Hier wacht er nun, der kleine Ratinger Löwe am Dicken Turm, Bild: Ratinger Jonges
Hier wacht er nun, der kleine Ratinger Löwe am Dicken Turm, Bild: Ratinger Jonges

Ratingen | Fast ein ganzes Jahrhundert lang hielt der kleine Bergische Löwe neben dem Bürgerhaus am Marktplatz in Ratingen das Stadtwappen in seinen Krallen – allein durch Wind, Wetter und zahllose Kinderhände jedoch war die Skulptur zwischenzeitlich kaum noch erkennbar. Aus Muschelkalk vom Steinbruch in Kreisheim gefertigt und vermutlich in den 1920er-Jahren vom Düsseldorfer Künstler Ernst Reiss‑Schmidt geschaffen, war sie in die Jahre gekommen.


Anlässlich des bevorstehenden 750-jährigen Stadtjubiläums sollte das Wappentier in neuem Glanz erstrahlen. Der Verein Ratinger Jonges ließ daher eine originale Replik anfertigen – wieder in Muschelkalk, gefertigt durch einen Steinmetzbetrieb in Duisburg und in Abstimmung mit der Stadt aufgestellt. Danach wanderte das Original zur Lagerung auf den Baubetriebshof der Stadt.

Doch es blieb keine langfristige Ruhestätte: Die Jonges suchten nach einer würdigen Lösung – statt im Lager zu verstauben. In enger Abstimmung mit der Stadt fand der Löwe nun einen neuen Standort: Unmittelbar beim Dicken Turm, am Zugang zum Stadtgraben, eingebettet in ein neu gestaltetes Beet und gut sichtbar für die Öffentlichkeit. Damit setzt er ein klares Signal für die Neugestaltung des Wassergrabens und verbindet Geschichte mit Stadtraumgestaltung.

Die kleine, aber symbolträchtige Figur ist weit mehr als ein Denkmal – sie hat sich ins kollektive Gedächtnis der Stadt eingeschrieben. Wie es in der begleitenden Mitteilung heißt: „Die Ratinger haben diese kleine Skulptur in ihr Herz geschlossen.“

Dass nun eine Replik das Rampenlicht übernimmt, während das Original einen neuen Platz findet, zeigt einen sensiblen Umgang mit kulturellem Erbe: Erhalt durch Neubeginn. Für viele Passanten mag der Wechsel kaum auffallen – doch für Kenner der Stadtgeschichte ist es ein kleiner Schritt mit großer Bedeutung. Der Löwe bleibt Wächter, nun an einem Ort, der ihn sichtbar macht und ins Umfeld einbettet.

Ein modernes Kapitel einer fast hundertjährigen Geschichte, das zeigt: Wahrzeichen dürfen wandern – solange sie im Herzen ihrer Stadt bleiben.