In nordrhein-westfälischen Schulen herrscht aus Sicht der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft viel Mangelverwaltung. (Archivbild)
In nordrhein-westfälischen Schulen herrscht aus Sicht der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft viel Mangelverwaltung. (Archivbild) Foto: Bernd Thissen/dpa

Düsseldorf (dpa/lnw) – Kurz vor dem Start des neuen Schuljahres in Nordrhein-Westfalen sieht die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) wesentliche bildungspolitische Probleme ungelöst. Dazu zählten steigende Schulabbrecherquoten, ein dramatischer Lehrkräftemangel und eine wachsende Zahl an Kindern, die die grundlegenden Kompetenzen in Deutsch und Mathematik nicht erreichten, kritisierte die GEW-Landesvorsitzende Ayla Celik in Düsseldorf.


Viele von der Landesregierung angestoßene Reformen führten in der Schulpraxis kaum zu Entlastungen. Weiterhin seien rund 7.000 Lehrerstellen in NRW unbesetzt. Die Lehrkräfte erlebten zwar mehr Programme und digitale Hilfsmittel, «aber keine kleineren Klassen, keine durchgehende Unterrichtsversorgung, keine Ressourcen für echte individuelle Förderung und vor allem keine Arbeitsentlastung», kritisierte Celik.

GEW: Lehrer und Schüler hetzen durch den Stoff

Überfällig sei eine Reform der Lehrpläne. «Ob Medienbildung, Nachhaltigkeit, berufliche Orientierung oder Demokratieerziehung – immer mehr gesellschaftliche Aufgaben werden auf die Schulen übertragen», stellte die Gewerkschafterin fest. «Das bedeutet Dauerstress für Lehrkräfte und Kinder, die gemeinsam durch den Stoff hetzen.» Die GEW forderte eine Priorisierung der Inhalte – «zugunsten von mehr Vertiefung, mehr Freude am Lernen und vor allem mehr Zeit für Beziehungsarbeit».

Die Postleitzahl entscheidet über den Bildungserfolg

Die fehlenden Rahmenbedingungen und Qualitätsstandards beim Rechtsanspruch auf einen Ganztagsplatz ab 2026 seien eine vertane Chance, bemängelte Celik. Statt landesweit Chancengleichheit zu schaffen und Schule und Betreuung besser zu verzahnen, werde die Verantwortung auf die kommunale Ebene verlagert. «Am Ende bestimmt die Postleitzahl, welche Bildungsangebote die Kinder bekommen», mahnte die GEW-Landeschefin.

Dass Bildungsministerin Dorothee Feller (CDU) weiter auf die Stärkung der Basiskompetenzen – Lesen, Schreiben, Rechnen – setze, sei sachgerecht, lobte Celik. Die vorgesehenen zusätzlichen Lernstandserhebungen könnten hingegen nur dann nachhaltig sein, wenn sie in der Praxis zu mehr individueller Förderung führten. «Ohne qualifiziertes Personal, Zeit und echte Förderstrukturen bleibt das Konzept leider eine Daten-Bürokratie-Offensive ohne gesicherten Bildungserfolg.»

Schuljahr 2025/26 kurz vor dem Start

Auch andere Bildungsgewerkschaften hatten in der vergangenen Woche gravierende Defizite in der Schullandschaft beklagt. Nach gut sechs Wochen Sommerferien beginnt für die meisten der rund 2,5 Millionen Schülerinnen und Schüler in NRW am Mittwoch wieder der Unterricht. Die Erstklässler – in diesem Jahr rund 174.000 – werden in der Regel erst am zweiten Schultag eingeschult.