
Ratingen. Der Löwenbrunnen bekommt eine neue Lunge – und zwar im XXL-Format. Die Stadt baut neben dem Brunnen eine begehbare Brunnenkammer (Größe „Fertiggarage“), die aus zwei Bereichen besteht: Wasserreservoir und Technikraum mit Pumpe/Reinigung. Die Grube misst rund 7×5 Meter bei 3,50 Meter Tiefe. Ziel: Die 50 Jahre alte Anlage soll wieder zuverlässig sprudeln, optisch überarbeitet wurde der Brunnen obendrein. Im Jubiläumsjahr 750 Jahre Ratingen (2026) soll alles glänzen.
Ursprünglich war der Einbau der Kammer als „dritter und größter Bauabschnitt“ ab 22. September vorgesehen – mit Ausweichflächen für den Wochenmarkt, Rücksicht auf Außengastronomie und dem klaren Ziel, bis 31. Oktober fertig zu sein, damit Weihnachtsmarkt und Adventsgeschäft nicht leiden. Auch die Stromversorgung des Marktes wurde bereits modernisiert, inklusive neuer Unterflurverteiler und zusätzlicher Technik fürs Bürgerhaus. Positiver Nebeneffekt: Unter dem Marktplatz wird gleichzeitig ein Baumschutzsystem für bessere Bewässerung und Belüftung installiert. Soweit der Plan.
In der Praxis zeigte sich der Ratinger Untergrund von seiner sturköpfigen Seite: Bei den Bohrungen für Stahlträger stieß man überraschend auf außergewöhnlich harten Boden – nennen wir es der Einfachheit halber „Fels“. Ergebnis: Der Bauablauf geriet um rund drei Wochen ins Hintertreffen.
Damit der Weihnachtsmarkt wie angekündigt am 21. November auf dem Marktplatz eröffnen kann, zieht die Stadt den Plan B: Die offene Fläche am Brunnen wird verfüllt und vorübergehend asphaltiert – ein Verfahren, das sich bei innerstädtischen Maßnahmen bereits bewährt hat. Im neuen Jahr, wahrscheinlich nach Frostperiode und Karneval, werden die Arbeiten dann übergangslos und punktgenau wieder aufgenommen – mit dem unverändertem Ziel, das Brunnenensemble rechtzeitig zum Jubiläumssommer 2026 in Betrieb zu nehmen.
Dass provisorische Oberflächen in der Ratinger Innenstadt kein Fremdwort sind, zeigt der Blick in die Fußgängerzone: An der Oberstraße war die Straße nach Leitungs- und Kanalarbeiten zunächst provisorisch hergestellt, die endgültige Natursteinpflasterung folgt abschnittsweise – koordiniert mit der Düsseldorfer Straße, die nach dem großen Wasserrohrbruch 2022 ebenfalls grundhaft erneuert und seit Juni 2025 in Naturstein neu gepflastert wird. Kurz: Provisorisch dicht machen, damit die Innenstadt funktioniert – final hübsch machen, wenn es der Baukalender zulässt. Eine Strategie, die man mögen kann – oder sarkastisch als „Ratinger Schachbrett“ in die Analen der Stadt eingehen lässt.
Die Marktplatzarbeiten laufen bereits seit 16. Juni – parallel zur Ertüchtigung der technischen Infrastruktur (Strombänke, Übergabestation, Bühnenanschlüsse). Die Stadt verweist darauf, dass sämtliche Schritte eng mit Anliegern und Händlern abgestimmt wurden, um Sperrungen erträglich zu halten. (Ja, es gab trotzdem Murren. Innenstadt-Baustellen sind selten Symphoniekonzerte.)
Ein Wort zum Stadttheater – als Hintergrund, warum Timing im öffentlichen Bauen derzeit ein sensibles Thema in Ratingen ist: Nach der Kernsanierung läuft das Projekt nun unter neuer Leitung weiter, überraschenderweise war die Gesamtkoordination durch eine geringe Personalstärke trotz eines angekündigten „Nicht zu Schaffen“, letztendlich auch nicht zu schaffen. Eine belastbare Bauzeitenprognose wird derzeit durch eine Sonderstabsstelle erarbeitet. Zielmarke bleibt, die Spielzeit 2026/27 wieder im Haus zu eröffnen. Es wäre ein schönes Doppel: Theater-Vorhang auf – und der Löwe plätschert auch souverän vor sich hin. Bis dahin bleiben Geduld, Zwischenlösungen und Baustellen-Diplomatie gefragt. Und natürlich gehen den Ratingern auf diese Art so schnell nicht die Gesprächsthemen aus.
Fazit (mit Augenzwinkern): Das Brunnen-Update ist technisch sinnvoll und fürs 750-Jahre-Finale wichtig. Dass der Untergrund nun ausgerechnet im Endspurt auf Widerstand stiess, passt zur Ratinger Stadthistorie und Baustellenbilanz der letzten Jahre. Immerhin: Auch der heilige St. Sebastianus soll sich seinerzeit einem gewissen Widerstand Ratingens konfrontiert zuerst einmal zurückgezogen haben. Letztendlich aber durchgesetzt haben, wie auch der Löwe, der nicht nur stolz schaut, sondern dann auch endlich wieder zuverlässig spuckt. Und das wäre, Hand aufs Herz, ein Ruhmesblatt – wenigstens fürs Wasser.
Hinweis der Redaktion: Offizielle Detailstände zu Marktplatz/Brunnen veröffentlicht die Stadt jeweils in ihren Pressemeldungen; Abweichungen (z. B. durch Witterung) sind möglich.