltaik und Wärmepumpe vertraut machen müssen. Hierfür bietet die Stadt schon seit einiger Zeit Informationsveranstaltungen an, in denen es beispielsweise um die Themen Wärmedämmung, Photovoltaikanlagen und Wärmepumpen geht. All dies dient dazu, Unsicherheiten bezüglich der neuen Technik auszuräumen und den Umstieg darauf möglichst zu erleichtern.