Nach einem 100 Millionen-Betrug dauern die Ermittlungen der französischen und deutschen Polizei sowie die Suche nach dem verschwundenen Geld an. (Archivbild)
Nach einem 100 Millionen-Betrug dauern die Ermittlungen der französischen und deutschen Polizei sowie die Suche nach dem verschwundenen Geld an. (Archivbild) Foto: Christoph Reichwein/dpa

Paris/Düsseldorf (dpa) – Ein Jahr nach dem Aufdecken des rund 100 Millionen Euro schweren Finanzbetrugs zulasten der französischen Modekette Kiabi dauern die Ermittlungen und die Suche nach dem verschwundenen Geld an. Die frühere Finanzchefin der Kette sitze weiterhin in Untersuchungshaft, wie die Pariser Staatsanwaltschaft mitteilte. Sie ermittelt wegen massiver Veruntreuung.


Die 40-Jährige soll die Millionen zunächst auf ein Konto bei der Volksbank Düsseldorf Neuss überwiesen haben – angeblich als Geldanlage für Kiabi. Tatsächlich soll sie das Geld anschließend auf ein Konto in der Türkei weitergeleitet haben. Als die Modekette im Sommer 2024 auf die Summe zugreifen wollte, war sie verschwunden.

Festnahme bei Landung mit Privatjet

Französische Finanzfahnder nahmen die Ex-Managerin, die zuletzt in der Luxusbranche in Florida arbeitete, ins Visier. Da sie ihr ausschweifendes Leben offen in sozialen Netzwerken zeigte, konnten Ermittler sie bei der Landung mit einem Privatjet auf Korsika festnehmen. Im Gepäck fanden sie Schmuck und Luxusgüter im Wert von mehr als 500.000 Euro.

Da die Verdächtige in Frankreich über kein Vermögen verfüge, konnten zunächst nur diese Gegenstände beschlagnahmt werden, teilte die Pariser Staatsanwaltschaft mit. Die Ermittlungen, um ihr Vermögen im Ausland zu identifizieren, ausfindig zu machen und zu beschlagnahmen, dauerten an.

Immobilien im Millionenwert entdeckt

Die Modekette hat in den USA bereits ein zivilrechtliches Verfahren angestrengt, um Zugriff auf Immobilien zu erhalten, die die Ex-Finanzchefin dort mit dem ergaunerten Geld gekauft haben soll. Wie die Zeitung «La Voix du Nord» im Mai nach Einsicht in US-Justizdokumente berichtete, wurden dabei ein Penthouse für 1,1 Millionen Euro, eine Villa für 15,6 Millionen Euro, ein Appartement im Wert von 1,3 Millionen Euro sowie Kunstobjekte für knapp 200.000 Euro entdeckt.

Auch die Düsseldorfer Staatsanwaltschaft ermittele weiter wegen Betrug, Urkundenfälschung und Untreue, wie ein Sprecher sagte. Nach Medienberichten hatte die Volksbank selbst Anzeige erstattet, nachdem sie infolge des Falls mit einer Forderung von über 100 Millionen Euro konfrontiert war.