In Kelberg ist Schluss (Archivbild)
In Kelberg ist Schluss (Archivbild) Foto: Thomas Frey/dpa

Kelberg/Leipzig (dpa/lrs) – Seit vielen Jahren klafft in der Autobahn 1 in der Eifel eine rund 25 Kilometer lange Lücke. Im rheinland-pfälzischen Kelberg ist an der Anschlussstelle Schluss, bis es dann in Blankenheim in Nordrhein-Westfalen weiter geht. Im Zoff um den geplanten Weiterbau wird am heutigen Dienstag ein entscheidendes Urteil des Bundesverwaltungsgerichts (15 Uhr) in Leipzig erwartet. 


Um was geht es konkret?

Im Fokus steht der Ausbau der A1 auf rheinland-pfälzischer Seite: Konkret sind das etwa zehn Kilometer Strecke zwischen Kelberg im Kreis Vulkaneifel und Adenau im Kreis Ahrweiler. 2023 wurde dafür einen Planfeststellungsbeschluss erlassen. Gegen diesen klagt der rheinland-pfälzische Landesverband des Bunds für Umwelt und Naturschutz in Deutschland (BUND) in Leipzig.

Der Abschnitt geht in weiten Teilen durch Vogelschutzgebiet. Die Umweltschützer sehen vor allem Verstöße gegen den Artenschutz. Es gebe eine erhebliche Beeinträchtigung der Lebensräume zahlreicher Vogelarten, wie etwa vom Schwarzstorch und Grauspecht. Diese Beeinträchtigungen seien nicht hinreichend geprüft worden, sagen Prozessvertreter des BUND.

Was sagen die Befürworter?

Ohne Lückenschluss weicht der Verkehr auf Bundes- und Landstraßen in der Region aus. Ortsgemeinden wie Dreis-Brück im Kreis Vulkaneifel sehen sich dadurch erheblich belastet, auch wegen vieler Lastwagen. Das ist auch für den Eifeler Bundesverkehrsminister Patrick Schnieder (CDU) ein Grund, warum er den Lückenschluss für dringend erforderlich hält.

Zudem fordern Unternehmen und die Wirtschaft seit Jahrzehnten, die Lücke der A1 zu schließen. Die Autobahn sei wichtig für eine bessere Anbindung und die Sicherung von Arbeitsplätzen, heißt es. Für die rheinland-pfälzische Verkehrsministerin Daniela Schmitt (FDP) ist der A1-Lückenschluss «eines der drängendsten Infrastrukturprojekte in Rheinland-Pfalz».

Verkehrsprognosen haben laut Autobahn GmbH ergeben, dass im Bereich des A1-Lückenschlusses ein durchschnittliches tägliches Verkehrsaufkommen von 24.000 bis 30.000 Kraftfahrzeugen zu erwarten sei – mit erheblichem Schwerlastanteil.

Wie kommt der Lückenschluss insgesamt voran?

Langsam. Als letzte Abschnitte wurden die Strecken zwischen Daun und Gerolstein 2010/2011 (gut sechs Kilometer) sowie zwischen Gerolstein und Kelberg 2012 (mehr als zwei Kilometer) freigegeben. Seit Jahrzehnten gibt es immer wieder gibt es Streit um den Ausbau.

Die Autobahn 1 führt von der Ostsee bis zur französischen Grenze nahe Saarbrücken und ist dann mit 730 Kilometern eine der längsten Autobahnen Deutschlands – zurzeit eben noch mit dieser Unterbrechung. 

Der Lückenschluss soll nach jüngsten Angaben vom Bund rund 730 Millionen Euro für die insgesamt drei Abschnitte zwischen Kelberg und Blankenheim in NRW kosten. Am weitesten vorangekommen sind die Vorbereitungen für den Abschnitt zwischen Kelberg und Adenau in Rheinland-Pfalz.

Die Autobahnabschnitte sind im Fernstraßenbedarfsplan des Bundes im «Vordringlichen Bedarf» eingestuft. Für den Abschnitt Adenau-Lommersdorf (Nordrhein-Westfalen) sei 2026 die Vorlage eines Vorentwurfs geplant, mit dem dann das zurzeit ruhende Planfeststellungsverfahren wiederaufgenommen werden könnte. Für Lommersdorf-Blankenheim wird laut Autobahn GmbH frühestens 2027 mit einem Planfeststellungsbeschluss gerechnet. 

Wie geht es weiter?

Mit Spannung wird die Entscheidung des Bundesverwaltungsgerichts erwartet. Werden die Richter die Klage des BUND abweisen? Darf die Autobahn weiter ausgebaut werden? Oder muss nachgebessert werden?

Verzögerungen beim Bau sind auch wegen Finanzlücken beim Bund möglich. So stand der A1-Lückenschluss als eines von bundesweit 74 Projekten zum Aus- und Neubau von Autobahnen auf einer Liste, für die bis 2029 eigentlich bestandskräftiges Baurecht erwartet wird: Deren Baufreigabe steht aber noch unter einem Finanzierungsvorbehalt.