Düsseldorf (dpa) – Wieder sorgt ein lange krankgeschriebener Lehrer für Aufregung in NRW: Der Mann soll während einer rund einjährigen Auszeit in zwei Kochshows im Fernsehen aufgetreten sein. Die zuständige Bezirksregierung Köln bestätigte der Deutschen Presse-Agentur, dass sie ein Disziplinarverfahren gegen den Mann eingeleitet habe.
Die Aufsichtsbehörde wollte keine weiteren Angaben machen, «da es sich bei Disziplinarangelegenheiten um streng vertrauliche Personalmaßnahmen handelt.» Wie die dpa erfuhr, war der Mann in zwei Kochshows als Kandidat angetreten. Die Bezirksregierung hatte den Lehrer zunächst um eine schriftliche Stellungnahme gebeten. So wollte man unter anderem klären, ob die Shows während der Krankschreibung ausgestrahlt oder tatsächlich aufgezeichnet worden waren.
Der Lehrer antwortete laut Bezirksregierung fristgerecht, das Schreiben sei danach geprüft worden. Im Anschluss wurde das Disziplinarverfahren eingeleitet. Voraussetzung dafür sind laut Gesetz «zureichende tatsächliche Anhaltspunkte». Das Verfahren kann aber auch eingestellt werden, wenn sich der Verdacht nicht erhärtet.
Kritik von der FDP
Der Fall erinnert an eine Lehrerin aus dem Ruhrgebiet, die seit 16 Jahren krankgeschrieben ist – und nie zum Amtsarzt musste. Als sich das Anfang des Jahres durch einen Wechsel in der Sachbearbeitung änderte, klagte die Frau – wodurch der Fall überhaupt publik wurde.
Zu dem krankgeschriebenen Lehrer aus den TV-Shows sagte FDP-Vize-Fraktionschefin Franziska Müller-Rech der dpa: «Offenbar gilt in Nordrhein-Westfalen: Dreistigkeit siegt. So ein Verhalten ist nicht nur massiv unkollegial, es schadet dem ganzen Berufsstand und dem Vertrauen in staatliches Handeln.» Rech forderte: «Wir brauchen endlich ein wirksames System, um dauerhaft krankgeschriebene Lehrkräfte systematisch auf ihre Dienstfähigkeit zu überprüfen.»
1.388 Beamte im schulischen Bereich länger krankgeschrieben
Zu Rechs Forderung gibt es Zahlen aus einem aktuellen «Lagebild zu Langzeiterkrankungen bei Landesbeamten». Daraus geht hervor, dass im Geschäftsbereich des Schulministeriums 745 Beamte seit mehr als sechs Monaten, 582 Beamte mehr als ein Jahr, 47 Beamte länger als drei Jahre und 14 seit mehr als fünf Jahren krankgeschrieben sind. Von diesen 1.388 Personen mussten laut Land bisher 772 zum Amtsarzt – also etwa 55 Prozent.
Ein Sprecher des Schulministeriums sagte, die Landesregierung werde «die jüngsten Debatten zum Anlass nehmen, zu prüfen, inwieweit die Abläufe und Verfahrensweisen im Umgang mit langzeiterkrankten Beamtinnen und Beamten im Interesse aller Beteiligten optimiert werden können».

