Ratingen | Die Temperaturen sinken, Seen frieren zu, und viele Menschen verspüren in der kalten Jahreszeit den Impuls zu helfen. Enten am Weiher, Gänse im Park oder sogar Füchse am Waldrand scheinen hungrig – und schnell landet ein Stück Brot im Wasser oder ein Teller mit Küchenresten im Gebüsch.
Doch was gut gemeint ist, kann für die Tiere fatale Folgen haben. Die Stadt Ratingen ruft deshalb eindringlich dazu auf, das Füttern von Wildtieren konsequent zu unterlassen.
„Helfen“ kann tödlich sein
Brot, Kuchenreste oder Nudeln mögen harmlos wirken – für viele Tiere sind sie jedoch Gift.
Enten und andere Wasservögel leiden durch falsche Nahrung an schweren Verdauungsproblemen, Mangelernährung oder sogar Organversagen. Igel, die Speisereste bekommen, reagieren häufig mit gefährlichen Stoffwechselstörungen.
Doch das gesundheitliche Risiko ist nur ein Teil des Problems.
Füttern verändert Verhalten – und bringt Tiere in Lebensgefahr
Viele Wildtiere verlieren durch regelmäßige Fütterung ihre natürliche Scheu vor dem Menschen.
Das klingt zunächst niedlich – ist aber brandgefährlich.
Füchse, Waschbären und Wildschweine, die lernen, dass Futter in Siedlungsbereichen leicht zu bekommen ist, nähern sich immer häufiger Straßen, Häusern oder Gärten. Das führt zu gefährlichen Begegnungen, Verkehrsunfällen und erhöhtem Seuchendruck.
Was als Tierliebe beginnt, endet oft in Situationen, in denen die Tiere – und manchmal auch Menschen – in ernste Gefahr geraten.
Krankheiten breiten sich rasant aus
Wo gefüttert wird, sammeln sich Tiere in ungewöhnlich großer Zahl.
Solche künstlichen „Futterplätze“ fördern die schnelle Ausbreitung von Krankheiten und Parasiten. Wasservögel etwa stecken sich beim gemeinsamen Fressen viel häufiger gegenseitig an – mit Folgen für ganze Populationen.
Auch dadurch entsteht ein Teufelskreis: Je mehr Tiere sich versammeln, desto stärker wächst die Belastung für das Ökosystem rund um Teiche, Wälder und Parks.
Füttern ist verboten – und teuer
In Ratingen gilt:
Für Wasservögel, Bisamratten, Füchse und andere Wildtiere besteht ein ausdrückliches Fütterungsverbot.
Wer sich nicht daran hält, riskiert ein Bußgeld von bis zu 1.000 Euro.
Das Verbot ist kein bürokratischer Selbstzweck – sondern ein Schutzmechanismus für die Tiere und ihre natürlichen Lebensräume.
Natürliche Hilfe ist die beste Hilfe
Wildtiere finden normalerweise auch im Winter genug Nahrung.
Wer dennoch unterstützen möchte, kann das ohne Futter tun:
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Gärten naturnah gestalten: verblühte Stauden stehen lassen – ihre Samen sind natürliche Winterkost für Vögel.
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Herbstlaub liegen lassen: darunter überwintern Insekten, die wichtige Nahrungsquelle für viele Tiere sind.
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Heimische Sträucher pflanzen: etwa Haselnuss- oder Beerensträucher; sie bieten Nahrung und Schutz.
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Eichhörnchen freuen sich über Walnüsse oder Haselnüsse – am besten naturbelassen und mit Schale.
Umweltdezernent Prof. Dr. Bert Wagener betont:
„Die Tiere kann man auch auf natürliche Weise bei ihrer Futtersuche unterstützen – zum Beispiel durch das Pflanzen von Haselnuss- und Beerensträuchern.“
Echte Tierliebe schützt – sie schadet nicht
Wer Wildtiere füttert, glaubt zu helfen. Doch oft entsteht genau das Gegenteil: Krankheit, falsche Ernährung, Abhängigkeit und Gefahr.
Die Stadt Ratingen ruft deshalb alle Bürgerinnen und Bürger dazu auf, Tiere mit Respekt – und mit der nötigen Distanz – zu schützen.
Denn: Nicht alles, was gut gemeint ist, tut den Tieren wirklich gut.

