Ratingen. Kurz vor dem Start in die Martins- und Weihnachtssaison verdichten sich die Hinweise, dass das Gänseangebot in diesem Jahr deutlich knapper und teurer ausfallen wird. Auslöser ist die seit Monaten anhaltende Geflügelpest in Europa, die besonders Lieferländer wie Polen und Ungarn getroffen hat. Dort mussten Betriebe Tiere keulen oder stehen unter Auflagen, was die verfügbare Menge drückt und die Produktions- wie Transportkosten erhöht. EU-Fachstellen berichten für Sommer und Frühherbst 2025 von zahlreichen Nachweisen bei Wild- und Hausvögeln in Europa; die Behörden warnen vor weiterem Druck in der Saison 2025/26.
Rund 80 Prozent der in Deutschland verarbeiteten Gänse kommen aus diesen beiden Ländern. Schon jetzt berichten Händler von angespannten Märkten, höheren Einstandspreisen und verzögerten Lieferzusagen. Die Fachbranche rechnet damit, dass vor allem frische Ware zur Mangelzone werden und preislich deutlich über dem Vorjahr liegen dürfte. Parallel häufen sich in Deutschland wieder Nachweise und Ausbrüche – zuletzt unter anderem in Niedersachsen sowie bei Wildvögeln, woraufhin regionale Stallpflichten und Sperrzonen angeordnet wurden.
Mit der Herbstmigration steigt traditionell das Eintragsrisiko, weil infizierte Wildvögel – vor allem Wasser- und Küstenvögel – das Virus auf dem Durchzug mitbringen können. Aktuelle Funde bei Kranichen und anderen Wildvögeln in Deutschland unterstreichen das. Für Halter bedeutet das erhöhte Wachsamkeit bis in den Winter hinein.
Große Geflügelhaltungen verschärfen die Biosicherheit: strikte Stallhaltung, geschlossene Ein- und Ausläufe, separate Schutzkleidung, Besucher- und Fahrzeugmanagement, Desinfektionsschleusen sowie die Abdeckung von Futter und Tränken, sodass kein Kontakt zu Wildvögeln entsteht. Länderbehörden ordnen in betroffenen Zonen zusätzlich Stallpflicht, Sperr- und Überwachungszonen an; bei Ausbrüchen werden Bestände gekeult und Bewegungen streng reglementiert. Kleine und Hobbyhaltungen sollen Tiere konsequent im Stall oder unter engmaschigen Netzen halten, Futter und Tränken vor Wildvögeln schützen und keine Geflügel-Zusammenführungen organisieren.
Die Folge: Erste Restaurants in Ratingen reagieren bereits. Aus Kostengründen wird die klassische Gänsekeule zum Martinsfest bei einigen Häusern in diesem Jahr gar nicht angeboten. Küchenchefs berichten, dass kalkulatorisch kaum noch Luft sei; entweder würden die Preise für Gäste auf ein schwer vermittelbares Niveau steigen – oder das Gericht fällt aus der Karte.
Dass die Entscheidung kein Einzelfall bleiben wird, gilt in der Szene als wahrscheinlich. Die saisonale Nachfrage trifft auf ein ausgedünntes Angebot, während die allgemeine Kostenlage in Gastronomie und Lebensmittelkette ohnehin erhöht ist. Für Verbraucherinnen und Verbraucher heißt das: Wer in diesem Jahr Wert auf Gans legt, muss mit höheren Preisen, knapper Auswahl und teils vollständigem Ausfall auf Speisekarten rechnen.