Immer wieder einen Besuch wert, der historische Garten im Poensgenpark, Bild: Alexander Heinz
Immer wieder einen Besuch wert, der historische Garten im Poensgenpark, Bild: Alexander Heinz

Ratingen | Wer in Ratingen über Industriekultur, Stadtgeschichte und Natur spricht, kommt am Poensgenpark nicht vorbei. Der heute rund 4,5 Hektar große Landschaftsgarten an der Anger verbindet die Anfänge der frühen Textilindustrie mit der Gartenkunst des 19. und frühen 20. Jahrhunderts – und bildet gemeinsam mit dem LVR-Industriemuseum Cromford und der Wasserburg Haus zum Haus eine eindrucksvolle „Phalanx“ Ratinger Sehenswürdigkeiten.


Die Wurzeln der Anlage reichen bis in die Zeit Johann Gottfried Brügelmanns, des Gründers der Textilfabrik Cromford (Betriebsaufnahme 1784). Um 1790 entstand zunächst ein barocker Garten, an dem der junge Maximilian Friedrich Weyhe mitwirkte – ein früher Fingerzeig auf die spätere Gartenberühmtheit des Rheinlands. Von dieser Phase zeugt heute noch die kleine Kastanienallee zum Herrenhaus.

Den Namen und Charakter erhielt der Park 1906/07: Der Düsseldorfer Industrielle Carl Poensgen erwarb das Gelände und ließ es vom Gartenarchitekten Reinhold Hoemann als englischen Landschaftspark neu gestalten. Auf der Anhöhe über der Angeraue entstand 1907/08 das „Angerhaus“ nach Plänen der Düsseldorfer Architekten Kayser & von Groszheim – repräsentativ, aber eingebettet in geschwungene Wege, weite Rasenflächen und Solitärbäume, wie es dem damaligen Parkideal entsprach.

Die Wirren des 20. Jahrhunderts hinterließen deutliche Spuren. Während der Besitz in Teilen an die Vereinigten Stahlwerke überging, traf am 22. März 1945 ein Bombardement nicht nur die nahe Fabrik Cromford, sondern auch den Park: Das Angerhaus und sein Hausgarten wurden zerstört. In der Nachkriegszeit blieb die Anlage in Privatbesitz – unter anderem des Industriemanagers Walter Rohland –, ehe sie 1977 erstmals für die Öffentlichkeit zugänglich wurde. 1984 kaufte die Stadt Ratingen den Park.

Gartendenkmalpflegerisch wurde der Poensgenpark in den 1990er-Jahren neu gelesen: Ein Parkpflegewerk (1995) mündete 1997 in die Unterschutzstellung als Gartendenkmal. 2005 folgte die Aufnahme in die „Straße der Gartenkunst zwischen Rhein und Maas“ – ein Prädikat, das die besondere Qualität der Anlage im regionalen Kontext unterstreicht.

Auch die jüngere Zeit brachte Herausforderungen – und Erneuerung. Das Pfingstunwetter 2014 richtete große Schäden an, die monatelange Sperrungen nach sich zogen. 2017 musste die markante, etwa 100 Jahre alte Atlas-Zeder aus Sicherheitsgründen gefällt werden; als Ausgleich wurden 2019 entlang der südlichen Parkkante 38 Tulpenbäume gepflanzt. Aktuell stellt die Stadt den historischen Hausgartenbereich schrittweise wieder her – ein weiterer Baustein, der die historische Lesbarkeit der Anlage verbessert.

Heute präsentiert sich der Poensgenpark als „später“ Landschaftspark an der Wende zum 20. Jahrhundert – mit großzügigen Wiesen, Sichtbezügen zur Anger und botanischen Besonderheiten vom Riesenmammutbaum bis zur Parrotie. Sein Reiz liegt im Zusammenspiel aus Natur und Geschichte: Hier wird die Entwicklung vom barocken Fabrikanten-Garten über den repräsentativen Industriellenpark bis zum öffentlichen Denkmal erfahrbar. Zusammen mit dem Industriemuseum Cromford in unmittelbarer Nachbarschaft und der Wasserburg Haus zum Haus fügt sich der Poensgenpark nahtlos in die Reihe der wichtigsten Ratinger Ziele ein – ein Ort zum Spazieren, Entdecken und Innehalten, der die Identität der Stadt wie kaum ein anderer spürbar macht.

Markante Bäume und Gehölze im Poensgenpark (Auswahl)

  • Riesen-Mammutbaum (Sequoiadendron giganteum)
  • Tulpenbaum (Liriodendron tulipifera) — in neuerer Zeit in Serie nachgepflanzt
  • Eisenholzbaum / Parrotie (Parrotia persica)
  • Libanon-/Atlas-Zedern (einzelne Altbäume bzw. Ersatzpflanzungen)
  • Rotbuchen-Solitärbestände (Fagus sylvatica)
  • Sumpfzypresse (Taxodium distichum) in Ufernähe
  • Kastanienallee-Restbestand als historisches Motiv