Ratingen Lintorf | In einem eindrucksvollen neuen Format fand am Sonntag, dem 16. November, die Gedenkveranstaltung zum Volkstrauertag in Lintorf statt. Die St.-Annakirche war bis auf den letzten Platz gefüllt, als die Lintorfer Bruderschaft zu einer würdevollen Stunde des Erinnerns und Mahnens einlud. Bruderschaftschef Andreas Kellersmann begrüßte zahlreiche Majestäten, Mitglieder der Bruderschaft, Vertreterinnen und Vertreter der Blaulichtorganisationen, der Stadt sowie viele Delegationen aus der Lintorfer Vereinswelt.


In seiner Ansprache stellte Kellersmann das 80. Jahr des Kriegsendes in den Mittelpunkt. Dabei erinnerte er daran, dass der 8. Mai 1945 häufig als symbolischer Schlusspunkt des Zweiten Weltkriegs genannt wird. „Doch das Ende des Krieges war kein einzelner Tag, sondern ein langer, schmerzhafter Prozess“, so Kellersmann. Auch nach der Kapitulation Deutschlands sei das Leid vieler Menschen keineswegs vorbei gewesen: Demütigungen von vermeintlichen Kollaborateuren, Ausgrenzung von Besatzungskindern sowie Übergriffe gegen sowjetische Kriegsgefangene und Zwangsarbeiter, oft durch ihre eigenen Landsleute, prägten die chaotische Zeit nach Kriegsende.

Vor diesem Hintergrund betonte Kellersmann die Bedeutung des Volkstrauertags als Tag der Verantwortung – nicht nur gegenüber der Vergangenheit, sondern ebenso gegenüber Gegenwart und Zukunft. Frieden, Freiheit und Demokratie seien keine selbstverständlichen Zustände: „Diese Werte müssen immer wieder neu errungen, verteidigt und aktiv gestaltet werden.“

Besonders bewegend wurde diese Botschaft durch den Beitrag der Schülerinnen und Schüler des Kopernikus-Gymnasiums Lintorf. Eine Gruppe der 10. Jahrgangsstufe gestaltete das Toten- und Opfergedenken mit eigenen Texten und Gedanken, die sie mit großer Ernsthaftigkeit vortrugen. Ihr Engagement sorgte für spürbare Betroffenheit im Kirchenraum und wurde mit langanhaltendem Applaus gewürdigt.

Die Veranstaltung zeigte eindrucksvoll: Gedenken ist lebendig – und die junge Generation ist bereit, Verantwortung zu übernehmen. Mit ihrem Beitrag setzten die Schülerinnen und Schüler ein starkes Zeichen dafür, dass Erinnerungskultur dort am stärksten wirkt, wo sie mit persönlicher Haltung und eigener Stimme verbunden ist.