Ratingen | Das Oberschlesische Landesmuseum in Ratingen-Hösel steht vor einer bedeutenden Zäsur: Zum Jahresende 2025 soll es in das Ruhrmuseum in Essen integriert werden. Das entschied am Montag der Vorstand der Stiftung Haus Oberschlesien als Trägerin des Museums – ein Schritt, der laut Vorsitzendem Sebastian Wladarz „notwendig geworden ist, um das Kulturgut der Oberschlesier sichtbar zu erhalten und zugleich die Zukunft des Museumsbetriebs zu sichern“.
Hintergrund der Entscheidung ist eine angespannte finanzielle Lage. Der Stiftungshaushalt weist bereits jetzt eine Unterdeckung auf. Sebastian Wladarz warnt: „Handeln wir nicht rechtzeitig, riskieren wir unsere Existenz.“ Hinzu kommen erhebliche Investitionsbedarfe an den beiden Immobilienstandorten, die laut Vorstand „finanziell zermalmend“ wären. Die derzeitige Dauerausstellung sei fast 30 Jahre alt, ein zeitgemäßer Umbau sowie eine neue Konzeption wären dringend erforderlich – verbunden mit Millionenaufwand, den die Stiftung allein nicht tragen kann.
Auch von Seiten möglicher Unterstützer blieb Hilfe aus. Das Land NRW, das die Einrichtung institutionell fördert, lehnt eine weitere finanzielle Unterstützung ab. Die Begründung: Bereits 2018 wurde die Förderung erhöht, eine weitere Aufstockung sei angesichts der schwierigen Erreichbarkeit des Standorts in Hösel nicht vertretbar. Auch der Bund verweist auf eine Entscheidung von 2001, als er sich aus der Förderung zurückzog. Eine Neuauflage scheint aktuell nicht in Sicht.
Trotz des Grundsatzbeschlusses lässt sich der Vorstand eine kleine Hintertür offen: Sollte bis Ende August ein durchfinanziertes Konzept zur langfristigen Sicherung am aktuellen Standort vorgelegt werden, könnte ein Verbleib in Ratingen nochmals geprüft werden.
Für Sebastian Wladarz ist die Entscheidung dennoch klar: „Wir standen vor der Wahl zwischen einer abgespeckten Lösung und einer möglichen Schließung ohne Perspektive. Jetzt sichern wir den Fortbestand in einem renommierten Museum mit größerer Reichweite.“ Die Stiftung Haus Oberschlesien wolle sich auch künftig engagiert in den deutsch-polnischen Beziehungen positionieren – nun mit neuer Struktur, aber demselben Auftrag.