Ratingen | Am Ratinger Stadtrand, im Nah- und Erholungsgebiet Grüner See, erinnert seit Kurzem wieder eine Informationstafel an das ehemalige Herrenhaus „Gut Heiligendonk“. Die neue Stele ersetzt eine ältere Gedenktafel, die vor einigen Jahren entwendet worden war. Damit wird der Ort erneut als historischer Schauplatz markiert – genau dort, wo das Gut bis zu seiner Zerstörung im Jahr 1944 stand.
Zwischen 1989 und 2004 hatten auf dem Gelände umfangreiche archäologische Grabungen stattgefunden. Die Funde belegen, dass hier über viele Jahrhunderte eine wechselvolle Landschafts- und Siedlungsgeschichte stattfand: Vom sumpfigen Schwemmland entwickelte sich das Areal zu einem dauerhaft besiedelten Düne-Rücken („Donk“). Frühzeitliche Grubenhäuser verweisen auf sesshaft werdende Jäger und Sammler. Spätere Befunde deuten auf eine hölzerne „Burganlage“ zwischen dem 5. und 10. Jahrhundert hin – mit Fachwerkhäusern, Ställen, Scheunen sowie Palisaden und Wassergraben als Schutz.
Um 1700 wurde die zuvor bestehende Fachwerkbebauung durch ein repräsentatives Steinhaus ersetzt. Das Herrenhaus mit breiter Freitreppe war weniger Verteidigungsbau als Ausdruck von Rang und Besitz in einer friedlicheren Epoche nach dem Dreißigjährigen Krieg. Erst im Zweiten Weltkrieg endete die lange Nutzungsgeschichte abrupt: Das Gebäude wurde 1944 durch Bomben zerstört.
Die neue Erinnerungstafel fasst diese Entwicklung anschaulich zusammen und macht deutlich, wie tief die Geschichte des Ratinger Raums in die Landschaft eingeschrieben ist. Sie versteht sich nicht nur als Ersatz für das gestohlene Original, sondern als bewusste Rückgabe eines historischen Gedächtnisortes in den öffentlichen Raum und das in einer Form, die nicht zum Diebstahl einlädt. (Die alte Metalltafel war wahrscheinlich aus Gründen des Materialwerts entwendet worden).
Obwohl der Name „Rath“ im Zusammenhang mit Gut Heiligendonk immer wieder auftaucht, liegt der Fundort heute nicht im Düsseldorfer Stadtteil Rath, sondern auf dem Gebiet der Stadt Ratingen – im Westen der Stadt, nahe der Autobahn A 44. Der Begriff „Rath“ verweist hier auf die historische Honschaft Rath, einen alten Verwaltungsbezirk aus vorindustrieller Zeit, dessen Name nichts mit der heutigen kommunalen Gliederung Düsseldorfs zu tun hat.
Die archäologischen Grabungen, die zwischen 1989 und 2004 auf dem Gelände des späteren Guts durchgeführt wurden, belegten, dass der Platz weit älter ist als das Herrenhaus selbst. Unter den jüngeren Schichten fanden sich Reste eines eisenzeitlichen Gehöfts mit Spuren früher sesshafter Nutzung, unter anderem Grubenhäuser, Pfostensetzungen und Hinweise auf kultische Handlungen. Diese eisenzeitliche Siedlungsphase liegt am selben Ort und gilt als Teil der tiefen Nutzungsgeschichte desselben Standortes, nicht als separates Objekt an anderer Stelle. Man kann daher sagen: Das, was später als Gut Heiligendonk bekannt wurde, steht in einer langen Kette von Nutzungen, die an genau diesem Punkt mindestens bis in die Eisenzeit zurückreichen.